Muslimischer Schüler verweigert Lehrerin den Handschlag

  12 Juli 2016    Gelesen: 651
Muslimischer Schüler verweigert Lehrerin den Handschlag
An der Hamburger Kurt-Tucholsky-Schule weigert sich ein Junge, seiner Lehrerin die Hand zu geben. Im darauffolgenden Streit boykottieren Lehrer sogar die Abiturfeier. Aber am Ende wird alles gut.
Bei der Kurt-Tucholsky-Stadtteilschule in Altona ist niemand zu erreichen. Weder auf Telefonanrufe noch auf E-Mails reagiert man dort – vermutlich, weil man erst einmal seine Ruhe haben will. Denn Aufregung gab es in den vergangenen Tagen schon genug: Innerhalb des Kollegiums hat sich nämlich ein massiver Streit um einen muslimischen Jugendlichen entwickelt, der seiner Lehrerin nicht die Hand geben wollte.

Der Junge hatte vor Kurzem an der Kurt-Tucholsky-Stadtteilschule sein Abitur gemacht. Nach der mündlichen Abiprüfung wollte seine Lehrerin ihm gratulierend die Hand geben – doch er verweigerte den Handschlag, streckte ihr lediglich sein Handgelenk entgegen und bat um ein Vier-Augen-Gespräch. Darin erklärte er: "Ich mache das nicht aus Respektlosigkeit, sondern aus religiösen Gründen."

Junge sollte von Abifeier ausgeschlossen werden

Der Vorfall sprach sich offenbar schnell im Kollegium herum; eine Lehrerin forderte, den Jungen von der Abiturfeier auszuschließen. Ihre Forderung wurde in den Schulgremien diskutiert, es gab zudem ein Gespräch zwischen dem Schüler und der Schulleitung. Darin erklärte der Junge, dass er sich nicht sicher sei, wie er sich bei der Abiturfeier verhalten, ob er dort der Schulleiterin Andrea Lüdtke die Hand geben werde oder nicht. Lüdtke erklärte daraufhin, sie akzeptiere seine Entscheidung und werde ihn nicht von der Abiturfeier ausschließen.

Viele Kollegen waren mit ihrer Haltung allerdings nicht einverstanden: Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, erklärte ein Mitglied des Kollegiums in einer anonymen Email, dass "mehrere Kolleginnen und Kollegen aus Protest an dieser Veranstaltung, die ein Radikaler für frauenverachtende Religionspropaganda mit Billigung der Schulleitung nutzen kann, nicht teilnehmen werden". Tatsächlich tauchten dann sieben von 13 Lehrern, die die Schüler unterrichtet hatten, nicht bei der Abiturfeier auf. Die Schüler seien enttäuscht gewesen, heißt es, dennoch habe eine fröhliche und entspannte Atmosphäre geherrscht. Und auf der Feier habe der muslimische Jugendliche der Direktorin dann schließlich doch die Hand gereicht, berichtet das "Hamburger Abendblatt".

Mögliche Umgangsformen für "herausfordernde Situationen"

Schulleiterin Lüdtke wolle nun, so das "Abendblatt", den ganzen Vorfall zum Anlass nehmen, um für die gesamte Schule eine mögliche Umgangsform mit solchen "herausfordernden Situationen" zu finden. Darum hätten sie auch die Abiturienten gebeten.

Quelle : welt.de

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