Söder möchte Bankenaufsicht nach München holen

  02 Juli 2016    Gelesen: 866
Söder möchte Bankenaufsicht nach München holen
Wenn die Briten die EU verlassen, muss die europäische Bankenaufsicht weg aus London. Über Frankfurt und Paris wird spekuliert. Nun bewirbt sich noch jemand.
London ist der wichtigste Finanzstandort der Welt - bislang. Ob und wie sich das nach dem Brexit-Votum der Briten ändert, ist noch nicht klar absehbar. Manche Einzelheiten sind gleichwohl sicher: Zum Beispiel wird die wichtige Europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA aus der Metropole an der Themse wegziehen, wenn die Briten aus der EU austreten. „Wenn sich die Briten für einen Austritt aus der EU entscheiden, müssten wir tatsächlich in eine andere europäische Hauptstadt umsiedeln“, sagte EBA-Chef Andrea Enria wenige Tage vor der Abstimmung. Der Grund ist, dass die EU-Bankenaufsicht auch innerhalb der EU angesiedelt sein muss.

Doch wohin könnte die Behörde ihren Sitz verlegen? Zunächst kommen wichtige Finanzplätze in Kontinentaleuropa in Frage - Frankfurt etwa, wo ja schon jetzt die mächtige Europäische Zentralbank ihren Sitz hat, die ebenfalls die großen Geldhäuser beaufsichtigt. Oder Paris, die französische Hauptstadt, die ebenfalls ein bedeutender Bankenplatz ist.

Oder München. Das zumindest erhofft sich nun der bayerische Finanzminister Markus Söder. Der CSU-Politiker habe einen entsprechenden Brief an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) geschrieben und diesen darin gebeten, sich auf europäischer Ebene für die Verlagerung der EBA mit ihren 160 Mitarbeitern einzusetzen. Ziel müsse sein, München als wichtigsten deutschen Finanzplatz nach Frankfurt am Main nachhaltig zu stärken, sagte Söder der „Süddeutschen Zeitung“.

Ob Schäuble der Bitte nachkommt ist ungewiss, da sich auch Frankfurt für die EBA interessiert. Weil in Frankfurt schon die EZB sitzt, wäre der Zuzug der Bankenaufsicht „folgerichtig“, sagte Hubertus Väth von der Standortinitiative Frankfurt Main Finance. Die EBA ist Teil der europäischen Aufsichtsstruktur, zu der auch die Wertpapieraufsicht ESMA in Paris und die Versicherungsaufsicht EIOPA in Frankfurt gehören.


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