Außerirdisches, intelligentes Leben ist wahrscheinlich

  02 März 2025    Gelesen: 306
  Außerirdisches, intelligentes Leben ist wahrscheinlich

Astronomen wollen systematisch nach außerirdischen Objekten in der Erdatmosphäre suchen. Mit hochmodernen Teleskopen und künstlicher Intelligenz könnten schon bald spektakuläre Entdeckungen gemacht werden. Denkbar ist sogar, dass es bereits Besuche von Außerirdischen auf der Erde gegeben hat.

Unsere Erde ist - bislang - der einzige bekannte Himmelskörper im Universum, auf dem es Leben gibt. Das könnte sich jedoch schon bald ändern: Mit dem großen Weltraumteleskop James Webb hoffen Astronomen, sogenannte Biosignaturen in den Atmosphären von Planeten anderer Sterne aufzuspüren: chemische Substanzen also, deren Existenz sich nur durch den Stoffwechsel von Lebewesen erklären lässt.

Aber auch in unserem Sonnensystem wäre die Entdeckung von Leben möglich - tief unter der Oberfläche des Mars, in der Atmosphäre der Venus oder in den gewaltigen, unter Eis verborgenen Ozeanen einiger Monde der Planeten Jupiter und Saturn.

Doch auch wenn die Entdeckung von Bakterien oder selbst einfachen, mehrzelligen Lebensformen eine wissenschaftliche Sensation wäre - die eigentliche Antriebsfeder der Forscher bei der Suche nach außerirdischem Leben ist eine andere: Gibt es dort draußen, so lautet die große Frage, technische Zivilisationen ähnlich der Menschheit - oder sogar weit fortschrittlicher? Oder sind wir Menschen ein grandioser Zufall der Natur, also die einzige Lebensform im ganzen großen Universum, die dessen Entstehung und Entwicklung erforscht?

Avi Loeb, Professor für Astrophysik an der renommierten Harvard University in den USA, erscheint Letztgenanntes wenig wahrscheinlich. Denn während lange Zeit unklar war, ob unser Sonnensystem mit der Vielfalt seiner Planeten etwas Besonderes ist, wissen Himmelsforscher inzwischen, dass um nahezu alle Sterne Planeten kreisen. "Und die jüngsten Daten des Weltraumteleskops TESS zeigen: Zwischen 40 und 85 Prozent der Sterne besitzen sogar erdgroße Planeten", so Loeb gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Somit könne es allein in unserer Galaxie, der Milchstraße, mehrere Millionen erdähnliche Planeten geben - und warum solle nicht auch dort Leben entstanden sein? Das, so Loeb, sei ein gewaltiges Potenzial für die Entstehung technischer Zivilisationen wie der unseren.

Außerirdische Zivilisationen könnten älter sein als die Menschheit
Diese Zivilisationen könnten sogar viel eher entstanden sein als jene auf der Erde. "Unsere Sonne und ihre Planeten wurde erst spät in der galaktischen Geschichte geboren", betont Loeb, nämlich vor 4,5 Milliarden Jahren. Die meisten Sterne der Milchstraße sind vor acht bis zehn Milliarden Jahren entstanden.

"Die meisten dieser älteren Zivilisationen sind also möglicherweise längst verschwunden", sagt der Forscher. Aber wenn diese Wesen auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung Raumsonden zur Erforschung der Milchstraße gestartet haben, könnten diese seit Milliarden von Jahren unterwegs sein, sich selbst reproduziert haben - und auch schon vor langer Zeit die Erde erreicht haben und heute immer noch erreichen.

Ist Oumuamua eine außerirdische Sonde?

Vielleicht ist dies sogar unlängst geschehen: Loeb vertritt die - unter seinen Kollegen freilich umstrittene - These, der interstellare Asteroid Oumuamua könne eine solche außerirdische Sonde gewesen sein.

Oumuamua durchquerte 2017 unser Sonnensystem. Er war der erste Himmelskörper von außerhalb, den Astronomen entdeckten. Und er verhielt sich eigenartig. Zum einen schwankte seine Helligkeit viel stärker als bei jedem bekannten Asteroiden, zum anderen veränderte er ohne sichtbare Ursache leicht seine Bahn.

Für die meisten Astronomen erklärt sich dieses Verhalten durch eine ungewöhnlich längliche Form des Objekts und durch die Einwirkung der Sonnenstrahlung. Loeb hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass ausgerechnet der erste interstellare Asteroid, den man entdeckt, so sehr von den bekannten Asteroiden abweicht. Ein künstliches Objekt mit einem Sonnensegel, ausgesendet von Aliens auf einem fernen Planeten, ist seiner Ansicht nach eine einfachere Erklärung.

Jetzt will Loeb Nägel mit Köpfen machen: Gemeinsam mit Forschern in aller Welt hat er das Projekt Galileo ins Leben gerufen, das nach außerirdischen Objekten in der Atmosphäre der Erde und im erdnahen Weltraum suchen soll.

Automatische Kameras und KI

Automatische Kameras scannen dazu ständig den Nachthimmel ab und erfassen so die Bewegung von Millionen von Objekten. Mithilfe künstlicher Intelligenz werten die Forscher diese Daten aus - auf der Suche nach Flugprofilen, die außerhalb des Leistungsbereichs menschlicher Technik liegen.

Mit dieser Suche nach außerirdischen Artefakten in der Umgebung der Erde betritt Loeb zwar Neuland, aber die Suche nach außerirdischen Zivilisationen begann bereits in den 1960er Jahren. Damals startete der US-amerikanische Radioastronom Frank Drake mit der Antenne des Observatoriums Green Bank die erste Suche nach künstlichen Radiosignalen aus den Tiefen des Weltalls.

