Mazda CX-9 - der weiche Riese
In den USA ist Mazda sogar noch besser aufgestellt. Denn dort geht nun nach knapp zehn Jahren die zweite Generation des CX-9 an den Start und nimmt neben direkten Wettbewerbern wie dem Kia Sorento oder dem Hyundai Santa Fe auch sehr viel vornehmere Modelle wie den VW Touareg oder gar den BMW X5 ins Visier.
Das Echo klingt beim Einladen
Dabei setzen die Japaner vor allem auf ihr bewährtes Kodo-Design, das beim CX-9 buchstäblich zu neuer Größe aufläuft. Denn obwohl der CX-9 mit 5,10 Metern so lang ist wie ein Mercedes GLS oder ein Audi Q7, sieht er dank seines langen Radstandes, den kurzen Überhängen und dem schlanken Profil sehr viel schnittiger und sportlicher aus als die Dickschiffe aus Deutschland. Dazu ein strenger Blick aus LED-Scheinwerfern, die einen stolzen Kühler flankieren, feurige Rückleuchten und jede Menge Chrom – schon hat man sehr viel teureren Autos die Schau gestohlen. Das gilt fast mehr noch für den Innenraum, dessen Ambiente aus Lack und Leder und viel blankem Metall jeden europäischen Mazda-Kunden vor Neid erblassen lässt. Nach einer Sitzprobe im CX-9 liegen Mazda und Mercedes plötzlich nicht mehr nur im Alphabet nah beieinander.
Neben dem Premium-Ambiente gibt es viel Platz auf allen Plätzen, jede Menge praktischer Ablagen, ein modernes Infotainment-System mit zentralem Controller und Touchscreen und vielen USB-Steckdosen, ein Heer von Assistenzsystemen, endlich ein vollwertiges Head-up-Display mit Projektion auf der Frontscheibe und Stauraum ohne Ende. Denn spätestens wenn die ohnehin nur für Kinder und Schwiegermütter geeigneten Notsitze in der dritten Reihe mit zwei Handgriffen im Wagenboden verschwinden, wird der CX-9 zum Raumwunder, in dem man beim Einladen sein Echo hören kann.
Leicht und weich
Bei Design, Ambiente und Ausstattung bietet der CX-9 ein deutliches Upgrade. Doch unter der Haube regiert das Downsizing. Der noch vom alten Kooperationspartner Ford gelieferte V6-Benzienr macht Platz für einen neuen Vierzylinder, der erstmals bei Mazda mit einem Turbo beatmet wird. So steigt die Leistung des 2,5 Liter-Motors auf 250 PS, das Drehmoment klettert auf 420 Newtonmeter, während der Verbrauch gegenüber dem V6-Motor um rund 20 Prozent zurückgeht. In den USA steht er mit kombinierten Werten von 8,7 Litern für die Stadt und 11 Litern für den Highway in der Liste, nach europäischer Norm sollten es deutlich weniger als acht Liter sein.
Bei der ersten Ausfahrt macht der CX-9 mit diesem Paket eine ganz ordentliche Figur. Wie immer für den US-Markt etwas gemütlicher abgestimmt und leichter zu lenken als in Europa, mit einer soliden sechsstufigen Automatik und einem Allrad mit variabler Kraftverteilung ausgestattet, gibt er den gelassenen Kilometerfresser, mit dem man stundenlang über den Highway gondeln kann. Allerdings muss man nur etwas fester zutreten, dann geht der CX-9 auch beherzter zur Sache. Zwar klingt der Motor dann etwas kerniger und ganz ohne Gedenksekunde schafft es auch der aufwendig weiterentwickelte Mazda-Turbo nicht. Doch für so einen großen Geländewagen wirkt der CX-9 dann plötzlich überraschend aggressiv und agil. Spätestens da zahlt es sich dann auch aus, dass Mazda beim Generationswechsel rund 100 Kilo Gewicht gut gemacht hat.
Begehrlichkeiten sind geweckt
So gut, wie es bei Mazda in Deutschland im Augenblick läuft, weckt das Dickschiff aus Amerika durchaus gewisse Begehrlichkeiten – zumal die Japaner schon den Vorgänger zumindest als Kleinserie bei uns verkauft haben. Selbst wenn aus dem amerikanischen Grundpreis von umgerechnet rund 30.000 Euro bei uns mit Rücksicht auf die Positionierung und die umfangreiche Ausstattung wohl eher 45.000 oder 50.000 Euro werden dürften, hätte Deutschlandchef Bernhard Kaplan den große Mazda lieber heute als morgen im Portfolio: "Der CX-9 wäre ein hoch interessantes Auto, um das Mazda-Angebot in Deutschland zu erweitern - sowohl um sich weitere Zielgruppen zu erschließen als auch um die Marke zu stärken."
Allerdings weiß Kaplan, dass Mazda dafür nicht nur das Setup des Fahrwerks ändern, sondern wohl auch einen neuen Motor einbauen müsste, wenn er auf nennenswerte Stückzahlen kommen will. Über Nacht wird das sicherlich nicht gehen. "Im Moment sind die Chancen für eine kurzfristige Einführung auf dem deutschen Markt gering", muss er deshalb einräumen. Trotzdem will er den großen Geländegänger noch nicht abschreiben: "Wir arbeiten weiter daran und diskutieren noch mögliche Lösungen."