Ein russischer Diplomat, der mit dem Inhalt der Verhandlungen vertraut ist, sagte dem Blatt: „Wie Moskau schon sagte, hatten die dortigen Gruppen genug Zeit, um zu entscheiden, ob sie die Waffen niederlegen oder nicht. Die seit mehreren Monaten gültige Feuerpause ermöglichte ein präzises Bild in Bezug darauf, wer weiter kämpfen will und wer eine politische Lösung sucht.“
„Dabei darf man nicht vergessen: Kämpfer der terroristischen Organisationen (insbesondere der Al-Nusra-Front), die sich in denselben Gebieten wie moderate Oppositionelle aufhalten, machten davon Gebrauch, dass die russische Luftwaffe dort keine Angriffe fliegt, und konnten ihre Kampffähigkeit teilweise wiederherstellen. Falls der Luftwaffeneinsatz nun überhaupt gestoppt wird, können die Kämpfer wiederum davon profitieren“, so der Diplomat weiter.
Die syrischen Regierungstruppen hatten zuvor die Stadt Aleppo eingekesselt und zum Teil befreit. Am Mittwoch stellten sie ein Ultimatum an jene Kämpfer, die sich in östlichen Stadtteilen verschanzten. Die Kämpfer müssten entweder sich den Behörden stellen oder die Waffen niederlegen und die Stadt verlassen, hieß es.
Wladimir Komojedow, Chef des russischen Duma-Ausschusses für Verteidigung, kommentierte, ein Stopp der Luftangriffe könne den Terroristen eine Chance bieten, ihre Kräfte umzugruppieren. Nach Ansicht von Komojedow hätten Russland und die USA stattdessen längst ihre Luftangriffe koordinieren sollen: „Wir und die USA stehen vor einer gemeinsamen Aufgabe: Wir müssen den IS besiegen, der inzwischen ganz Europa und womöglich die Hälfte des Erdballs leiden lässt. Doch Amerika ist erst aufgewacht. In den Beziehungen mit den US-Amerikanern sollten wir auf die einstigen Erfahrungen zurückgreifen: Die Praxis aus dem Jahr 1945 zeigt, dass ein koordiniertes Vorgehen zweckmäßig ist.“
Die russische Onlinezeitung vz.ru wies unterdessen darauf hin, dass manche Kämpfer in Syrien einen Bruch mit den Terroristen „chamäleonartig“ vortäuschen: „Die USA spielen entweder bewusst Schlagdame mit diesen Einheimischen oder begreifen wirklich nicht, dass man sie an der Nase herumführt.“
„Sobald ein Kämpfer der ehemaligen ‚Freien Armee‘ oder von Fatah Halab sich einen europäischen Anzug anzieht und in einem relativ normalen Englisch etwas Gefühlvolles zum Thema Demokratie und freie Wahlen sagt, verlieren die Yankees sofort ihre Fähigkeit, die Lage kritisch einzuschätzen. Die Koordinaten derjenigen, die von den USA als Verbündete eingestuft werden, und der eigentlichen Dschihadisten lassen sich deshalb kaum identifizieren, denn man wechselt leicht die Plätze und färbt seine Flaggen um“, schrieb vz.ru.
Quelle : sputnik.de
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