Rheinmetall erwägt, im großen Stil in die Herstellung von E-Fuels einzusteigen, wie das "Handelsblatt" berichtet. Nato-Studien zufolge werde Russland innerhalb der kommenden fünf Jahre bereit sein, einen großen Krieg in Europa zu führen, betonte die Chefin des Wasserstoff-Programms des Rüstungskonzerns, Shena Britzen, bei einer Veranstaltung der Zeitung. "Daher haben wir maximal fünf Jahre, um die Kraftstoffversorgung sicher bereitstellen zu können." Für den großen Kriegs- und Krisenfall habe Europa bisher keine Lösung, seine Streitkräfte mit Kraftstoff zu versorgen.
Synthetische Kraftstoffe, auch E-Fuels genannt, können aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Der Klimaschutz ist aber nicht der Treiber für Rheinmetall. "Wir machen das nicht, weil wir den Fokus auf grünen Kraftstoff setzen, sondern weil die Energie verfügbar gemacht werden kann", sagte Britzen. Grüner Kraftstoff könne regional unabhängig vom Stromnetz und Ölmarkt produziert werden und Truppen im Einsatz versorgen.
Im Falle eines Krieges würden laut Britzen jährlich 20,5 Millionen Tonnen Kraftstoff gebraucht. Rheinmetall könnte diese ihren Angaben nach liefern, mithilfe Hunderter, über Europa verteilter Produktionsanlagen. "Unsere Anlagen machen aus Wind und Sonne Drop-in-Kraftstoff, der sofort in Form von Kerosin, Diesel oder maritimem Diesel in die Systeme vertankt werden kann." Dieser Treibstoff könnte in konventionellen Motoren genutzt werden. Dafür wird Wasserstoff hergestellt, der zu Kraftstoff weiterverarbeitet wird.
Der Staat als Kunde?
Rheinmetall sieht die Versorgungssicherheit als Element der Abschreckung - und die sei günstiger als ein Krieg. Ein positiver Nebeneffekt wäre eine starke Absenkung der CO2-Emissionen durchs Militär.
Bisher sind E-Fuels ein Nischenprodukt, denn sie sind teuer und große Mengen schwer herzustellen. Rheinmetall hofft auf staatliche Aufträge. Würde der Kraftstoff am Ende nicht gebraucht, könnte der Staat diesen etwa an Fluggesellschaften weiterverkaufen, wirbt der Rüstungskonzern. Noch ist es eine Vision, doch Britzen zufolge ist man bereits mit Ländern wie der Schweiz, Österreich, Italien und Spanien im Gespräch. Mit dem Bundesverteidigungsministerium habe es im vergangenen Jahr erste Gespräche gegeben. Nun hofft Rheinmetall auf die neue Bundesregierung.
Quelle: ntv.de, chl
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