“Bombenbastler“ im Weißen Haus

  20 Oktober 2015    Gelesen: 492
“Bombenbastler“ im Weißen Haus
Mitte September wird ein Schüler in Texas wegen einer selbstgebastelten Uhr verhaftet, die Lehrer für eine Bombe halten. Fünf Wochen später empfängt der Präsident den Jungen namens Ahmed. Im Weißen Haus nimmt er an einem besonderen Abend teil.
Mitte September wurde er in Texas von der Polizei in Handschellen abgeführt: Vier Wochen später ist Ahmed Mohamed ein Medienstar, der im Weißen Haus empfangen wird. Der 14-Jährige nahm zu Wochenbeginn zusammen mit weiteren Schülern, Lehrern, Wissenschaftlern, Astronauten und anderen Prominenten an einem Astronomie-Abend in der Präsidentenresidenz in Washington teil. Eine selbst gebaute Uhr, die für eine Bombe gehalten wurde, hat den jungen Tüftler weltweit bekannt gemacht - und die Umstände drumherum. Die Verwechslungsgeschichte aus Texas ist in den USA zum kleinen Politikum geworden.

Ahmed ist Muslim, im Sudan geboren, hat eine dunkle Hautfarbe. Die Überreaktion an seiner Schule, die harte Hand der texanischen Polizei: Das wurde schnell auch mit Rassismus und Ausgrenzung Andersgläubiger in Verbindung gebracht. Alles zusammen löste eine Welle der Solidarität mit dem 14-Jährigen aus. "Coole Uhr, Ahmed", twitterte Präsident Barack Obama und lud den Jungen ins Weiße Haus ein.

Selbst gebastelte Uhr löst Bombenalarm aus

Es folgten Sympathiebekundungen vieler Prominenter, darunter Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Ahmed brachte seine Uhr nicht mit ins Weiße Haus, auch wenn er sagte: "Ich wollte schon immer einmal den Präsidenten treffen." Die Obama-Administration zeigte sich auffallend schmallippig. Er glaube nicht, dass Obama bei so vielen Menschen im Weißen Haus Gelegenheit haben werde, mit dem Jungen zu reden, kündigte Regierungssprecher Josh Earnest schon am Nachmittag den geordneten Rückzug an.

Besuch beim "Schlächter von Darfur"

Die Stimmung war ein wenig umgeschlagen in den vergangenen Wochen - auch wenn Obama sich schließlich doch noch zu einer kurzen Begegnung bewegen ließ. Wurde die Geschichte von dem harmlosen Tüftler, der seinen Lehrern seine tolle Erfindung zeigen wollte, richtig erzählt? Wollen politisch interessierte Kreise von dem Jungen und seinem Schicksal profitieren? Ted Cruz, texanischer Senator und republikanischer Präsidentschaftskandidat, warf Obama gar vor, die Story politisch auszuschlachten. Und tat gleich dasselbe, indem er dem Präsidenten vorwarf, die Arbeit der Polizei in der Sache nicht ausreichend gewürdigt zu haben.

Doch auch Ahmeds Verhalten ist in den US-Medien zunehmend in die Kritik geraten. Warum hat er die in einem Metallkoffer verstaute Uhr mehreren Lehrern gezeigt? Wollte er gar eine Überreaktion provozieren, um auf die Sache der Muslime aufmerksam zu machen? "Es ist hart, als Muslim in den USA aufzuwachsen", beteuerte er zuletzt in einem Interview. Warum hat Ahmed von "seiner Erfindung" gesprochen, wenn er doch nur eine herkömmliche Uhr auseinander- und dann wieder neu zusammengebaut hat, fragen kritische Blogger.

Mit seinem Vater unternahm Ahmed, der nach eigenen Worten in Texas auf der Suche nach einer neuen Schule ist, eine Reise in die arabische Welt. Katar, Saudi-Arabien, zuletzt das Geburtsland Sudan standen auf dem Programm. Im Sudan wurde die Familie - so zeigen es Bilder in Sozialen Medien - vor wenigen Tagen von Präsident Omar al-Baschir empfangen. Gastgeber Obama dürfte das gar nicht gefallen haben. Baschir, auch als "Schlächter von Darfur" bekannt, wird praktisch in der gesamten westlichen Welt seit Jahren als Kriegsverbrecher gesucht - per Haftbefehl des internationalen Gerichtshofes in Den Haag.

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