Scharfe Kritik übte der Regierungsvertreter in Helmand an der Armee: Sie habe ihre Aufgabe nicht erfüllt, die Polizisten bekämen keine Unterstützung. Dass der Bezirk Chanischin in der Provinz Helmand vorübergehend in die Hände der Taliban fiel, sei das Ergebnis mangelnder Absprachen innerhalb der afghanischen Sicherheitskräfte.
Helmand ist eine Hochburg des Opiumanbaus, über den die Taliban ihren Kampf um die Macht in Afghanistan finanzieren. 90 Prozent des afghanischen Opiums stammen aus dieser Provinz. Die Taliban verdienen Millionen aus Steuern auf Mohnanbau und dem Drogenschmuggel.
Angriffe auf Kontrollposten im Norden
Auch im Norden Afghanistans gab es neue Attacken der Taliban. In der Provinz Dschausdschan griffen Hunderte Aufständische im Bezirk Kusch Tepa an. Dort warteten die Sicherheitskräfte auf Unterstützung durch Luftangriffe. Die Aufständischen stammten aus Pakistan, Usbekistan oder Tschetschenien.
Die Kämpfe in Chanischin im Süden des Landes hatten am Freitag begonnen, sich aber auf nördliche Distrikte ausgedehnt, wo die Taliban Kontrollposten angriffen. Im Bezirk Nad Ali hätten die Extremisten einen Polizei- und Behördenkomplex umzingelt. Sie hielten ihn auch am Sonntag weiter belagert. Zudem versuchten sie, strategisch wichtige Autobahnen in der Provinz zu blockieren.
Afghanische Regierungstruppen eroberten nach offiziellen Angaben die Kontrolle über das Zentrum des Bezirks Chanischin zurück. "Der Distrikt ist jetzt sauber", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. 18 Taliban und ein Soldat seien bei den Gefechten ums Leben gekommen. Der dünn besiedelte, ländliche Bezirk war in den vergangenen Monaten bereits zwei Mal kurzzeitig in der Gewalt der Taliban. Die Extremisten wollen in Helmand, zu dem Chanischin gehört, einen Staat im Staat für sich erkämpfen.
Die Taliban hatten von 1996 bis 2001 große Teile von Afghanistan beherrscht, bevor sie von der US-geführten Invasion entmachtet wurden. Seit dem Abzug der Nato-Schutztruppen Isaf Ende 2014 haben sie ihren Kampf um die Macht mit Angriffen auf Regierungsziele und Sicherheitskräfte verstärkt.
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