"Wenn Özil vor Länderspielen regelmäßig nicht die Nationalhymne mitsingt, soll das der Bürger für eine normale Privatsache halten", beklagt Mittelsachsens Kreisvorstand Andrea Kersten. "Wenn Özil hingegen zur Pilgerfahrt nach Mekka reist, erklärt das der "Tagesspiegel" dem Bürger als `Zeichen für mehr Verständigung und Integration`."
Fußball-Nationalspieler Özil, ein bekennender Muslim, veröffentlichte am 22. Mai ein Foto auf seiner Facebook-Seite, das ihn in traditioneller Kleidung vor der Kaaba, dem quaderförmigen Gebäude in der Heiligen Moschee in Mekka, zeigt. Über das Bild schrieb er unter anderem #Islam und #Pray.
Die Reise fand nicht im Rahmen der Haddsch statt, sondern ist die sogenannte kleine Pilgerfahrt Umra, die jederzeit erfolgen kann. 2,2 Millionen Nutzer haben bereits auf sein Foto reagiert, mehr als 51.000 Mal wurde es kommentiert.
"Ideologie, in deren Namen Völkermorde begangen werden"
"Wenn Özil privat nach Mekka pilgert, ein Bild von sich vor der Kaaba postet, das Millionen Likes bekommt, und dafür in vielen Medien, allen voran dem "Tagesspiegel", gefeiert wird, ist das verkehrte Welt", erklärt Kersten.
Für sie bedeute dies hingegen, dass "eine Ideologie hofiert" wird, in der "es keine Gleichberechtigung von Mann und Frau gibt, in der Homosexuelle mit dem Tod bedroht werden und in der Ehrenmorde zum guten Ton gehören".
Zudem werde damit eine Gesinnung hofiert, "in der Christen und Juden nur Menschen 2. Klasse sind, in der die Scharia über der Demokratie steht, in deren Namen immer wieder Völkermorde begangen wurden und in deren Namen gerade jetzt Tausende Menschen versklavt, gefoltert, vergewaltigt und getötet werden".
Laut der AfD Sachsen bedeutet dies auch, dass das Bekenntnis zum eigenen Land für entbehrlich gehalten wird. "Das demonstrative Bekenntnis zum Islam hingegen gilt als vorbildlich", so Kersten.
Erst Kinderschokolade, dann Gauland
Wenige Tage vor der am 10. Juni beginnenden Fußball-EM in Frankreich geraten deutsche Nationalspieler in den Fokus rechtsgerichteter Initiativen.
So hetzten Anhänger einer Pegida-Gruppe aus Baden-Württemberg auf einer Facebookseite gegen die Kinderfotos der Löw-Mannschaft mit ausländischen Wurzeln auf einer Schokoladenpackung. "Sind das Warnungen vor zukünftigen Terroristen?", kommentierte ein Facebooknutzer.
Aufruhr löste am Sonntag eine Äußerung von Alexander Gauland aus. "Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben", beleidigte der AfD-Vize Nationalspieler Jerome Boateng.
Die Bundesregierung verurteilte den Satz als "niederträchtig und traurig". "Geschmacklos", nannte DFB-Präsident Reinhard Grindel die Äußerung.
Gauland habe sich damit "total disqualifiziert auf der politischen Bühne", so CSU-Chef Horst Seehofer. CDU-Vize Julia Klöckner war entsetzt: "Ich hoffe, dass mancher jetzt auch merkt, welche Kameraden da das Sagen haben."
AfD-Chefin Frauke Petry ruderte inzwischen wieder zurück. Ihr Vize könne sich nicht errinnern, ob er sich so geäußert habe. "Ich entschuldige mich unabhängig davon bei Herrn Boateng für den Eindruck, der entstanden ist."
Quelle : welt.de
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