Israel wartet auf neuen Militärchef: „Russland wird profitieren“

  24 Mai 2016    Gelesen: 987
Israel wartet auf neuen Militärchef: „Russland wird profitieren“
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will den aus der Sowjetunion gebürtigen Avigdor Liberman zum neuen Verteidigungsminister machen. Experten beschäftigen sich mit möglichen Folgen für Russland, die USA und die Palästinenser.
Die russische Onlinezeitung gazeta.ru kommentiert: „Die breiten Erfahrungen von Lieberman machen ihn zu einem wertvollen Verbündeten für Netanjahu, wenn man sie Sache vom Standpunkt der Verwaltung aus betrachtet. Von seinem Medien-Image her sieht Lieberman allerdings bei weitem nicht so vorteilhaft aus. Seine Kritiker, vor allem linke Politiker Israels und die mit ihnen sympathisierende Presse, werfen ihm eine inadäquate Haltung vor und weisen darauf hin, dass er einst forderte, Terror-Beschuldigte zu enthaupten, und arabische Knesset-Abgeordnete als ‚fünfte Kolonne‘ und Verräter brandmarkte.“

Liebermans Image im Westen habe auch einen weiteren Nachteil: „Als Israels Außenminister unterstütze er mit seinen Äußerungen mehrmals die russische Politik (…) Er behauptete auch, dass Russland mehr als sonst jemand an Terrorismus gelitten habe.“
Zeev Hanin, Professor an der israelischen Bar-Ilan-Universität, sagte der Onlinezeitung, dieses Image von Lieberman werde allerdings Israels Kontakte mit den USA kaum wesentlich beeinflussen: „Eigentlich ist Lieberman ein pragmatischer Politiker – nur in einer rechten Verpackung. Jene ausländischen Politiker, mit denen Lieberman als Außenminister zusammenarbeitete, fanden immer Berührungspunkte mit ihm. Als ein neues Kabinett von Netanjahu im Jahr 2015 zustande kam, war im Weißen Haus sogar die Meinung verbreitet, dass Lieberman der einzige Minister in Israel sei, mit dem man zu tun haben könne.“

Der Experte erläuterte, für Netanjahu sei es wegen der persönlichen Antipathie schwer, sich mit Barack Obama zu verständigen. Lieberman habe kein solches Problem: „Als Verteidigungsminister wird er mit US-Militärs verhandeln sollen. Lieberman ist durchaus fähig, eine Verständigung mit ihnen zu erzielen.“
Jelena Suponina, Experten des Russischen Instituts für strategische Studien, prognostizierte: „Russland wird zweifelsohne von Liebermans Ernennung zum Verteidigungsminister profitieren. Er hat sehr gute Beziehungen mit Wladimir Putin. Für den palästinensisch-israelischen Friedensprozess ist der neue Verteidigungsminister allerdings ein sehr schlechtes Signal. Liebermans Haltung auf diesem Gebiet ist sogar viel härter als die von Netanjahu.“
Hanin sagte: „Lieberman hält ist für sinnlos, mit den Vertretern der Palästinensischen Autonomiebehörde zu sprechen. Aus seiner Sicht soll dieser Konflikt durch Gespräche mit den Patronen der Palästinenser gelöst werden, also mit den Staatschefs arabischer Sunniten-Mächte.“
Lieberman war in der Sowjetrepublik Moldawien zur Welt gekommen. Mit 20 wanderte er im Jahr 1978 nach Israel aus. Nach dem Armeedienst studierte er an der Uni Jerusalem, Abteilung Sozialwissenschaften und internationale Beziehungen. Als Mitglied der Lukid-Partei gehörte er zum Team Netanjahu. 1999 gründete Lieberman die Partei Israel Beitenu, die einen noch konservativeren Kurs einschlug und sich an der russischsprachigen Gemeinde des Landes orientierte.

Quelle: sputniknews

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