Dax bricht ein, Pfund stürzt ab

  24 Juni 2016    Gelesen: 818
Dax bricht ein, Pfund stürzt ab
Das "Nein" der Briten zur EU hat weltweit Turbulenzen an den Märkten ausgelöst. Der Dax bricht um zehn Prozent ein, auch andere Börsen rutschen ins Minus. Das Pfund stürzt massiv ab. Experten erwarten teils dramatische Auswirkungen.

Die Abstimmung der Briten für einen EU-Austritt hat weltweit für Kursverluste an den Aktienmärkten gesorgt. Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor zu Handelsbeginn 9,98 Prozent und sackte auf 9233,48 Punkte. Das war der größte Kurssturz seit der Finanzkrise 2008.

Die Börse in London startete mit einem Minus von 7,5 Prozent. In Paris rutschen die Kurse um fast acht Prozent ab, in Wien uns Lissabon waren es jeweils rund zehn Prozent.

Pfund stürzt dramatisch ab

Das britische Pfund rutschte auf knapp 1,33 Dollar ab und erreichte damit den tiefsten Stand seit 30 Jahren. Innerhalb eines Tages verlor die britische Währung mehr als zehn Prozent an Wert.

Vor allem Bankaktien betroffen

Besonders stark waren Papiere von Banken betroffen. Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank brachen um jeweils knapp 17 Prozent ein, in London verloren wichtige Bankentitel fast 30 Prozent an Wert.

Nikkei fällt acht Prozent

Bereits zuvor ging es in Asien deutlich bergab. Der Tokioter Nikkei-Index rauschte 7,9 Prozent in die Tiefe und schloss bei 14.952 Punkten. Auch andere asiatische Märkte und Australien stehen deutlich im Minus.

Deutsche Börse und LSE wollen trotzdem fusionieren

Die Deutsche Börse und die London Stock Exchange (LSE) wollen ihren Zusammenschluss trotz des geplanten Austritts Großbritannien aus der EU durchziehen. Wegen des Brexit sei eine Verbindung zwischen Frankfurt und London sogar noch wichtiger, erklärte Deutsche-Börse-Aufsichtsratschef Joachim Faber.

"Wir sind davon überzeugt, dass der beabsichtigte Zusammenschluss von Deutscher Börse und London Stock Exchange durch das Abstimmungsergebnis eine noch höhere Bedeutung für unsere Kunden bekommen hat und sowohl für unsere Aktionäre als auch weitere Stakeholder Vorteile bringen wird."

Der Betriebsrat der Deutschen Börse betont allerdings: "Wir fordern nicht, dass die Fusion beendet wird, aber der Hauptsitz muss nach Frankfurt", sagte die Betriebsratvorsitzende Jutta Stuhlfauth. Angesichts des bevorstehenden EU-Austritts Großbritanniens wäre es aus Sicht des Betriebsrats "widersinnig, wenn der Hauptsitz nach London verlegt würde".

Britische Notenbank stellt zusätzliche Milliarden bereit

Großbritanniens Notenbank steht nach dem Referendum bereit, um Verwerfungen an den Finanzmärkten einzudämmen. "Die Bank von England beobachtet die Entwicklungen genau", teilte die Notenbank mit. Alle notwendigen Schritte würden unternommen, um Finanzstabilität zu gewährleisten. Zur Geldversorgung der Finanzwirtschaft könnten zusätzliche 250 Milliarden Pfund abgerufen werden. Die Bank von England habe ausgiebig für den Notfall geplant und arbeite eng mit dem britischen Schatzamt, weiteren heimischen Behörden sowie ausländischen Zentralbanken zusammen.

Internationaler Bankenverband fordert Klarheit

Der Internationale Bankenverband (IIF) fordert eine schnelle Klärung der künftigen Beziehung zwischen der EU und Großbritannien. "Jetzt beginnt die schwierige Aufgabe, den britischen EU-Austritt zu gestalten", sagte IIF-Chef Tim Adams. Das ganze Ausmaß der Entscheidung werde erst in einiger Zeit deutlich werden. "Aber feststeht: Es wird kurzfristig sehr zerstörend." Das Wirtschaftswachstum werde abreißen und langfristig würden Arbeitsplätze wegfallen - vor allem in Großbritannien selbst.

Analysten sehen schwarz

Analysten senken nach dem britischen Votum ihre Wirtschaftsprognose für Großbritannien. Für das laufende Jahr sei nicht länger mit einem Plus von 2,0 Prozent, sondern nur noch mit 1,5 Prozent zu rechnen, sagte Howard Archer vom Forschungsdienstleister IHS Global Insight. Die Aussichten fürs kommende Jahr sind demnach noch dramatischer: 2017 werde statt ursprünglich 2,4 Prozent nur noch ein Wachstum von 0,2 Prozent erwartet.

Archer sagte eine Periode massiver wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit voraus. Dieser Zustand werde "für geraume Zeit" eine Tatsache sein und das Vertrauen der Unternehmen und Verbraucher erheblich schwächen. In der Folge würden Firmeninvestitionen, Arbeitsmarkt und Konsumausgaben gedämpft, sagte Archer. Er erwarte nun, dass die britische Notenbank den Leitzins zeitnah um einen Viertelprozentpunkt auf 0,25 Prozent senkt und damit eine Kehrtwende vollzieht. Ursprünglich habe die Zentralbank gehofft, den Leitzins bald anheben zu können.

Quelle: tagesschau.de

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