Es ist nicht das erste Mal, dass die großen Technikunternehmen in Tiefseekabel investieren. Google hatte vor fast zwei Jahren mit asiatischen Firmen den Bau eines Pazifik-Kabels für etwa 300 Millionen Dollar vereinbart. Im März wurden Pläne bekannt, wonach Google ein neues Unterseekabel in Brasilien unterstützt. Facebook beteiligte sich bereits 2012 an einem Projekt, das die USA mit China und Südasien verbindet.
Das geplante Projekt von Microsoft und Facebook ist trotzdem anders, denn erstmals werden die beiden Unternehmen den Bau selbst in die Hand nehmen. "Das bisherige Modell mit Konsortien war langsamer, als wir uns gewünscht haben", zitiert das US-Magazin Wired den Facebook-Manager Najam Ahmad. Mit Marea habe Facebook dagegen "mehr Kontrolle über das eigene Schicksal". Ganz ohne die Hilfe von Telekommunikationsunternehmen aber geht es nicht: Für die Verwaltung des Kabels wurde Telefónica-Tochter Telxius beauftragt. Sie darf dafür einen Teil der Brandbreite verkaufen.
Die Dienste der Zukunft benötigen Brandbreite
Der Großteil der Bandbreite aber, die rund 160 Terabit pro Sekunde betragen soll, wird für die Dienste von Facebook und Microsoft reserviert sein. Sie brauchen solche Kapazitäten zum Beispiel für das Livestreaming, einen Bereich, in den Facebook derzeit stark investiert und der große Datenmengen erzeugt und gleichzeitig keine Verzögerungen gebrauchen kann.
Das gleiche gilt für Anwendungen sowohl in den Bereichen der virtuellen Realität als auch der künstlichen Intelligenz: In den Rechenzentren von Microsoft und Google werden immer mehr Nutzerdaten in Echtzeit erfasst, analysiert und in Form von persönlichen Assistenten oder Chatbots wieder zurück an die Nutzer gesendet – je schneller, desto besser. Auf der jüngsten Entwicklerkonferenz präsentierte Facebook zudem Pläne, wie Nutzer auf verschiedenen Kontinenten mit VR-Headsets miteinander kommunizieren. Für Microsoft sind seine Cloud-Dienste mittlerweile ein wichtiger Geschäftszweig. Große Teile dieser Anwendungen könnten eines Tages über das eigene Tiefseekabel laufen.
Die Unternehmen brauchen die Telkos nicht mehr
Neben mehr Bandbreite ist auch der Standort des geplanten Kabels interessant. Während bislang praktisch alle bestehenden Tiefseekabel zwischen den USA und Europa den Raum New York mit Frankreich oder Großbritannien verbinden, ist Marea die erste Verbindung nach Südeuropa. Das bedeutet, sie liegt auch näher an Afrika. Vor allem Facebook bemüht sich bereits mit mehreren Projekten, den Kontinent online zu bringen, denn Afrika gilt als einer der größten Wachstumsmärkte.
Nicht zuletzt bestätigt die Initiative einen Trend: Unternehmen wie Google, Facebook und Microsoft sind sowohl willens als auch in der Lage, ihre eigene Infrastruktur aufzubauen. Ähnlich wie Google mit seinem Fiber-Projekt Großstädte in den USA mit eigenen Glasfaserleitungen versorgt, errichten Facebook und Microsoft nun ihre eigenen transkontinentalen Verbindungen, ohne dabei auf Telekommunikationsanbieter zurückgreifen zu müssen. Die großen Internetunternehmen bauen auch ihre eigenen physischen Netze.
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