Manch Ding will noch etwas Weile haben, wozu auch der kommende Renault Twingo gehört - natürlich rein elektrisch angetrieben. Spannend an dem künftigen Kleinstwagen ist sicherlich sein Preis. Denn Renault verspricht, ihn für unter 20.000 Euro anzubieten. Das klingt jetzt noch nicht wirklich nach Revolution, denn Citroën gibt das gleiche Versprechen für den ë-C3 ab und dieser rangiert immerhin eine ganze Klasse über der des Twingo.
Doch Designchef Sandeep Bhambra winkt ab und sieht dem gelassen entgegen. Erstens sei der Twingo mehr Premium als der Wettbewerb. Und zweitens sei das Package so ausgezeichnet, dass der 3,75 Meter lange A-Segment-Vertreter innen viel Platz biete. Auf der vom 10. bis 19. Januar stattfindenden Brüssel Motor Show kann sich die Öffentlichkeit selbst von den angeblichen Vorzügen überzeugen. Denn hier steht ein Concept, das laut Hersteller bereits zu 95 Prozent dem Serien-Twingo entsprechen soll, der nächstes Jahr zu den Händlern rollt und übrigens in Europa, nämlich Slowenien, produziert wird.
Das Exponat wirkt noch nicht perfekt, aber es ist eben auch noch nicht die Verkaufsversion. Allerdings ist klar zu sehen, dass der neue Twingo nicht nur Designanleihen am ersten Modell nimmt, das 1993 auf den Markt kam. Im Grunde sieht der Neue genauso aus wie das Urmodell, nur eben moderner und mit LED-Technologie versehen.
Innen modular und praktisch
Auch innen ist der Newcomer deutlich moderner geworden. Ich erhasche als Erstes einen Blick in den Fond, denn der Andrang hier auf der Messe ist groß, die Leute möchten den Twingo sehen. In der zweiten Reihe präsentiert sich eine etwas knapp gehaltene Sitzbank mit zwei konturierten Aussparungen - eine dritte Person passt hier nicht hinein. Richtig, der Twingo ist ein Viersitzer. Die Rückbank werde noch ein kleines bisschen größer, verspricht Bhambra. Außerdem ist sie umklapp- sowie verschiebbar. Dass die Techniker nicht versucht hätten, den begrenzten Raum bestmöglich zu nutzen, kann man ihnen nicht vorwerfen.
Und die erste Reihe? Ich mache die Sitzprobe und blicke auf viel Infotainment. Alles da vom modernen Kombiinstrument (bestehend aus sieben Zoll Displayfläche) bis zum zentralen Screen mit immerhin zehn Zoll. Das Design ist ganz klar an die R5-Instrumente angelehnt. Außerdem fehlt es weder an praktischen Features noch an witzigen Gimmicks. Die Bandbreite reicht vom magnetischen Smartphone-Halter bis zu im Auto verteilten kecken französischen Sprüchen. Öffnet man die Tür, ist "Bonjour" auf dem umlaufenden Endstück der Armaturentafel zu lesen.
Twingo mit hohem Wiedererkennungswert
Auch das Äußere beherbergt smarte Details. Beispielsweise jeweils am Front- und Heckstoßfänger zwei federnde Elemente, um kleine Parkrempler schadlos überstehen zu können. Ob diese es in die Serie schaffen? Wäre cool, aber - Schweigen im Walde.
Eine Sache verraten die Franzosen dann aber doch: Das kleine rautenförmige Display, das auf der Haube der Studie prangt anstelle eines Markenemblems, wird es beim Serienfahrzeug nicht geben. Schade. Dafür markante Scheinwerfer mit LED-Tagfahrleuchten, die an menschliche Augenbrauen erinnern. An Wiedererkennungswert mangelt es dem kleinen Franzosen also wahrlich nicht.
Fast keine Angaben machen die Experten zum Antriebsstrang. Bekannt ist, dass der Twingo auf der sogenannten AmpR-Small-Plattform basiert. Dabei handelt es sich um den gleichen Unterbau, der auch bei Renault 4 sowie 5 zum Einsatz kommt. Das Chassis lässt sich im Radstand skalieren, hier ist es die kleinste Ausgabe. Um den Raum optimal zu nutzen, wird eine speziell für den Kleinstwagen entwickelte Batterie verwendet, über deren Kapazität sich die Verantwortlichen noch ausschweigen. Definitiv möglich sein wird auch schnelles Laden mit Gleichstrom - ein Feature, das der letzte rein elektrische Twingo nicht bot.
Wann die Serienversion des neuen Renault Twingo enthüllt wird, steht noch nicht fest. Dass der Twingo Erfolg haben könnte, scheint möglich. Die Idee, alte Ikonen wieder aufleben zu lassen, ist vielleicht gar nicht schlecht. Dennoch müssen sich die Franzosen neu erfinden, um nachhaltig erfolgreich unterwegs zu sein. Denn so viele markante Renault-Ikonen, an die sich potenzielle Neuwagenkunden noch erinnern, hat der Konzern gar nicht.
Quelle: ntv.de
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