Die Leichen sind in der Regel mit Formaldehyd konserviert, und da liegt das Problem. Anfang 2016 wurden die Richtwerte für die Konzentration an Formaldehyd in der Raumluft von Anatomie-Präparier-Sälen bundesweit verschärft. Denn der Stoff gilt als krebserregend.
In den Räumen der Uni Bochum können die neuen Schadstoff-Grenzwerte bisher nicht eingehalten werden. Das hätten Messungen ergeben, die bereits im vergangenen Sommer durchgeführt wurden, heißt es in dem Brief der Studenten. Deshalb wurden die Präp-Kurse zunächst abgesagt.
Die Studenten kritisieren, dass an ihrer Uni - anders als an anderen Hochschulen - nicht schon längst die nötigen Umbaumaßnahmen ergriffen wurden, damit die Kurse weiterhin stattfinden können.
"Wir sind der Meinung, dass das Lehren und Lernen am menschlichen Körper im Fach Anatomie essentiell für unsere medizinische Ausbildung ist", schreiben die angehenden Mediziner.
"Die beste Lehrbuchabbildung kann das nicht ersetzen".
"Als Grundlage für die Ausbildung zu einem kompetenten Arzt stellt der Präparier-Kurs eine unverzichtbare Bedingung dar, um den Körper des Menschen in seiner Topographie, Individualität und Beschaffenheit hinsichtlich Haptik und Optik kennenzulernen. Auch die beste Lehrbuchabbildung kann diese reale Erfahrung nicht ersetzen."
Die Studenten fordern dringend, sowohl kurz- als auch langfristig eine Lösung des Problems. Für Montag haben sie zu einer Kundgebung an der Uni mit "Präparieren geht über Studieren"-Plakaten aufgerufen. Dabei wollen sie auch weitere Unterschriften für den offenen Brief sammeln. Bei Facebook wird der Protest unter der Überschrift "Bring back The Präp" geplant.
Die Universität bestätigte die Angaben. "Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung", sagte ein Sprecher. Man sei in engen Gesprächen mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb als Eigentümer der Räumlichkeiten." Die Abschlüsse der Studenten seien durch die fehlenden Anatomiekurse nicht gefährdet.
Das Wissenschaftsministeriums in Nordrhein-Westfalen teilte mit, die Kurse sollten "schnellstmöglich" wieder angeboten werden. Die Uni müsse eine Lösung im Sinne der Studenten finden. "Niemandem darf, schon gar nicht in prüfungsrechtlicher Hinsicht, ein Nachteil entstehen."
Ganz neu ist das Problem nicht. Wegen zu hoher Schadstoffwerte wurden die Präparier-Kurse in der Vergangenheit auch an anderen Hochschulen ausgesetzt, zumindest vorübergehend. Betroffen waren zum Beispiel Medizinstudenten in Frankfurt.
Quelle : spiegel.de
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