Luxusindustrie vermisst Shoppinglaune

  05 Mai 2016    Gelesen: 431
Luxusindustrie vermisst Shoppinglaune
Luxusgüterhersteller verspüren enormen Gegenwind. Die Analysten senken daher die Gewinnschätzungen von LVMH & Co. kräftig. Haben die Papiere das schwierige Umfeld bereits ausreichend eingepreist?
Die Zeiten von "Je teurer – desto besser" scheinen endgültig vorbei zu sein: Die zunehmende Abkühlung der Weltwirtschaft schlägt sich zusehends auf die Unternehmen aus der Luxusgüterindustrie nieder. Nachdem die Branche im Jahr 2015 währungsbereinigt um lediglich 1,5 Prozent gewachsen war, sagen die Analysten der Unternehmensberatung Bain & Company für das laufende Jahr einen Rückgang des Wachstums auf nur mehr ein Prozent voraus. Für die schwache Nachfrage nach Luxusgütern gibt es mehrere Gründe, besonders hart trifft die Branche der Einbruch aus Ländern wie China, Hongkong, den USA und Japan. Vor allem die Nachfrageschwäche in China setzt der Luxusgüterbranche zu, waren doch dort in den vergangenen Jahren kräftige Wachstumsraten zu erzielen.

Wie schwierig das Umfeld in dem Sektor ist, zeigt eine Serie enttäuschender Meldungen. So hat der Branchenprimus LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton im ersten Quartal den Umsatz währungsbereinigt um lediglich drei Prozent gesteigert und damit schlechter abgeschnitten als Analysten vorhergesagt hatten. LVMH bietet von Mode- und Lederwaren, über Parfüms und Kosmetika bis zu Schmuck und Uhren alles an, was das Herz an Luxus begehrt. Enttäuschend war vor allem, dass der Umsatz bei "Mode und Lederwaren", dem größten Bereich des Konzerns, stagniert hatte. Offensichtlich ist selbst die weltweite Nummer eins längst nicht mehr immun gegen die Abkühlung in der Branche.

Wenige Tage vor LVMH hatte der Konkurrent Prada den niedrigsten Gewinn seit fünf Jahren ausgewiesen. Zudem hatte zuletzt der britische Konzern Burberry enttäuschende Zahlen vorgelegt und gewarnt, dass der Gewinn im laufenden Jahr am unteren Ende der Prognose liegen werde, nachdem der Umsatz in Hongkong das dritte Quartal in Folge um mehr als 20 Prozent eingebrochen war. Ein zusätzlicher Belastungsfaktor ist, dass deutlich weniger Touristen nach Europa kommen, vor allem aus China. Das dämpft die Nachfrage nach Luxusgütern.

Banges Warten auf Richemont

Gespannt warten Investoren nun auf die Ergebnisse des Konkurrenten Richemont, der am 20. Mai die Ergebnisse für das Fiskaljahr 2015/16 vorlegt. Das Geschäftsjahr endete im März 2016. Der Schweizer Konzern hatte im Dezember-Quartal zum ersten Mal seit 2008 einen währungsbereinigten Umsatzrückgang ausgewiesen, vor allem wegen der schwachen Nachfrage nach Uhren in Asien. Zudem hatte das Unternehmen betont, dass das Umfeld im vierten Quartal des Geschäftsjahres herausfordernd bleiben werde. Der Konzern erzielt insgesamt rund 80 Prozent seiner Erlöse mit Uhren und Schmuck. Der Ausblick auf 2016/17 dürfte nicht gerade optimistisch ausfallen. Hermès International, ein weiterer Wettbewerber, hatte bereits im Februar gewarnt, dass der Konzern im Jahr 2016 das mittelfristige Wachstumsziel eines währungsbereinigten Umsatzanstiegs um acht Prozent wohl nicht erreichen werde.

Die Analysten reagieren zusehends auf die Eintrübung der Perspektiven für den Sektor. So haben zuletzt die Finanzprofis der UBS die Gewinnschätzungen für Richemont und den Uhrenhersteller Swatch Group deutlich gesenkt. Etliche Aktien aus dem Sektor sind bereits seit November 2015 zusehends im Rückwärtsgang. Dennoch sind die Papiere mit einem 2017er-KGV von jeweils rund 17 für LVMH und Richemont alles andere als billig. Solange sich keine Belebung der Weltwirtschaft abzeichnet, dürften Investoren die Aktienkurse für die Luxushersteller weiter runtersetzen. Ebenso wie sie müssen sich auch Anleger künftig noch auf mehr Selters als Sekt einstellen.

Quelle: n-tv.de

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