Profis in der Türkei denken an Abschied

  23 Juli 2016    Gelesen: 411
Profis in der Türkei denken an Abschied
Der deutsche Nationalspieler Mario Gomez und der Ex-Münchner José Sosa kehren ihren türkischen Kollegen aufgrund der jüngsten Entwicklungen im Land den Rücken zu. Auch andere Spieler sind zunehmend besorgt um ihre Sicherheit und geraten ins Wanken.
Roman Neustädter hatte mehr als nur Glück. Dem Terroranschlag im Istanbuler Atatürk-Flughafen entging der Ex-Profi des FC Schalke 04 vor wenigen Wochen nur knapp, er landete etwa eine Stunde vor den verheerenden Explosionen. Trotzdem entschied sich der 28-Jährige für einen Wechsel in die Türkei und trug mittlerweile auch das Trikot seines neuen Arbeitgebers Fenerbahce Istanbul.

Immer mehr Fußballprofis denken spätestens nach dem jüngsten Putschversuch aber über einen Abschied vom Bosporus nach. Nationalspieler Mario Gomez machte "einzig und allein die schrecklichen Geschehnisse der letzten Tage" für den Weggang von Besiktas Istanbul verantwortlich.

Auch der frühere Bayern-Spieler José Sosa will nicht zum Meister der Süper Lig zurückkehren. "Meine Ehefrau hat Angst, in Istanbul zu leben. Ich habe auch Angst um meine Töchter. Meine Priorität ist meine Familie", sagte der Argentinier. Ob weitere Stars der Türkei den Rücken kehren werden, ist offen. Dass die Sorgen immer größer werden, wurde in den vergangenen Tagen jedoch deutlich.

Kampfjets über dem Hotel

Die Nacht des Putschversuchs sei "dramatisch" gewesen, sagte Jürgen Röber, der als Sportdirektor bei Osmanlispor arbeitet, dem kicker: "Über meinem Hotel flogen ständig Kampfjets, es gab kaum Nachrichten, niemand wusste, was passiert da jetzt." In der Millionenstadt Istanbul war es zu einem Putschversuch des Militärs gegen das Regime des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan gekommen, bei dem knapp 300 Menschen starben. Eine Welle der Gewalt mit zahlreichen Attentaten hatte zuvor Ende Juni bei einem Selbstmordanschlag im Atatürk-Flughafen mit über 40 Opfern ihren traurigen Höhepunkt gefunden. Auch Gomez` Nationalmannschaftskollege Lukas Podolski erlebte den Terror bereits hautnah mit. Umut Bulut, sein Teamkollege bei Galatasaray, verlor bei einem Anschlag in Ankara unmittelbar vor einem Spiel seinen Vater Kemal. Die gesamte Mannschaft stand Bulut anschließend bei der Beerdigung bei. Podolski hatte einen Wechsel in der Vergangenheit unter dem Eindruck der zahlreichen Terroranschläge zumindest in Erwägung gezogen.

Mit den Niederländern Wesley Sneijder, ebenfalls bei Galatasaray, und Robin van Persie, bei Fenerbahce, spielen weitere große Namen des Weltfußballs in Istanbul, auch sie sollen die Türkei nach verschiedenen Medienberichten schon bald verlassen. "Wir haben vor allem mit den ausländischen Spielern gesprochen, um sie zu beruhigen.

Jetzt trainieren wir wieder ganz normal", sagte Röber, früherer Trainer von Hertha BSC und Borussia Dortmund, derweil. Doch ganz unberührt blieb auch sein Klub nicht. Ein norwegisches Schiedsrichtergespann wollte nicht zum Rückspiel der Qualifikation zur Europa League gegen Zimbru Chisinau/Moldau anreisen. Deswegen mussten Referees aus Slowenien übernehmen. Stürmer Max Kruse hatte in der Vorwoche einen Wechsel vom VfL Wolfsburg zu Galatasaray nach Istanbul aufgrund der angespannten politischen Situation noch ausgeschlossen. Wie die Bild-Zeitung berichtet, habe sich die Lage um den Nationalspieler nach einem Sinneswandel mittlerweile aber wieder geändert. Kruse soll auf ein Angebot warten, es wird über eine Ablösesumme von neun Millionen Euro spekuliert.

Quelle: n-tv.de

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