Zu den Orten im Landkreis Rottal-Inn, die am stärksten von dem sogenannten Blitzhochwasser heimgesucht wurden, gehört Simbach am Inn. Dort entdeckten Taucher in einem Haus die Leichen von drei Erwachsenen. Nähere Angaben zu Alter und Geschlecht machte die Polizei zunächst nicht. In Julbach, das ebenfalls im Landkreis Rottal-Inn liegt, wurde zudem eine tote Frau aus einem Bach geborgen.
In den Landkreisen Rottal-Inn und Passau gilt seit Mittwoch Katastrophenalarm. In den Gemeinden Simbach am Inn, Triftern und Tann wurden ganze Straßen weggespült, zahlreiche Häuser geflutet und viele Autos mit dem teils meterhohen Strom weggerissen. Etliche Bürger mussten mit Polizeihubschraubern von den Dächern ihrer Häuser gerettet werden. Nach Angaben des Stromversorgers Bayernwerk waren in dem Landkreis 9.000 Haushalte ohne Strom. Tausende Menschen mussten auch die Nacht ohne Strom verbringen.
Schüler über Nacht eingeschlossen
Der Markt Triftern mit seinen 5.000 Einwohnern war vorübergehend von der Außenwelt abgeschnitten, weil alle Brücken überschwemmt waren. In der Mittelschule Triftern befanden sich am Mittwochabend noch rund fünfzig Kinder, die von etwa 25 Erwachsenen betreut wurden. 16 Kinder mussten die Nacht im Schulgebäude verbringen, nach Angaben des Landratsamts habe man für Verpflegung und Schlafgelegenheiten gesorgt, zwei betreuende Personen seien bei ihnen geblieben. In einer ganzen Reihe von Schulen fällt am Donnerstag der Unterricht aus.
Schäden im zweistelligen Millionenbereich. Am Donnerstag wollten sich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und Umweltministerin Ulrike Scharf (beide CSU) vor Ort ein Bild machen. Bayerns Finanzminister Markus Söder kündigte in der Passauer Neuen Presse unbürokratische finanzielle Hilfe an. Auch die Rettungskräfte selbst forderten Unterstützung an. "Wir hoffen auf Verstärkung, um die Schäden zu beseitigen", sagte ein Polizeisprecher.
Neuer starker Regen angekündigt
Das Landratsamt Rottal-Inn gab Mittwochabend zumindest vom Hochwasser her vorsichtige Entwarnung – die Lage im Katastrophengebiet beginne sich "langsam zu entspannen". Allerdings kündigten Meteorologen für die betroffene Region und weitere Gebiete in Südbayern erneut starke Regenfälle an, binnen zwölf Stunden könnten an diesem Donnerstag wieder bis zu 30 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. "Zum Teil sind unwetterartige Mengen über 40 Liter pro Quadratmeter in sechs bis zwölf Stunden möglich", berichtete der Deutsche Wetterdienst in München. Auch für andere Bundesländer wurden teils neue Unwetter erwartet.
Betroffen ist auch Nordrhein-Westfalen, wo es in der Landeshauptstadt Düsseldorf ebenfalls überflutete Keller und unterspülte Tunnel gab. Die Feuerwehr meldete rund 420 Einsätze in der Nacht, Sorgen bereitet den Rettern nun das Flüsschen Anger, in dem das Wasser stetig steigt. Für den Notfall liegen 2.000 Sandsäcke bereit.
Bereits am Sonntagabend hatte das Tief Elvira in Baden-Württemberg und im bayerischen Franken schwere Verwüstungen angerichtet. Vier Menschen waren bereits bei diesem Unwetter im Südwesten des Landes.
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