Der Angeklagte, ein untersetzter Mann mit kurz geschorenen Haaren, sitzt in einem Rollstuhl vor dem Richter. Staatsanwalt Sean Carney fährt beim Prozessbeginn Mitte August schweres Geschütz auf. Aus Wut und Rache wollte Harry B. Amerika "zum Brennen" bringen, wirft der Ankläger dem 29-Jährigen vor.
Die Geschworenen könnten möglicherweise schon in dieser Woche ein Urteil fällen. Laut Anklageschrift soll er 47 Feuer gelegt haben, vorrangig unter Autos, es kommen noch andere Vorwürfe hinzu. Verletzt wurde niemand, aber der Schaden wurde damals auf drei Millionen Dollar (rund 2,66 Millionen Euro) beziffert. Im Falle eines Schuldspruchs drohen dem 29-Jährigen bis zu 89 Jahre Haft, sagt Schoenfield.
Mutter in Deutschland zu Haftstrafe verurteilt
Der Verteidiger will es nicht dazu kommen lassen. "Falls die Jury ihn schuldig befindet, werde ich versuchen zu beweisen, dass er zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig war", sagt Schoenfield. Dann würde er in eine Anstalt für geisteskranke Straftäter kommen. Der Deutsche hatte kurz nach seiner Festnahme im Januar 2012 die Vorwürfe von sich gewiesen und auf "nicht schuldig" plädiert. Sein Verteidiger räumte nun vor Gericht ein, dass die Anklage Beweise habe, die Harry B. mit einigen der Brände in Verbindung bringen, nicht aber mit Dutzenden.
Überwachungsvideos in Supermärkten zeigen den Mann beim Kauf von Kaminanzündern. Die Brände wurden mit Hilfe von solchen feuerbeschleunigenden Mitteln gelegt. Laut Anklage gibt es DNA-Spuren und ein Motiv.
Hintergrund der Taten soll die Auslieferung seiner Mutter gewesen sein, die sich in Deutschland einem Betrugsverfahren zu stellen hatte. "Er war auf Amerika wütend, denn seine Mutter wurde hier in den USA verhaftet und festgehalten, um nach Deutschland ausgeliefert zu werden", sagte Staatsanwalt Carney beim Prozessauftakt. Die in Deutschland mehrfach vorbestrafte Dorothee B. war im Dezember 2011 in Los Angeles festgenommen worden. Kurz danach begann die Brandserie. Bei ihren Gerichtsanhörungen war die in Tschetschenien geborene Frau mit wirren Bemerkungen und bizarrem Auftreten aufgefallen. Sie wetterte gegen deutsche und amerikanische Behörden, sprach von Schlägen und Folter bei der Polizei. Die US-Medien zeichneten das Bild einer Mutter und eines Sohnes, die unter Verfolgungswahn leiden und die ganze Welt gegen sich sehen.
Nach ihrer Auslieferung an die deutschen Behörden wurde Dorothee B. im Juni 2013 vom Amtsgericht Frankfurt wegen Betruges in mehreren Fällen zu drei Jahren Haft verurteilt. Der Fall geht aber noch durch die Instanzen. Die Frau hatte Berufung eingelegt, Mitte September steht ein weiterer Termin vor Gericht an. Dann könnte im 9000 Kilometer entfernten Los Angeles auch schon das Schicksal ihres Sohnes besiegelt sein.
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