Papst über Rüstungsexporte: “Mit der einen Hand streicheln, mit der anderen schlagen“

  06 Juli 2016    Gelesen: 1325
Papst über Rüstungsexporte: “Mit der einen Hand streicheln, mit der anderen schlagen“
Sie beschwören den Frieden - und liefern Waffen: Dieses Verhalten einiger Staaten im Syrienkonflikt geißelt nun der Papst. Konkret benennt er kein Land, aber er könnte durchaus auch Deutschland meinen.
Papst Franziskus hat vielen Staaten im Syrienkonflikt eine unaufrichtige Friedensrhetorik vorgeworfen. "Während die Menschen leiden, werden unglaubliche Geldbeträge für Waffenlieferungen an die Kämpfer ausgegeben", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in einer Videobotschaft an Mitglieder einer christlichen Wohltätigkeitsorganisation in Syrien.

Ohne es direkt auszusprechen, warf Franziskus offenbar auch westlichen Staaten Verlogenheit vor. "Einige der Länder, die Waffen liefern, gehören auch zu denjenigen, die vom Frieden sprechen." Konkret benannte der Geistliche keinen Staat, er sagte aber: "Wie kann man jemandem glauben, der dich mit der einen Hand streichelt und mit der anderen schlägt?"

Im syrischen Bürgerkrieg haben bislang mindestens 250.000 Menschen ihr Leben verloren, etwa elf Millionen mussten wegen der seit 2011 andauernden Kämpfe ihre Heimat verlassen. Der Konflikt hat in Europa die größte Migrationskrise seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst.

Auch Deutschland exportiert Waffen in Krisengebiete wie den Maghreb und den arabischen Raum - obwohl Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel bei solchen Rüstungsgeschäften eigentlich strenger agieren wollte als seine Vorgänger. In den ersten sechs Monaten 2016 hat die Bundesregierung allerdings einem Bericht zufolge Lieferungen im Wert von mehr als vier Milliarden Euro eine Ausfuhrgenehmigung erteilt. Im Vorjahreszeitraum hatte das Exportvolumen noch bei 3,46 Milliarden Euro gelegen.

Am Wochenende hatte die "Welt" berichtet, dass sich die Exporte der deutschen Rüstungsindustrie im Gesamtjahr 2015 von 3,95 auf 7,86 Milliarden Euro fast verdoppelt hätten. Das wäre der höchste Stand seit Jahren. Besonders drastisch war im vergangenen Jahr der Anstieg der Exporte in die arabischen Staaten und nach Nordafrika ausgefallen.

Quelle : spiegel.de

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