Einen Monat vor dem Start der Olympischen Spiele vom 5. bis 21. August ist am Zuckerhut der Streit um die Sicherheit eskaliert. Die spektakuläre Demonstration von Polizei und Feuerwehr ist der bisherige Höhepunkt in der seit Wochen schwelenden Rangelei. Zahlreiche Todesfälle, ausstehende Gehälter - die Sicherheitskräfte sind mit ihrer Geduld am Ende, mit ihren Parolen machen sie sich die wachsende Aufmerksamkeit für den Olympia-Gastgeber zu Nutze.
"Macht euch keine Sorgen, in Rio sind in diesem Jahr erst 54 Polizisten getötet worden", heißt es auf einem weiteren Plakat. Angeblich erhalten die Beamten seit Monaten keine vollen Gehälter, bereits in der vergangenen Woche hatten ähnliche Protestaktionen stattgefunden. Kriminalität ist in Rio ein großes Problem, zumal die Stadt im August vor besonderen Herausforderungen steht: Zu den ersten Olympischen Spielen in Südamerika werden etwa 500.000 Touristen erwartet.
"Man muss verstehen, dass wir keine öffentliche Sicherheit haben", sagt Alexander Neto. Der 56-Jährige ist seit 30 Jahren Polizist in Rio: "In den nächsten 30 Tagen werden Armee, Navy und Luftwaffe Rio sichern, aber die sind für den Krieg ausgebildet und nicht, um die öffentliche Sicherheit zu garantieren."
Leichenteile an der Copa
Auch Bürgermeister Eduardo Paes findet mehr als deutliche Worte zu den mangelnden Sicherheitsmaßnahmen. "Das ist das wichtigste Thema, und der Bundesstaat macht einen entsetzlichen, grausigen Job", wettert Paes gegenüber dem TV-Sender CNN und stellt fest, dass der Auftrag zum Schutz der Menschen "völlig verfehlt" worden sei.
In den vergangenen Wochen hatten zahlreiche Vorfälle in Brasiliens Metropole Angst und Schrecken ausgelöst. 20 bewaffnete Angreifer sollen versucht haben, einen Drogen-Boss aus einem Krankenhaus zu befreien. An der Copacabana wurden Leichenteile angeschwemmt. Zuvor sorgten bereits das Zika-Virus, das verdreckte Segelrevier, die verspätete Fertigstellung des Velodroms, die Staatskrise und das Amtsenthebungsverfahren gegen Staatspräsidentin Dilma Rousseff für negative Schlagzeilen.
IOC-Präsident Thomas Bach sieht trotz der Vielzahl schlechter Nachrichten keinen Grund zur Sorge. "Wir haben vor jeden Spielen diese Art von Wasserstandsmeldungen. Das ist nichts Neues", sagte er jüngst. Doch es gibt auch positive Neuigkeiten. So machte die Stadt jetzt die Transolympica für die Öffentlichkeit zugänglich. Die 26 km lange Transitstraße verbindet den Olympia-Park im Westen und den Deodoro-Sportkomplex im Osten. Da schlägt auch Gemütslage von Bürgermeister Paes entsprechend schnell wieder um. "Es sind harte Zeiten, aber wir haben eine fantastische Stadt. Es werden fantastische Spiele in einem fantastischen Land", sagt er.
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