Yamaha R9 - vielseitiger Supersportler mit Rennstreckenpotenzial

  19 März 2025    Gelesen: 59
  Yamaha R9 - vielseitiger Supersportler mit Rennstreckenpotenzial

Yamaha legt mit der R9 das sportlichste Derivat des famosen CP3-Dreizylinders und zugleich die Speerspitze der zulassungsfähigen Stimmgabel-Sportler auf. Der alltagstaugliche Supersportler kommt mit aggressivem Styling, hochwertigem Fahrwerksensemble und 119-Drillings-PS.

Von einem solchen Debüt können Motorradhersteller nur träumen: Erstes Rennen, erster Sieg! Yamahas R9 ist dieses Kunststück mit dem Sieg des italienischen Werksfahrers Stefano Manzi im Auftaktrennen der Supersport-Weltmeisterschaft in Philipp Island/Australien gelungen. Diese perfekte Steilvorlage dürfte dem letzten straßenlegalen Supersportler von Yamaha entgegenkommen, der ab Mai für 14.000 Euro in den Handel kommt.

Eine solch siegreiche Premiere hätten viele der Yamaha R9 nicht zugetraut, schließlich wurde sie als Brückenschlag zwischen Landstraße und Rennstrecke und nicht als reinrassiges Rennmotorrad konzipiert. Auch wenn der äußere Eindruck etwas anderes nahelegt: Mit rassiger Verkleidung im typischen R-Stil, unter der Gabelbrücke angeklemmten Lenkerstummeln und vor allem auffälligen Winglets auf Scheinwerferhöhe scheint diese Yamaha nur darauf zu warten, Bestzeiten in den Asphalt zu brennen.

Für Großgewachsene etwas schwierig

Dafür lassen sich die Fußrasten in eine 15 Zentimeter höhere Rennstreckenposition montieren, was in einer ziemlich kompakten Haltung mit klarer Vorlage, reichlich Platz zum Turnen und noch akzeptabler Last auf den Handgelenken mündet - das passende Ambiente für die Fahrpremiere auf der anspruchsvollen, flammneuen Rennstrecke von Sevilla macht aber auch klar: Die R9 ist ein kompaktes Motorrad, auf dem sich Großgewachsene schwertun dürften.

Ausgangspunkt aller Überlegungen zum Supersportler war der Landstraßenroadster MT-09, darauf aufbauend zeigt sich der neue Alu-Brückenrahmen in jeder Richtung steifer und dennoch zehn Prozent leichter, die Fahrwerksgeometrie handlicher. Mit 9,7 Kilogramm markiert das Rückgrat das leichteste Rahmengewicht aller Yamaha-Supersportmotorräder und trägt damit seinen Teil zum angepeilten Gesamtgewicht unter 200 Kilo bei: Fahrfertige 195 Kilogramm sind ein Wort.

Dreizylindermotor, konstruktiv unverändert

Vom Roadster stammt auch der Dreizylindermotor, konstruktiv unverändert, nur über eine angepasste Elektronik samt längerer Endübersetzung auf den Sporteinsatz vorbereitet. Aus seinen 890 Kubik holt der Dreizylinder nach wie vor 87,5 kW/119 PS bei 10.000 U/min und 93 Nm Drehmoment bei 7000 U/min.

Dazu haben die Entwickler ein ausuferndes Assistenzprogramm aus dem Elektronikbaukasten des Vorzeigesportlers R1 konfiguriert, welches das (Zweirad-)Leben vielleicht nicht leichter, aber bestimmt schneller und sicherer macht. Verschiedene Einstellungen von Kurven-ABS und -Traktionskontrolle, Slide Control, Wheelie-Kontrolle, Motorbremsmomentregelung, Blipper und Motorkennfelder sind in drei fixierten, zwei frei konfigurierbaren und vier variablen Track-Settings kombiniert - klingt ziemlich raffiniert und ist es auch.

Menü etwas unübersichtlich

Für einen guten ersten Eindruck genügen die werkseitigen Einstellungen, was aufwendiges Experimentieren im vollfarbigen, etwas unübersichtlichen Menü des Fünf-Zoll-TFT erübrigt. Wer mehr Muße hat: Die Fahrmodi lassen sich ebenfalls über die MyRide-App im Handy feinkonfigurieren und anschließend auf das Motorrad übertragen.

