Die Frau und ihr Partner Ondrej P. waren am 26. Juli zu einer Wanderung auf dem Routeburn-Track aufgebrochen. Die 32-Kilometer-Route ist normalerweise keine allzu große Herausforderung, aber in den Wintermonaten von Juni bis August kann sie gefährlich werden.
Das Paar sagte der Frau zufolge niemandem über die Wanderung Bescheid, nahm kein Ortungsgerät mit und unterschätzte die Witterungsbedingungen. "All diese Aspekte haben zu unserer Tragödie beigetragen", sagte sie. Die Leiche des Mannes wurde inzwischen geborgen.
Das Paar hatte etwa die Hälfte der Wanderstrecke geschafft, als es sich verlief, weil die Wegmarken von Schnee verdeckt waren. Es schneite stark und war neblig. Die Touristen wollten in einer Hütte Schutz suchen. "Bei unseren Versuchen, die Hütte zu erreichen, hat sich der tragische Unfall ereignet", sagte Pavlina P.
Der Mann rutschte an einer Böschung ab und wurde zwischen Ästen und Steinen eingeklemmt. Dort starb er. Seine Freundin blieb noch die ganze Nacht bei ihm. Die Frau habe vergeblich versucht, ihm zu helfen, sagte die tschechische Konsulin Vladka Kennett. "Sie blieb in der ersten Nacht bei ihm, weil sie mit ihm sein wollte, und sie kam wegen der Wetterbedingungen ohnehin nicht weiter."
Ein "H" aus Asche als Hilferuf
Auch die folgende Nacht verbrachte Pavlina P. unter freiem Himmel. Sie versuchte, die Blutzirkulation in ihren Füßen aufrecht zu erhalten und zog sich alle Kleidung und Decken an, die sie bei sich hatte.
Irgendwann habe sie die Hütte gefunden, sagte die Touristin. Durch ein Fenster sei sie in das Quartier der Wildhüter eingestiegen, die dort im Winter nicht wohnen. Die Frau ernährte sich von Vorräten der Wildhüter.
Mehrmals habe sie versucht, weiterzugehen. Aber ihre schmerzenden Füße und Lawinen hätten sie davon abgehalten. Spätestens nach ein paar Hundert Metern mit selbstgebauten Schneeschuhen und Steigeisen sei sie umgekehrt.
Insgesamt verbrachte die Frau fast einen Monat an der Hütte. Mit Asche schrieb sie ein großes "H" als Hilferuf in den Schnee. Aber niemand kam: Andere Wanderer vermieden die Route wegen des Wetters, Helikopter-Besatzungen übersahen die Frau.
Laut Polizei dauerte es Wochen, ehe Freunde und Familie in Tschechien begriffen, dass dem Paar etwas zugestoßen sein musste. Das tschechische Konsulat habe die Ermittler erst am Mittwoch informiert, danach habe man sofort die Suche eingeleitet. Die Frau sei sehr erleichtert gewesen, als sie ihre Retter gesehen habe. Laut Polizei war sie unterkühlt, hatte Frostbeulen und kleinere Verletzungen.
Quelle : spiegel.de
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