Sonderermittler sollen Medizintourismus eindämmen

  21 Auqust 2016    Gelesen: 513
Sonderermittler sollen Medizintourismus eindämmen
Reiche Menschen aus den Golfstaaten kommen seit Jahren nach München, um sich behandeln zu lassen. Das Problem: Vermieter machen dank ihnen gute Geschäfte mit illegalen Ferienwohnungen.
München macht seit Jahren gute Geschäfte mit Tausenden reichen Arabern, die von den Golfstaaten an die Isar strömen, um sich von deutschen Ärzten behandeln zu lassen. Besonders im Sommer gehören voll verschleierte Frauen in den Luxusboutiquen auf den Protzmeilen der Stadt zum gewohnten Bild.

Die Schattenseite: Die Petrodollar der Scheiche verschärfen den ohnehin völlig überhitzten Wohnungsmarkt weiter. Und die Stadt schaut bislang beinahe hilflos zu. Nun sollen mehr Stellen für ein Team aus Sonderermittlern gegen die Medizintouristen Abhilfe schaffen.

Denn: Oft genug kommt die ganze Großfamilie mit nach Deutschland. Die wohnen dann manches Mal über Monate in illegalen Ferienwohnungen. Besonders beliebt ist der Stadtteil Arabellapark. Nicht nur, dass die kulturellen Eigenheiten der Medizintouristen dort immer wieder für Verärgerung unter den Anwohnern sorgen: Die Medizintouristen entziehen dem Markt weiteren Wohnraum.

Vermieter lassen sich von Verboten nicht beeindrucken

Es ist für Eigentümer wesentlich profitabler, für ein paar Monate im Jahr illegal an die zahlungskräftige Klientel aus dem Nahen Osten zu vermieten als regulär. Nach Angaben der Stadt kostet so eine Wohnung bis zu 380 Euro pro Nacht. Ein Vermieter kann im Monat gut 10.000 Euro verdienen – ein Vielfaches dessen, was die Miete einer Münchner Durchschnittsfamilie einbringen würde.

Das verstößt gegen das Umwandlungsverbot, in dem die Stadt vorschreiben kann, wo Wohnraum und wo Gästezimmer entstehen können. Bisher sind bei der Stadt 5,5 Stellen vorgesehen, um gegen die illegalen Vermietungen vorzugehen – viel zu wenig für die geschätzt 2000 betroffenen Wohnungen.

Sozialreferat verspricht neue Stellen für Ermittler

Und die Wirkung der Kontrollen ist entsprechend gering. Kaum einer der Vermieter, die untereinander gut vernetzt sind, lässt sich von den Bemühungen der Stadt beeindrucken. Sozialreferentin Dorothee Schiwy schrieb dazu in einem Erfahrungsbericht: Man müsse, "rein verwaltungsökonomisch betrachtet, zu dem Schluss kommen, den Medizintourismus nur noch mit eingeschränktem Personaleinsatz zu verfolgen".

Als Kapitulation vor den Medizintouristen will die Stadt diese düstere Aussage aber nicht verstanden wissen. "Angesichts steigender Mieten ist dies ein aktuelles und wichtiges Thema, das immer mehr Bürger unmittelbar betrifft", schreibt das Sozialreferat – und verspricht: Im Herbst werden neue Stellen geschafften, um gegen die illegalen Vermietungen vorzugehen. Wie viele neue Mitarbeiter eingestellt werden sollen, ist noch nicht klar.

Quelle : welt.de

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