Los geht's mit dem typischen Dreizylinder-Roar, der für Außenstehende jedoch weniger beeindruckend rüberkommt als in der MT-09. Einmal in Fahrt, spielt der Drilling seine bekannten Vorzüge aus: Bäriger Druck unten herum überspielt einen infolge der Streckenunkenntnis eingelegten zu hohen Gang am Kurvenausgang und schiebt die R9 mit Macht auf die Gerade. Schnell zeigt sich, dass der Triple nicht ausgewrungen werden muss, vielmehr schneller als gedacht in den Begrenzer läuft, ohne dass im letzten Quadranten viel passieren würde. Etwas früheres Hochschalten bringt keine Nachteile, dank akkuratem Blipper ist die Sechsgangbox rauf wie runter präzise und leicht bedienbar.

So bekannt und verzeihend der Motor, so handlich und entgegenkommend das Fahrwerk mit voll einstellbaren KYB-Komponenten. Mit dem holprigen Untergrund kommen Gabel wie Federbein in der Werksabstimmung gut klar und dämpfen viel weg, ohne das Feedback zu verwässern. Auf jedem Teilstück macht die R9 einen ausgesprochen handlichen, willigen Eindruck und lässt sich auch durch zwei knifflige S-Kurven kurz vor der Zielgeraden mühelos zirkeln.

An deren Ende steht eine kleine 230plus in der reduzierten Track-Ansicht des Displays, bevor die Verzögerer das Tempo gut dosierbar und ohne giftigen Biss reduzieren. Diese Auslegung kommt einem Einsatz auf öffentlicher Straße entgegen. Dass beim harten Hineinbremsen auf dem welligen Untergrund am Ende der Geraden die Front etwas unruhig agiert, bleibt die einzige leichte Unart auf der ganzen 4,2 Kilometer langen Strecke, die mit etwas Zeit und Feintuning am Fahrwerk abgestellt werden dürfte.

Für Rennstreckenfans

Rennstreckenfans bekommen aber noch mehr geboten: Die ab Juni erhältliche Y-TRAC Rev-App funktioniert wie ein professioneller Datalogger, zeichnet alle möglichen Informationen vom Drosselklappenöffnungswinkel bis zur Schräglage auf und legt sie über das Strecken-Layout. In der Track-Ansicht erlaubt sie das Anzeigen von Kurznachrichten der Boxencrew während der Fahrt.

Wenn die R9 ab Ende Mai für 14.000 Euro zu haben sein wird, dürften die eigentlichen Komfortmerkmale wichtiger werden: Der Tempomat, der neue Blinkerschalter oder die automatische Blinkerabschaltung erleichtern das normale Landstraßenleben, für das die R9 ebenfalls entwickelt wurde - ungeachtet des nachgewiesenen Gewinner-Potenzials.

Yamaha R9 - technische Daten

Motor: Flüssigkeitsgekühlter Dreizylinder-Viertakt-Reihenmotor, 890 ccm Hubraum, vier Ventile pro Zylinder, 87,5 kW/119 PS bei 10.000 U/min, 93 Nm bei 7000 U/min; Einspritzung, 6 Gänge, Kette.

Fahrwerk: Leichtmetall-Brückenrahmen; USD-Telegabel Durchmesser 4,3 cm vorn, Zug-, Druckstufendämpfung und Federvorspannung einstellbar, 12 cm Federweg; Aluminium-Zweiarmschwinge, Zentralfederbein, Zug-, Druckstufendämpfung und Federvorspannung einstellbar, 11,8 cm Federweg; Leichtmetallgussräder; Reifen Bridgestone RS 11 120/70 ZR 17 (vorn) und 180/55 ZR 17 (hinten). 32 cm Doppelscheibenbremse mit Brembo Vierkolben-Radialsätteln vorn, 22 cm Einscheibenbremse mit Nissin Einkolben-Schwimmsattel hinten.

Assistenzsysteme: Drei Fahrmodi (Sport, Road, Rain) plus zwei individuell konfigurierbare Fahrmodi und vier Track-Modi für Leistungsentfaltung (4fach einstellbar), schräglagenfähige Traktionskontrolle (9fach einstellbar und abschaltbar), Kurven-ABS (hinten abschaltbar), Motorschleppmomentregelung (2stufig), Slide Control (3stufig), Wheelie-Kontrolle (3stufig), Launch Control (2stufig), Quickshifter (2stufig), Tempomat

Maße und Gewichte: Radstand 1.420 m, Sitzhöhe 83 cm, Gewicht fahrfertig 195 kg, Zuladung 165 kg; Tankinhalt 14 Liter.

Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit über 200 km/h. Standgeräusch 94 dBA, Normverbrauch lt. WMTC-Norm (EU 5+) 4,9 l/100 km.

Preis: 13.999 Euro inkl. Nebenkosten

Quelle: ntv.de, Thilo Kozik, sp-x


Tags:


Newsticker