Ratloser Kampf der Ölmultis gegen den Preisverfall

  27 Oktober 2015    Gelesen: 585
Ratloser Kampf der Ölmultis gegen den Preisverfall
Der britische Ölkonzern BP gibt die Hoffnung auf eine schnelle Erholung des Ölpreises auf – und streicht seine Investitionen zusammen. Die dramatischen Zahlen sind auch ein schlechtes Omen für die Konkurrenten.
Bob Dudley hat sich sicher andere Neuigkeiten gewünscht. Doch der drastische Ölpreisverfall hat dem BP-Boss erneut die Bilanz verhagelt. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn des britischen Ölmultis brach im dritten Quartal um 40 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar ein. Die kürzlich erzielte Einigung auf eine Schadenersatzzahlung an die USA in Rekordhöhe schlug dabei noch einmal mit einer Sonderbelastung von 426 Millionen Dollar nieder, wie der Konzern am Dienstag mitteilte.

Der einzige Lichtblick: Analysten hatten mit einem noch stärkeren Ergebnisrückgang gerechnet. Die Investoren konnte BP mit den Zahlen trotzdem nicht überzeugen: Die BP-Aktie rutschte im frühen Handel zeitweise um ein Prozent ins Minus. Denn der Ölpreis-Verfall setzt BP immer stärker zu. Bereits zum dritten Mal senkte der britische Konzern in diesem Jahr seine Investitionspläne für 2015. Geplant seien nun noch 19 Milliarden Dollar. Zuletzt waren noch knapp 20 Milliarden Dollar angepeilt worden. Bis 2017 wird inzwischen nur mit 17 bis 19 Milliarden Dollar pro Jahr kalkuliert.

BP ist in der Defensive. „Im vergangenen Jahr haben wir entscheidende Maßnahmen getroffen, um BP auf eine vorübergehende Schwäche des Marktes einzustellen“, erklärte Dudley in London. „Nun sind wir dabei, unseren finanziellen Rahmen auf das niedrige Preisumfeld auszurichten.“ Die Branche gibt damit ihre Hoffnungen auf eine rasche Erholung des Ölpreises auf.

Keiner könne wissen, wie lange der Preisverfall noch anhalte, klagte Rex Tillerson, der Vorstandschef von Exxon-Mobil, dem größten privaten Ölkonzern der Welt, kürzlich auf einer Konferenz in London. Seit dem Sommer 2014 hat sich der Ölpreis mehr als halbiert und der unerwartete Absturz die meisten Ölmanager auf dem falschen Fuß erwischt. Nach BP-Angaben betrug der Preis der Öl-Nordseesorte Brent im abgelaufenen Quartal durchschnittlich 50 Dollar. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 102 Dollar.

Der Branche steht die Schwemme des Billigöls bis zum Hals: Der globale Ölverbrauch steigt zwar, aber das Angebot hat eben noch deutlich stärker zugelegt. In den vergangenen Jahren ist vor allem die amerikanische Schieferölförderung stark gestiegen. Doch das Ölstaaten-Kartell Opec hat seine Förderung als Reaktion ebenfalls ausgeweitet.

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