Das Duell gegen die Offensivstars um NHL-Ausnahmekönner Alexander Owetschkin ist auf dem Papier das härteste Los. Doch die verletzungsgeplagte Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes nutzte den spielfreien Tag, um Kraft zu tanken für die Sensation. "Wir werden versuchen, eine große Nation zu schlagen", hatte Bundestrainer Marco Sturm schon nach dem mühsamen 4:2 zum Gruppenabschluss am Montagabend gegen Aufsteiger Ungarn gesagt. Auch NHL-Verteidiger Korbinian Holzer will sich nicht schon im Vorfeld geschlagen geben: "Wir spielen hier nicht zur Gaudi."
Das Soll haben die Spieler und Sturm bei dessen WM-Premiere als Bundestrainer längst übererfüllt. Ein Jahr vor der Heim-WM in Köln hat das deutsche Eishockey international deutlich an Ansehen gewonnen. "In der ganzen Szene wird Deutschland wieder respektiert", berichtete DEB-Präsident Franz Reindl: "Sie merken, dass wir nicht mehr nur die Zerstörer sind, sondern jetzt auch kreativ nach vorne spielen und hart den Wettkampf suchen."
Vom Verletzungspech geplagt
Mit 22 Toren nach sieben Gruppenspielen hat das Sturm-Team schon jetzt mehr Treffer erzielt als beim letzten Viertelfinaleinzug 2011 und beim vierten Platz bei der Heim-WM im Jahr davor. "Sie haben großartige Leistungen in der Vorrunde gebracht. So viele Tore hat die Nationalmannschaft selten geschossen", sagte der frühere Bundestrainer Hans Zach. In der Endabrechnung könnte Deutschland selbst bei einem Viertelfinal-Aus den sechsten Platz belegen und damit in der Weltrangliste vom derzeit 13. Rang deutlich nach oben klettern.
Die Leistung ist umso bemerkenswerter, weil das Verletzungspech fast schon tragische Ausmaße angenommen hat. Im Spiel gegen Ungarn verletzte sich Felix Schütz, der in sieben Gruppenpartien sieben Scorerpunkte erzielte und mit seinen Sturmkollegen Patrick Hager und Philip Gogulla die mit Abstand stärkste deutsche Angriffsreihe bildete, am Knie. Der Schweden-Legionär war unglücklich mit seinem Teamkollegen Daryl Boyle zusammengeprallt und wird bei der WM vielleicht nicht mehr auflaufen können.
Zuvor hatten schon NHL-Profi Tobias Rieder, Gerrit Fauser und Torsten Ankert verletzungsbedingt die Heimreise antreten müssen. Verteidiger Constantin Braun, der gegen Ungarn das entscheidende 3:2 (58.) erzielte, plagt sich seit Tagen mit einer schmerzvollen Fußverletzung herum. "Die Ausfälle sind natürlich bitter", sagte Holzer, "aber das schweißt uns nur noch mehr zusammen." Rieder, der eigentlich neben dem bislang enttäuschenden NHL-Jungstar Leon Draisaitl der große Hoffnungsträger im DEB-Team war, schickte via Twitter Glückwünsche: "Super, was die Jungs da abliefern. Gratulation zum Einzug ins Viertelfinale." Rieder versah den Tweet mit dem Hashtag "goforgold". Für den Titel braucht es aber mehr als nur einen freien Tag in St. Petersburg.
Quelle: n-tv.de , Jörg Soldwisch, sid
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