Al al-Sheikh bezeichnete die Iraner wörtlich als "Söhne der Magier", also als Anhänger des Zoroastrismus. Dieser Glaube war bis zum siebten Jahrhundert die wichtigste Religion in Persien. Nach der Eroberung des Sassanidenreiches durch die Muslime verlor der Zoroastrismus an Bedeutung, aber das ist schon fast 1400 Jahre her.
Die Äußerung des saudischen Großmuftis ist der vorläufige Höhepunkt im aktuellen Schlagabtausch zwischen Saudi-Arabien und Iran. Anlass ist der anstehende Hadsch, die jährliche Pilgerfahrt nach Mekka, zu der ab kommendem Sonntag mehr als zwei Millionen Menschen erwartet werden. Im vergangenen Jahr waren bei einer Massenpanik Hunderte Pilger getötet worden: Saudi-Arabien sprach offiziell von 769 Todesopfern. Rechnet man jedoch die Zahl der Toten zusammen, die in ihre Heimatländer überführt wurden, kommt man auf mehr als 2400 Opfer - unter ihnen mindestens 400 Iraner.
Khamenei greift Saudis an
Irans religiöses Oberhaupt Ajatollah Ali Khamenei warf den saudischen Behörden am Montag vor, sie hätten einige Pilger im vergangenen Jahr "ermordet", die Herrscher in Riad seien "gottlos", die Königsfamilie "verflucht und böse". Diese Anschuldigungen konterte Großmufti Al al-Sheikh nun mit der pauschalen Exkommunizierung aller Iraner.
Einmal mehr handeln die Verantwortlichen in Saudi-Arabien damit ähnlich wie die Prediger der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS). Auch die Dschihadisten betrachten die Schiiten in Syrien, im Irak und in Iran als Abtrünnige vom Islam. Mit dem "Takfir", also der Praxis, andere Muslime zu Ungläubigen zu erklären, rechtfertigt der IS seine Morde an Schiiten aber auch an Sunniten, die den Islam nicht so fundamentalistisch auslegen wie die Terrormiliz. Gleichzeitig hat sich das saudische Königshaus aber der internationalen Koalition gegen den IS angeschlossen, auch wenn die Luftwaffe seit Monaten kaum noch Luftangriffe gegen die Dschihadisten fliegt.
Quelle : spiegel.de
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