Irgendwann im Leben huscht eigentlich jedem Autofahrer einmal der Gedanke durch den Kopf, dass ein Golf eigentlich doch ein völlig ausreichendes und vernünftiges Auto ist und man mehr nun wirklich nicht braucht. Der Golf des E-Auto-Zeitalters ist aber nicht der VW ID.3. Wir leben schließlich im 21. Jahrhundert und da haben SUV normale Pkws längst abgehängt. Der Golf der Neuzeit kommt von Skoda und heißt Elroq.
Das neue Kompakt-SUV der Tschechen teilt sich die Technik mit seinem großen Bruder Enyaq und natürlich auch mit allen anderen Modellen aus dem mittleren Stromer-Baukasten des VW-Konzerns und so kommt einem auch einiges bekannt vor. Angefangen bei den technischen Daten bis hin zum Bedienkonzept. Der Elroq 85, der uns zu einem ersten Test zur Verfügung stand, hat den 77-kWh-Akku an Bord. Dessen Energievorrat reicht für 580 WLTP-Normkilometer, die dank 210 kW/285 PS an der Hinterachse 545 Newtonmetern Drehmoment recht spaßig absolviert werden können. Aber dazu später mehr.
Zunächst einmal ist der Elroq mit 4,49 Metern Länge zwei Handbreit kürzer als ein Enyaq und passt damit so gerade noch in die Kompaktklasse. Das merkt man im Innenraum aber nicht. Vorn wie hinten sitzt man auch als groß gewachsener Mensch gut. Unterschiede zu einem parallel bewegten VW ID.4 - noch ein Verwandter - ergaben sich eigentlich nur durch das sportlichere Gestühl im Skoda. Natürlich macht Skoda einiges anders als VW, was sich vornehmlich im Bedienkonzept und in den Details der Ausstattung zeigt. Statt des kleinen aufgesteckt wirkenden Displays in ID.3 und 4 nutzt Skoda eine klassisch wirkende Instrumenteneinheit vor dem Fahrer, hinter der allerdings das gleiche Display steckt wie bei VW, nur eben schöner verpackt.
Das große Display zeigt Fortschritte im Detail. Zwar gibt es immer noch den großen Slider für die Lautstärkeregelung, aber dazu eben inzwischen auch wieder einige physische Tasten für den Schnellzugriff auf die Klimasteuerung oder die Assistenten. Apple Carplay verbindet sich schnell und stabil. Die Steuerung ist dann wie gewohnt einfach und übersichtlich. Weil wir diesbezüglich gerne im Apfel-Modus bleiben, und das Testfahrzeug nicht neu konfigurieren wollten, haben wir Laura, die bordeigene KI-Assistentin, nicht ausprobiert.
Wesentliche Funktionen einfach zu bedienen
Natürlich bietet Skoda allerlei Untermenüs, um sich das Fahrzeug zu individualisieren in Sachen Ambiente-Licht, Displayfarben und dergleichen mehr. Wichtiger ist aber, dass die wesentlichen Funktionen einfach zu bedienen sind. Wie zum Beispiel die Sitzheizung. Die ist mit einem Button direkt zu erreichen und muss nicht über irgendwelche Shortcuts aktiviert werden. Für die Lenkradheizung, ein durchaus wichtiges Utensil in der winterlichen Testzeit, gibt es einen richtigen Knopf am Lenkrad! Überhaupt hat Skoda verstanden, dass Toch-Funktionen am Lenkrad generell ziemlicher Mist sind und konsequent auf Tasten und Drehregler gesetzt, was für sich genommen schon ein Grund ist, dieses Auto zu wählen statt eines VWs. Auch den Unsinn, bei den Fensterhebern eine Taste zu sparen und stattdessen zwischen vorn und hinten mittels Touchfeld zu wechseln, hat Skoda vermieden.
Nichts zu meckern innen? Fast. Das Kofferraumvolumen schrumpft gegenüber dem großen Bruder etwas auf nur noch 470 Liter. Um diesen Wert einmal zu relativieren: Vor nicht allzu langer Zeit galten 500 Liter in einer Oberklasselimousine als üppig. Den Raum hinter den Radkästen hat Skoda mit kleinen Regalen für ebenso kleine Utensilien aufgefüllt. Clevere Idee. Noch cleverer: Das Ladekabel ist in einem Netz in der Kofferraumklappe untergebracht und muss so nicht unterwegs unter dem Gepäck gesucht werden.
Macht unterwegs Spaß
Wie eingangs schon erwähnt, macht der Elroq unterwegs durchaus Spaß. Die Leistung lässt sich gut in Vortrieb umsetzen, weshalb wir häufig schneller unterwegs waren, als wir es üblicherweise mit E-Modellen handhaben. Der Preis des Fahrspaßes ist dann an der Ladesäule zu entrichten. Wer zumindest gelegentlich die möglichen 180 km/h Höchstgeschwindigkeit ausreizt, hat keine Chance, auch nur in die Nähe der Normreichweite zu kommen.
Wir erfuhren Verbrauchswerte zwischen 19 und 22 kWh. Entsprechend zeigte der Bordcomputer eine maximale Reichweite von rund 420 Kilometern an, was aber angesichts von vorherrschenden Minustemperaturen in der Testzeit absolut in Ordnung geht. Bei Frühlingstemperaturen und leichtem Gasfuß sollten Werte um 500 Kilometer möglich sein. Andererseits ist das nicht wirklich notwendig. Wenn man bei der Urlaubsfahrt nach zwei bis drei Stunden einen Schnelllader aufsucht, schafft der Elroq zumindest am Anfang immerhin 175 kW-Ladeleistung und braucht eine knappe halbe Stunde, um von 10 auf 80 Prozent Batteriekapazität zu laden. Es gibt Autos, die das schneller können, aber im Alltag ist das völlig ausreichend. Golf-Klasse eben.
Die wird beim Preis nicht ganz gehalten, jedenfalls nicht in unserer Testversion. In der Top-Ausführung mit der großen Batterie und dem 285-PS-Motor gibt es den Elroq ab 43.900 Euro. Durch ein paar zusätzliche Häkchen in der Liste der Extras kommen schnell Werte um 50.000 Euro zustande. Dann hat man aber auch ein Auto mit so ziemlich allem, was man brauchen kann, von Matrix-Licht über Head-up-Display, einem Soundsystem von Canton bis zu den üblichen Clever-Lösungen des Hauses.
Skoda Elroq - technische Daten
Fünftüriges, fünfsitziges SUV der Kompaktklasse; Länge: 4,49 Meter, Breite: 1,88 Meter (mit Außenspiegeln: 2,15 Meter), Höhe: 1,65 Meter, Radstand: 2,77 Meter, Kofferraumvolumen: 470-1580 Liter
Elroq 85: E-Motor mit 210 kW/286 PS, Drehmoment: 545 Nm, 0-100 km/h: 6,6 s, Vmax: 180 km/h, Verbrauch: 15,2 - 16,6 kWh/100 km, Testverbrauch: 20,5 kWh, Akkugröße: 77 kWh, Reichweite: 580 km (WLTP), Ladeleistung: 175 kW (DC), 11 kW (AC), Ladedauer: DC: 10-80 Prozent in 28 Minuten, AC: 0-100 Prozent in 8:00 Std.
Preis: ab 43.900 Euro
Quelle: ntv.de, Günter Weigel, sp-x
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