Trump gibt Diversitätsprogrammen Schuld an Flugzeugunglück

  31 Januar 2025    Gelesen: 61
  Trump gibt Diversitätsprogrammen Schuld an Flugzeugunglück

Auch den tragischen Flugunfall mit 67 Todesopfern nutzt US-Präsident Trump für seinen Kreuzzug gegen die Förderung von Gleichstellung: Die Ansprüche an die Flugaufsicht seien gesenkt worden. Dabei deuten aktuell eher die Arbeitsbedingungen auf die Ursache des Unglücks hin.

Nach dem tödlichen Flugzeugunglück in Washington sind die Flugschreiber der mit einem Militärhubschrauber kollidierten Passagiermaschine gefunden worden. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB teilte mit, die Geräte würden nun in ihren Laboren analysiert. Die Maschine war beim Landeanflug zum Ronald Reagan Washington National Airport mit dem Militärhubschrauber zusammengestoßen. Beide Maschinen stürzten dann in den Potomac. Nach US-Medienberichten waren bis Donnerstagabend 40 Leichen geborgen worden; insgesamt hatten sich 67 Menschen an Bord der verunglückten Maschinen befunden.

Nach ersten Erkenntnissen der Flugaufsichtsbehörde FAA war der Kontrollturm am Reagan-Flughafen zum Zeitpunkt des Unglücks unterbesetzt, wie die "New York Times" berichtete. Die Besetzung sei "nicht normal für die Tageszeit und das Volumen des Verkehrs" gewesen, zitierte die Zeitung einen FAA-Bericht.

Der Fluglotse, der die Hubschrauber im Umfeld des Flughafens geleitet habe, habe auch die landenden und startenden Flugzeuge instruiert, hieß es in dem Bericht. "Diese Jobs werden typischerweise zwei Lotsen zugewiesen und nicht einem." Der Luftraum direkt über Washington ist oft überfüllt mit Flugzeugen, die Kurs zum oder vom Reagan-Flughafen nehmen, und militärischen wie zivilen Hubschraubern, in denen oft Politiker sitzen.

Ermittler der Unfallermittlungsbehörde NTSB teilten zudem mit, der Hubschrauber habe sich auf einer falschen Flughöhe befunden. Ansonsten hielten sie sich aber zunächst sehr mit Inhalten ihrer Ermittlungen zurück. "Sie müssen uns Zeit geben", sagte Behördenleiterin Jennifer Homendy. Die Ermittler hätten Daten und große Mengen an Informationen. Ziel ist laut einem anderen Vertreter der Behörde, innerhalb von 30 Tagen einen vorläufigen Bericht vorzulegen.

Trump: "Wollen die Leute, die kompetent sind"

Während im Potomac-Fluss noch nach Leichen gesucht wurde, machte Präsident Donald Trump die Vorgängerregierungen und ihre Diversitätsprogramme für das Unglück verantwortlich. So nutzte er eine Pressekonferenz für seinen Kreuzzug gegen Unterstützungsprogramme zugunsten Angehöriger von Minderheiten. Der Rechtspopulist vertrat die Ansicht, dass diese Diversitätsprogramme unter seinen Amtsvorgängern Barack Obama und Joe Biden die Qualitätsansprüche an das FAA-Personal und damit die Sicherheitsstandards gesenkt hätten.

"Ich habe die Sicherheit an erste Stelle gesetzt. Obama, Biden und die Demokraten haben die Politik an erste Stelle gesetzt", sagte Trump. Seine Vorgänger hätten das Personal "zu weiß" gefunden, sagte der Republikaner auch und fügte hinzu: "Und wir wollen die Leute, die kompetent sind."

Trump attackierte zudem den früheren Verkehrsminister Pete Buttigieg: "Er hat es direkt vermasselt mit seiner Diversität". Der offen homosexuelle Buttigieg nannte die Anschuldigungen "widerwärtig". "Während Familien trauern, sollte Trump führen, nicht lügen", schrieb Buttigieg bei X. Später wies Trump die Regierung in einem offiziellen Memo an, eine "Verschlechterung der Einstellungsstandards" unter Biden zu untersuchen und unqualifizierte Beschäftigte zu ersetzen.

Trump hatte bereits wenige Stunden nach dem Unglück auf seiner Onlineplattform Truth Social die Flugsicherung kritisiert. Sein Verkehrsminister Sean Duffy sagte später, das Unglück wäre "absolut" vermeidbar gewesen. An Bord des Flugzeugs hatten sich 60 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder befunden, in dem Helikopter drei Soldaten. Der Hubschrauber befand sich nach Armeeangaben auf einem "Ausbildungsflug".

Extreme Rettungsbedingungen

Unter den Passagieren waren nach Angaben des US-Eiskunstlaufverbands mehrere Eiskunstläufer und -trainer. Aus Moskau kam die Bestätigung, dass das russische Paar Ewgenija Schischkowa und Wadim Naumow mitgeflogen war. Sie gewannen als Eiskunstlaufpaar 1994 die Weltmeisterschaft. Wie Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf die chinesische Botschaft in den USA berichtete, waren auch zwei chinesische Staatsbürger unter den Opfern.

China drückte am Freitag sein "tiefes Beileid" über das Unglück aus. Wie ein Sprecher des Außenministeriums mitteilte, habe China die USA gebeten, es "umgehend über den Fortschritt der Such- und Rettungsmaßnahmen zu informieren, die Ursache des Unfalls rasch zu klären und die Folgemaßnahmen ordnungsgemäß abzuwickeln".

Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte sich in einem Kondolenzschreiben an Trump "tief erschüttert". "Ich bin in Gedanken bei den Familien der Menschen, die durch dieses Unglück ihr Leben verloren", fuhr er fort. Den unter schwierigen Witterungsbedingungen arbeitenden Rettungskräften "möchte ich meine größte Hochachtung ausdrücken", fuhr der Kanzler fort.

Die Bedingungen für die Rettungskräfte hatte Feuerwehrchef John Donnelly als "extrem schwierig" bezeichnet. Er verwies auf die Kälte, den starken Wind und das Eis auf dem Potomac. Die Hoffnungen auf Überlebende hatten die Behörden am Donnerstag aufgegeben. Es war das erste größere Flugzeugunglück in den USA seit 2009. Damals waren nahe Buffalo im Bundesstaat New York 49 Menschen bei einem Absturz ums Leben gekommen

Quelle: ntv.de, chl/AFP/dpa


Tags:


Newsticker