Aus Mietern werden arme Rentner

  16 Juni 2016    Gelesen: 1053
Aus Mietern werden arme Rentner
Während die Vermögen der Reichen wachsen, können viele Deutsche kaum genug Geld fürs Alter zurücklegen. Diese Grafiken zeigen, warum.
Was Armut heißt, wurde oft beschrieben. Das Geld reicht nicht für warme Winterkleidung, eine vernünftige Wohnung oder gesundes Essen – von der privaten Altersvorsorge ganz zu schweigen. Geht die Waschmaschine kaputt, ist es eine mittlere Katastrophe. Nicht nur, weil ausgehen zu teuer ist, führt Armut oft auch in die soziale Isolation.

Wir wollten jenseits der bekannten Beispiele wissen: Was kann man sich mit einem geringen Einkommen noch leisten? Wie viel Geld muss ein armer Haushalt aufwenden, um die Grundbedürfnisse seiner Angehörigen zu decken, Nahrung, Kleidung, Obdach? Und wie ist es mit der Mittelschicht und den Reichen?

Die Frage drängt sich auf, denn in Deutschland wächst die Ungleichheit. Reiche haben immer mehr Vermögen, und sie erzielen auch immer höhere Einkommen. Das zeigt etwa das Sozio-Ökonomische Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Mittelschicht dagegen schrumpft, ihre Aufstiegschancen verringern sich. Und die Armen haben erst recht keine Chance, nach oben zu kommen. DIW-Chef Marcel Fratzscher, der gerade ein Buch über den neuen Verteilungskampf veröffentlicht hat, sagt: "Wer unten ist, bleibt unten."

Viel Geld für Miete, Kleidung, Nahrung

Was bedeutet das konkret? Antworten finden sich in der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVR) des Statistischen Bundesamts, die alle fünf Jahre erhoben wird. Die letzte EVR fand 2013 statt. Sie ergab: Im Schnitt geben deutsche Haushalte etwas mehr als die Hälfte ihres Konsumbudgets für Wohnen, Nahrung und Kleidung aus. In ärmeren Familien aber, solche mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.300 Euro im Monat, ist der Anteil deutlich höher. Sie geben für die Grundbedürfnisse zwei Drittel ihres verfügbaren Einkommens aus.

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Wer noch niedrigere Einkünfte hat, kann unter Umständen nicht einmal das Allernötigste selbst zahlen. Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 900 Euro konsumieren laut EVR im Schnitt mehr, als sie haben, sie leben also von Ersparnissen oder nehmen Darlehen auf. 20 Jahre zuvor war ihre Lage noch entspannter. Damals kamen die Armen mit ihrem Einkommen noch gerade eben über die Runden (siehe Grafik).

Die Armutsgrenze für Alleinstehende liegt nach der amtlichen Definition derzeit bei 987 Euro im Monat. Eine vierköpfige Familie gilt sogar dann noch als arm, wenn sie im Monat 2.072 Euro einnimmt.

Zugegeben: Alte und neue Daten sind nur eingeschränkt vergleichbar, denn im Jahr 1998 hat das Statistische Bundesamt seine Erhebungsmethode verändert. Zudem berücksichtigen die Statistiker die Lohnerhöhungen nicht, und auch nicht die Inflation. All das macht Vergleiche schwierig, denn die realen Löhne stiegen ja, wenn auch nicht in allen Jahren. Deshalb fielen über die Jahre hinweg immer weniger Haushalte in die niedrigste Einkommensklasse. Weiter oben in der Skala aber nahm die Zahl der Haushalte zu (siehe Grafik).

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