Vorhandene Medikamente dürfen in Afrika nicht mehr verteilt werden

  06 Februar 2025    Gelesen: 55
  Vorhandene Medikamente dürfen in Afrika nicht mehr verteilt werden

US-Präsident Trumps Ankündigung, die Entwicklungshilfe auszusetzen, kann in Afrika Millionen Menschen das Leben kosten. Aber nicht nur Afrika ist betroffen, auch global würde das Risiko für Seuchen steigen.

Ebola, Marburg-Virus, Affenpocken, hohe HIV-Raten, Corona, Malaria und schlecht ausgestattete Krankenhäuser - die Probleme, die in vielen afrikanischen Ländern derzeit die Gesundheitssysteme überlasten, könnten kaum größer sein. Da kommt nun die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, die amerikanische Entwicklungsagentur USAID dichtzumachen und die Gelder für die Weltgesundheitsorganisation WHO zu streichen, für die meisten Afrikaner zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt.

Denn in vielen afrikanischen Staaten sind die Gesundheitssysteme auf US-Hilfsgelder angewiesen. Ein Beispiel ist das ostafrikanische Land Uganda. Dessen Gesundheitsministerium finanziert gerade einmal 36 Prozent seines Budgets aus der eigenen Staatskasse, der Rest kommt von internationalen Gebern, vor allem den USA. In konkreten Zahlen bedeutet dies: Mit über 470 Millionen Dollar bezuschussen die USA Ugandas Gesundheits- und Entwicklungssektor. Ein Großteil davon geht in die Beschaffung und kostenlose Verteilung von Medikamenten, die das HI-Virus in Schach halten und dazu beitragen, dass rund 1,2 Millionen HIV-positive Ugander mit diesen täglichen Medikamentendosen ein einigermaßen normales Leben führen können. Weltweit sind es mehr als 20 Millionen HIV-Patienten, die von dem US-Hilfsprogramm für die weltweite Aids-Bekämpfung (REPFAR) abhängig sind.

Davon finanziert werden auch HIV-Tests, Anwendungen, die bei der Geburt die HIV-Übertragung von der Mutter auf das Baby verhindern, sowie Medikamente, die eingenommen werden können, um die Risiken einer HIV-Ansteckung zu mindern, beispielsweise wenn ein Ehepartner positiv ist. Bezahlt werden ebenso Forschungsstudien zur Entwicklung neuer HIV/Aids-Präparate, da einige Virenstränge gegen die gängigen Medikamente bereits Resistenzen ausgebildet haben.

Uganda trifft das Ende der Hilfen in einem Ebola-Ausbruch

Die Gelder dienen also nicht nur zur Versorgung afrikanischer Patienten, sondern auch zur Verhinderung, dass das HI-Virus sich weltweit noch mehr ausbreitet. Dasselbe gilt für andere Krankheiten: Malaria oder Tuberkulose beispielsweise, die aufgrund des Klimawandels und der damit verbundenen steigenden Temperaturen im Globalen Norden sich auch in Europa und den USA verbreiten. Doch jetzt liegen die von den USA bereits beschafften und bezahlten Medikamente und HIV-Tests in afrikanischen Lagerhallen und dürfen nicht mehr verteilt werden.

Für Uganda hat dies extreme Auswirkungen, denn das ohnehin marode Gesundheitssystem ist derzeit enormen Belastungen ausgesetzt. Erst vergangene Woche hat Ugandas Gesundheitsministerin einen erneuten Ausbruch des tödlichen Ebola-Virus erklärt. Ein Patient ist im Zentralkrankenhaus in der Hauptstadt Kampala bereits an dem hämorrhagischen Fieber gestorben. Jetzt müssen dringend sämtliche Kontaktpersonen gefunden, geimpft und isoliert werden, bevor sich das Virus in der Millionenstadt weiterverbreiten kann.

Zusätzlich kämpft Uganda derzeit mit einer hohen Infektionsrate der Affenpocken (Mpox), die sich vor allem bei Kindern rasch ausbreiten. Am Montag hat das Schuljahr wieder begonnen. Jetzt drücken 15 Millionen Schüler in 73.000 komplett überfüllten Bildungseinrichtungen wieder die Schulbank - sitzen dicht an dicht gedrängt, ohne Seife in den Schultoiletten, ohne Hygienemaßnahmen. Für all dies ist derzeit kein Geld vorhanden.

Für "lebensrettende Maßnahmen" soll es weiter Geld geben, sagt Rubio

Seit 2023 steckt Ugandas Gesundheitssystem in einer tiefen Krise. Als das sogenannte Anti-Homosexualitäts-Gesetz in Kraft trat, reduzierten westliche Geber, vor allem die USA, bereits ihre Entwicklungshilfe im Bereich Gesundheit. Seitdem geht es stetig bergab. Dass nun ein Löwenanteil der Gebergelder einfach von heute auf morgen gestrichen wird, hat im vergangenen Juni, als in Uganda der Haushalt für 2024/2025 verabschiedet wurde, niemand kommen sehen. Konkret kann dies bedeuten, dass den ugandischen Krankenhäusern bald die Medikamente ausgehen, Ärzte und Pfleger nicht bezahlt werden. Am Mittwoch hat bereits das erste Gesundheitszentrum im Speckgürtel der Hauptstadt Kampala schließen müssen, weil es nicht mehr genügend Personal hat. Über 20 Pfleger und Ärzte mussten aufgrund eines Ebola-Verdachtsfalles in ein Isolierzentrum gebracht werden.

Immerhin, US-Außenminister Marco Rubio hat für "lebensrettende Maßnahmen" wie HIV-Medikamente jetzt Ausnahmen vom Finanzstopp angekündigt. Doch diese müssen jeweils einzeln beantragt werden - das dauert und ist mühsam und ungewiss, ob das auch für die Zukunft gilt.

Infolge der "America First"-Politik von US-Präsident Trump werden nun auch in Afrika Stimmen laut, die auf mehr Eigenfinanzierung und Unabhängigkeit von Gebern pochen. Ngashi Ngongo vom Zentrum für Seuchenkontrolle der Afrikanischen Union (AU-CDC) mahnt: "Es ist Zeit für einige afrikanische Mitgliedstaaten, zu überdenken, wie sie ihre Gesundheitssysteme finanzieren." Ngongo ist Hauptberater des AU-CDC-Generaldirektors und zuständig für die Bekämpfung von Mpox auf dem Kontinent.

Viele afrikanische Staaten sind überschuldet

Doch da steht dann die Frage im Raum, wie das mit der Eigenverantwortung in Afrika gehen soll. Viele afrikanische Staaten sitzen bereits jetzt in einer tiefen Schuldenfalle. Ugandas Regierung muss jährlich mehr als die Hälfte des Staatsbudgets aufwenden, um internationale Kredite zurückzuzahlen - also deutlich mehr, als für den Gesundheitssektor eingestellt wird.

Das Afrikanische CDC war auch mithilfe von US-Geldern nach dem Ebola-Ausbruch in Westafrika 2013-2016 gegründet worden und ist nach wie vor auf Hilfe aus den USA angewiesen. Dessen Aufgabe ist es, durch schnelle Informations- und Interventionsmaßnahmen zu verhindern, dass Seuchen auf dem Kontinent eingedämmt werden, bevor sie sich weltweit verbreiten können. Damit ist klar: Die Aussetzung der Gelder für Afrikas Gesundheitssysteme erhöht langfristig das Pandemie-Risiko weltweit.

Quelle: ntv.de


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