Brexit-Krise: Deutsche lehnen mehr Macht für Brüssel ab

  01 Juli 2016    Gelesen: 693
Brexit-Krise: Deutsche lehnen mehr Macht für Brüssel ab
Nach dem Brexit-Schock spricht sich eine große Mehrheit der Deutschen gegen eine Vertiefung der EU aus. Dennoch will Finanzminister Schäuble nach SPIEGEL-Informationen die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten stärken.

Nach dem Briten-Votum für einen EU-Austritt halten die meisten Deutschen eine engere Union der Mitgliedstaaten für den falschen Weg. Einer SPIEGEL-Umfrage zufolge spricht sich eine Mehrheit der befragten Bürger gegen eine Vertiefung der EU aus. Dennoch will Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nach SPIEGEL-Informationen die Zusammenarbeit der EU-Mitglieder verstärken.

Konkret wünschen sich 64 Prozent der Deutschen mehr Aufgaben für die Nationalstaaten. Lediglich 27 Prozent wünschen sich mehr Macht für Brüssel. Die Umfrage wurde am 28. und 29. Juni vom Meinungsforschungsinstitut TNS Forschung im Auftrag des SPIEGEL durchgeführt. Insgesamt wurden 1014 Personen befragt.

Gleichzeitig ist auch nach dem Brexit-Votum die überwältigende Mehrheit der Deutschen dafür, dass die Bundesrepublik Teil der EU bleibt. 87 Prozent sprechen sich dafür aus. Lediglich zehn Prozent der Deutschen plädieren für einen Austritt.

Damit hat die Zustimmung zur EU noch zugenommen. Eine Umfrage für den SPIEGEL Anfang Juni hatte ergeben, dass 83 Prozent in der EU bleiben wollen. 13 Prozent waren damals für einen Dexit.

Schäuble will EU-Gemeinschaft stärken

Trotz der Skepsis bei vielen Deutschen setzt Minister Schäuble auf einen stärkeren Zusammenhalt der EU-Gemeinschaft. Nach SPIEGEL-Informationen zählt dazu etwa die Vollendung des Binnenmarkts und der ungehinderte, grenzüberschreitende Kapitalverkehr. Notwendig ist nach Schäubles Einschätzung auch ein EU-weit einheitliches Insolvenzrecht für Unternehmen.

Auch sollten sich die Mitgliedsländer darauf verständigen, wie sie gemeinsam höheres Wirtschaftswachstum erzielen können. Zudem müssten sie die Kontrolle der Außengrenzen verbessern und sich auf eine gemeinsame Asylpolitik einigen.

Sollten die Vorstöße auf Ebene aller Mitgliedstaaten nicht zustande kommen, müssten sich die willigen Regierungen zusammenschließen, fordert der Minister. Schäuble hat sich schon in den Neunzigerjahren für ein sogenanntes Kerneuropa besonders integrationswilliger Länder ausgesprochen.

Quelle: spiegel.de


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