Nun nannte Osborne keinen Zeitpunkt und überhaupt ist nicht klar, wie lange er, der vehement für einen Verbleib Britanniens in der EU geworben hatte, überhaupt noch im Amt bleibt. Gut möglich, dass nach dem Amtsantritt einer neuen Premierministerin diese das wichtige Schatzamt ebenfalls neu besetzen wird.
Allerdings ist der Vorstoß Osbornes nicht ungehört geblieben in Europa. Der führende französische Oppositionspolitiker Alain Juppé, der gerne der nächste Staatspräsident seines Landes werden möchte und gerade in London weilt, gab zu Protokoll, dass Frankreich auf die britischen Steuerpläne reagieren müsse. Das sei eine Herausforderung, der Frankreich sich stellen müsse, sagte der Konservative: „Wir müssen zeigen, dass Frankreich ein wettbewerbsfähiges Land ist.“
Zugleich verlangte er auch unabhängig von dem konkreten britischen Vorschlag, dass der große Unterschied zwischen den Steuern in Frankreich und in anderen Ländern der EU verringert werden müsse. Juppé war schon einmal französischer Ministerpräsident. Er möchte sich im konservativen Lager gegen den ehemaligen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy durchsetzen, der ebenfalls eine Kandidatur anstrebt.
Die sozialistische Regierung des amtierenden Staatschefs Hollande hatte bereits angekündigt, Firmen nach dem Brexit von London nach Paris locken zu wollen. Allerdings beträgt die Steuerlast für Unternehmen derzeit 33 Prozent, und für Firmen mit einem Umsatz von mehr als 250 Millionen Euro kommt noch eine Sonderabgabe hinzu. In Deutschland beträgt der Satz knapp 30 Prozent.
Tags: