Was wir über Saleh A. und die Anschlagspläne wissen

  03 Juni 2016    Gelesen: 1001
Was wir über Saleh A. und die Anschlagspläne wissen
Die Verhaftung von drei IS-Anhängern basiert auf der Aussage eines Syrers. Er verriet die Terrorpläne für Düsseldorf. Ermittlungen führen in deutsche Flüchtlingsheime.
Vier Syrer, ein möglicher Anschlagsplan und zahlreiche offene Fragen: Es ist nicht viel, was wir gesichert über die Anschlagspläne in Deutschland wissen. Die Sicherheitsbehörden haben am Donnerstag bekannt gegeben, sie hätten ein mögliches Attentat in Düsseldorf vereitelt. Die vier verdächtigen Syrer hätten noch nicht mit der konkreten Umsetzung ihres Plans begonnen. Die Erkenntnis, dass es einen solchen Plan tatsächlich gegeben hat, basiert auf dem Geständnis eines 28-jährigen Syrers, der sich den französischen Behörden im Februar gestellt hat. Seitdem laufen die Ermittlungen in Frankreich und Deutschland.
Die Bundesanwaltschaft teilte mit, die Männer würden verdächtigt, sich der Terrormiliz "Islamischer Staat" angeschlossen zu haben. Drei der mutmaßlichen IS-Terroristen seien in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Baden-Württemberg festgenommen worden, weil sie einen Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt verüben wollten. Der Plan habe vorgesehen, dass sich zwei Selbstmordattentäter auf der Heinrich-Heine-Allee mit Sprengstoffwesten in die Luft sprengen sollten. Weitere Attentäter sollten danach mit Gewehren und Sprengsätzen möglichst viele Passanten töten. Nach Informationen des Spiegel sollte die Terrorzelle noch weiter ausgebaut werden. Demnach habe Saleh A. ausgesagt, es sollten noch zusätzliche Attentäter in Düsseldorf eintreffen. Insgesamt zehn Kämpfer sollten das Attentat durchführen.

Zwei der terrorverdächtigen Syrer sitzen nach den Festnahmen in deutscher Untersuchungshaft, der dritte soll im Laufe des Freitags dem Haftrichter vorgeführt werden. Es handele sich um drei Männer im Alter von 31, 25 und 28 Jahren.

Die Erkenntnisse über die Anschlagspläne kamen vor vier Monaten von der französischen Justiz. Dort hatte sich der vierte Syrer – der 28-jährige Saleh A. – am 1. Februar freiwillig auf einem Kommissariat im Pariser Viertel La Goutte d`Or gemeldet. Er habe ausgesagt, dass er "Informationen über eine Schläferzelle" habe, die bereit sei, "in Deutschland zuzuschlagen", hieß es am Donnerstagabend in Justizkreisen der französischen Hauptstadt.

Die Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR berichteten, Saleh A. habe in einem umfassenden Geständnis ausgesagt, er sei im April 2014 ins syrische Rakka bestellt worden. Dort hat die Terrormiliz "Islamischer Staat" ihr Hauptquartier. Ein Mitglied des IS-Führungskaders habe ihm den Auftrag erteilt, nach Deutschland zu reisen, dort eine Schläferzelle zu gründen und den Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt vorzubereiten.

Die französischen Behörden hätten Saleh A. daraufhin in Gewahrsam genommen und umgehend die deutschen Kollegen informiert. Bei den späteren Verhören seien Ermittler aus Frankreich und Deutschland beteiligt gewesen. Der 28-Jährige sitzt seitdem in französischer Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, beteiligt gewesen zu sein an einer "kriminellen Vereinigung in Zusammenhang mit einer terroristischen kriminellen Unternehmung". Deutschland hat seine Auslieferung beantragt.

Am Freitag wurden weitere Details über Saleh A. bekannt. Den Pariser Justizangaben zufolge habe er in Syrien zunächst mit Oppositionstruppen gegen Machthaber Baschar al-Assad gekämpft, bevor er sich "verschiedenen dschihadistischen Bewegungen" anschloss. A. sei Gefangener des IS gewesen, später sei er Mitglied der Miliz geworden. Nachdem er im April 2014 seinen Auftrag erhalten hatte, machte er sich mit einer zweiten Person einen Monat später über die sogenannten Balkan-Route nach Europa auf – erst in die Türkei, ein Jahr später dann über Griechenland weiter nach Deutschland.

Vor seiner Festnahme in Frankreich soll Saleh A. in einem Flüchtlingsheim im niederrheinischen Kaarst gelebt haben. Eine Sprecherin der Stadt sagte, der Mann sei seit dem 16. Oktober 2013 in dem Heim im Stadtteil Vorst gemeldet gewesen. Sollte dies zutreffen, wäre Saleh A. mindestens zweimal nach Deutschland gereist.

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