Brand in pakistanischer Fabrik - Kik muss vor Gericht

  30 Auqust 2016    Gelesen: 434
Brand in pakistanischer Fabrik - Kik muss vor Gericht
260 Menschen starben beim Brand in einer pakistanischen Textilfabrik. Einer der Kunden: Kik. Nun hat ein Gericht den Weg frei gemacht für den Schadensersatzprozess gegen den Textildiscounter - ein Novum.
In dem Rechtsstreit gegen den Textildiscounter Kik hat das Landgericht Dortmund vier Brandopfern aus Pakistan Prozesskostenhilfe bewilligt. Das gab das Gericht am Dienstag bekannt.

Bei dem Großbrand in der Textilfabrik Ali Enterprises im September 2012 waren 260 Menschen gestorben. Die Katastrophe gilt als der schwerste Industrieunfall in der Geschichte Pakistans. Zur Zeit des Brandes wurde in der Fabrik unter anderem für die deutsche Firma Kik mit Sitz im nordrhein-westfälischen Bönen gefertigt. (Lesen Sie hier die ausführliche SPIEGEL-Geschichte)

Der aktuelle Beschluss des Landgerichts macht nun den Weg frei für das Hauptverfahren gegen Kik. Die Brandopfer fordern je 30.000 Euro Schadensersatz.

Der Ausgang des Verfahrens ist völlig offen. "Die Bewilligung von Prozesskostenhilfe sagt im vorliegenden Fall nichts über den Erfolg des Hauptsacheverfahren aus", stellte ein Sprecher des Gerichts klar. "Da hier pakistanisches Recht zur Anwendung kommt, muss die Kammer zunächst klären, ob ein Schadenersatzanspruch Überhaupt denkbar ist."

Im März 2015 hatten ein Überlebender und drei Hinterbliebene aus Pakistan Klage vor dem Landgericht Dortmund eingereicht. Die Klage gegen Kik ist ein juristisches Novum. Noch nie haben ausländische Arbeiter eines Zuliefererbetriebs einen deutschen Textilhändler vor einem deutschen Gericht verklagt.

"Die Leidtragenden der globalen Textilindustrie fordern Gerechtigkeit. Die Profiteure dieses ungerechten Systems können in Deutschland jetzt erstmals rechtlich zur Verantwortung gezogen werden", sagte Wolfgang Kaleck vom European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), der die Klage gemeinsam mit medico international unterstützt.

Kik hat bisher eine Million Dollar an Hilfe für die Opfer zur Verfügung gestellt und will diese weiter unterstützen. Die Summe, kritisiert das ECCHR, sei "nicht viel mehr als ein Almosen".


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