Seither gab und gibt es zahllose, immer aufwändigere Projekte, die unter der Bezeichnung SETI laufen: Search for Extraterrestrial Intelligence, also Suche nach außerirdischer Intelligenz. Und die Forscher beschränken sich inzwischen bei ihrer Suche nicht länger nur auf die Sterne der Milchstraße, sondern richten ihre Teleskope auch auf ferne Galaxien. So sucht das Murchison Widefield Array in Australien, eine aus 4.096 Dipol-Antennen bestehende Anlage, derzeit 2.800 Galaxien nach Anzeichen von künstlichen Signalen ab.

Bislang waren alle diese Suchaktionen erfolglos. Sind wir Menschen also doch allein im All? Gibt es einen "Großen Filter", der die Entwicklung von Leben und technischen Zivilisationen über einen gewissen Punkt hinaus verhindert - zu einem Zeitpunkt, bevor Signale oder Raumsonden ins All hinaus gesendet werden?

Von einfacher Lebensform zur Enstehung von Intelligenz

Die Entstehung von Leben in einfacher, einzelliger Form scheint jedenfalls keine große Hürde zu sein. Erste Bakterien gab es auf der Erde nach heutigen Erkenntnissen bereits vor 4,2 Milliarden Jahren, als unser Planet gerade eben weit genug abgekühlt war, um die nötigen komplexen biochemischen Prozesse zu erlauben.

Und auch der Sprung von Einzellern zu mehrzelligen, komplexeren Lebensformen scheint kein Nadelöhr zu sein, wie Dirk Schulze-Makuch von der TU Berlin erläutert: "Das ist in der Evolution des Lebens viele Male passiert", sagt der Astrobiologe. "Schaut man sich den Baum des Lebens an, so sind manchmal in der gleichen Familie Organismen, die einzellig und mehrzellig sind, und die sogar zwischen Einzelligkeit und Mehrzelligkeit einfach wechseln können."

Haben sich erst einmal komplexere Lebensformen gebildet, so sieht Schulze-Makuch auch die Entstehung von Intelligenz als zwangsläufig an: "Es gab intelligente Tintenfische schon vor etwa 300 Millionen Jahre, intelligente Vögel und Delfine seit mindestens etwa 50 Millionen Jahren."

Umweltbedingungen und Evolution

Eine Mitte Februar erschienene Studie im Fachblatt "Science Advances" stützt die Ansicht. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die entscheidenden evolutionären Schritte auf der Erde genau dann passierten, als die Umweltbedingungen dafür gegeben waren. "Wir argumentieren, dass intelligentes Leben nicht unbedingt eine Reihe von Glücksfällen benötigt, um zu existieren", meint Hauptautor Daniel Mills von der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Erst danach, so meint zumindest Schulze-Makuch von der TU Berlin, tritt in der Entwicklung ein Problem auf: Keines der anderen intelligenten Tiere auf der Erde habe technologische Intelligenz erreicht. Damit meint er: "Werkzeuge zu benutzen, um andere Werkzeuge herzustellen."

Ist also der Sprung von Intelligenz zur Technik der "Große Filter"? Ist der Kosmos voller Leben - aber Lebensformen, die Technik entwickeln, um über interstellare Distanzen zu kommunizieren, sind eine große, allzu seltene Ausnahme?

Loeb glaubt dies nicht, sieht aber andere Gefahren: "Vielleicht schaffen technische Zivilisationen es nicht, ihre Planetensysteme zu verlassen, bevor sie durch eine Katastrophe zugrunde gehen."

Und mögliche Katastrophen gibt es viele. Je weiter die technische Entwicklung einer Zivilisation fortschreitet, desto mehr Mittel stehen ihr auch für die eigene Vernichtung zur Verfügung - von einem Atomkrieg bis zu außer Kontrolle geratenen Genmanipulationen bei Krankheitserregern. Und auch kosmische Katastrophen können der Entwicklung außerirdischer Intelligenzen abrupt ein Ende setzen. Wer weiß, wie die Dinosaurier sich weiterentwickelt hätten, wenn nicht vor 65 Millionen Jahren der Einschlag eines großen Asteroiden zu einem massenhaften Artensterben auf der Erde geführt hätte.

Erkennen wir die Außerirdischen einfach nicht?

Und noch eine andere Erklärung für das vermeintliche Schweigen des Weltalls ist denkbar: Vielleicht erkennen wir die Außerirdischen einfach nicht. Der amerikanische Science-Fiction-Autor Arthur C. Clarke (1917-2008) bemerkte einst, jede Technik, die uns hinreichend voraus ist, sei von Magie nicht zu unterscheiden - und damit nicht mehr als Technik erkennbar.

Diese Möglichkeit sieht auch Loeb. Raumsonden, die schon vor Jahrmillionen zur Erde gekommen sind, "könnten wie ein integraler Bestandteil unserer natürlichen Umgebung wirken", so der Wissenschaftler.

Die Suche aufzugeben, sei deshalb aber keine Alternative. "Die Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg ist schwer abzuschätzen", schrieben die Physiker Giuseppe Cocconi und Phillip Morrison schon 1959, als erste Ideen für SETI-Projekte aufkamen. "Aber wenn wir nicht suchen, so sind die Erfolgsaussichten gleich Null!" Ein Satz, der auch heute noch unverändert gültig ist.

Quelle: ntv.de, Rainer Kayser, dpa


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