Billa-Überfall: Angeschossener Polizist gestorben
Der bei dem Supermarkt-Überfall vom vergangenen Samstag in Wien-Penzing vom Täter angeschossene und dabei lebensgefährlich verwundete 23-jährige Polizist ist am Dienstagabend seinen schweren Verletzungen erlegen. Das gab die Landespolizeidirektion Wien "in tiefer Trauer" in einer Aussendung bekannt.
Der Polizist war am Montag auf Wunsch seiner Familie per Hubschrauber in sein Heimatbundesland Kärnten verlegt worden. Der später getötete 49-jährige Räuber hatte dem Beamten in den Kopf geschossen.
Am Sonntag war ein zweiter Tatverdächtiger festgenommen worden. Der Mann, ein österreichischer Staatsbürger ohne Beschäftigung, soll den am Tatort von der Polizei erschossenen Bosnier zu dem Überfall chauffiert haben. Der mutmaßliche Komplize des Supermarkträubers, der sich am Samstag in Wien-Penzing mit der Polizei eine Schießerei geliefert hatte, war bei seiner Festnahme bis auf die Zähne bewaffnet. Als Beamte des Einsatzkommandos Cobra die Wohnung in der Wiener Innenstadt stürmten, lag der 63-Jährige mit einer Pistole in der Hand im Bett und zielte auf die Polizisten, wie die Exekutive am Dienstag bekannt gegeben hatte.
U-Haft für zweiten Tatverdächtigen?
Er wurde in die Justizanstalt (JA) Wien-Josefstadt eingeliefert. Ob über ihn die von der Staatsanwaltschaft beantragte U-Haft verhängt wird, wird sich vermutlich erst am Donnerstag entscheiden, teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn auf Anfrage der APA mit.
Der 49-jährige Räuber hatte am Samstag kaltblütig auf Polizeibeamte geschossen, als diese an der Hintertür der Billa-Filiale auf der Hütteldorfer Straße klopften, in der der Täter zuvor drei Angestellte gefesselt hatte. Der 23 Jahre alte, erst vor wenigen Wochen in den Exekutivdienst übernommene Beamte wurde am Kopf getroffen, ein 25-jähriger Polizeischüler im Bauch- und Oberschenkelbereich. Die WEGA (Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung) spürte schließlich den Räuber auf, der sich in dem Gebäudekomplex verschanzt hatte. Der Mann eröffnete ein zweites Mal das Feuer, worauf er von der Sondereinheit erschossen wurde.
Alarm unbemerkt ausgelöst
Der mit einer Pistole bewaffnete Täter hatte sich kurz vor Geschäftsschluss in den Supermarkt begeben. Als die Filiale um 18 Uhr geschlossen wurde, ließ sich der Mann einsperren, verbarg sich vor den Angestellten und trat auf den Plan, nachdem diese sich vom Verkaufsbereich in die Büro- und Lagerräumlichkeiten begeben hatten. Dort bedrohte er dann die drei Angestellten - zwei Frauen und einen 18-jährigen Burschen -, forderte das Geld aus dem Tresor und fesselte die Mitarbeiter mit Kabelbindern. Dem jungen Mann gelang es allerdings noch, für den Täter unbemerkt Alarm auszulösen.
Insgesamt drei Funkstreifen machten sich umgehend auf den Weg zu dem Supermarkt. Die erste Besatzung, die den Tatort erreichte, versuchte, über den Hintereingang in das geschlossene Geschäft zu gelangen. Die Tür war abgesperrt, worauf die Beamten klopften und sich als Polizisten zu erkennen gaben. Der Räuber reagierte kaltblütig und war keineswegs zur Aufgabe bereit. "Er hat eine Mitarbeiterin gezwungen, zur Tür zu gehen und zu sagen, dass alles in Ordnung ist", berichtete Paul Eidenberger, der Sprecher der Landespolizeidirektion Wien. Den insgesamt drei Polizisten kam die Situation jedoch eigenartig vor. Sie misstrauten der Angestellten, die - wie ihr befohlen - vorgab, es liege ein Fehlalarm vor. Laut Eidenberger forderten sie die Frau auf, aus dem Geschäft zu kommen.
Täter von Projektil getroffen
Daraufhin zeigte sich der bewaffnete Räuber, der sich bis dahin in einer für die Polizisten nicht einsehbaren Ecke befunden hatte. Er stürmte zur Glastür und gab - wie Eidenberger betonte - unverzüglich Schüsse auf die Polizisten ab. Zumindest einem der Beamten gelang es, von seiner Dienstwaffe Gebrauch zu machen - der Räuber wurde von einem Projektil getroffen, setzte aber seine Flucht fort.
Über ein unmittelbar neben dem Lagerraum gelegenes Stiegenhaus lief der 49-Jährige in dem Gebäude-Komplex, in dem der Supermarkt untergebracht ist, in den zweiten Stock. "Dort ist er in eine Wohnung eingebrochen, die zu diesem Zeitpunkt zum Glück leer war", so Eidenberger. Der Räuber durchwühlte die Räumlichkeiten, ehe er durch ein Fenster auf ein einen Stock tiefer gelegenes, Richtung Innenhof ausgerichtetes Vordach sprang. Bei der Landung verletzte sich der 49-Jährige jedoch am Bein und war nicht mehr in der Lage, die Flucht fortzusetzen. Er verschanzte sich auf dem Dach hinter einer Mauer. Mittlerweile war ein Großaufgebot der WEGA eingetroffen, Hubschrauber und ein Räumungspanzer wurden eingesetzt, die Umgebung großräumig abgesperrt.
Räuber tödlich getroffen
Mithilfe eines Polizeihubschraubers konnte der Räuber schließlich in seinem Versteck aufgespürt werden. Eine im Hubschrauber befindliche Spezialkamera erfasste den Täter, der Standort wurde umgehend den WEGA-Beamten kommuniziert, die - wie Eidenberger darlegte - ohne diese Unterstützung kaum eine Chance gehabt hätten, den Täter rasch ausfindig zu machen. Auf Zuruf der Einsatzkräfte zückte der 49-Jährige neuerlich seine Pistole und schoss. Die WEGA-Beamten entgegneten das Feuer, der Räuber wurde mehrfach getroffen und tödlich verletzt.
Das vorläufige Ergebnis einer Obduktion zeigte, dass er durch mehrere Schüsse in Kopf und Körper ums Leben gekommen ist. Nähere Details - wie viele Schüsse er abgegeben bzw. welche Projektile ihn getroffen haben - soll ein Schusswaffengutachten klären, das von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegeben wurde.
Laut Harald Segall, SPÖ-Gewerkschafter und Vorsitzender der Personalvertretung der Wiener Polizei, soll nun bundesweit die Forderung nach schusssicheren Westen für jeden Polizisten umgesetzt werden. Darüber hinaus möchte Segall, dass zukünftig jeder Streifenwagen mit ballistischen Helmen ausgestattet wird, auf die von Polizeibeamten bei einer entsprechenden Gefahrenlage zugegriffen werden kann.
Quelle: diepresse.com