Merkel muss Holzklasse fliegen

  10 September 2016    Gelesen: 515
Merkel muss Holzklasse fliegen
Der bequeme Kanzler-Hubschrauber bleibt wegen technischer Probleme am Boden. Angela Merkel und ihre Minister müssen auf altersschwache Militärhelikopter umsteigen - mit "Abstrichen im Passagierkomfort".
Es war ein jäher Absturz. Als das Getriebe des Hubschraubers zerbarst, dauerte es nur wenige Sekunden, bis die voll besetzte Maschine vom Typ Superpuma auf dem harten Felsen einer norwegischen Insel zerschellte. 13 Passagiere, Arbeiter einer Ölplattform und die Besatzung, waren sofort tot.

Die Helikopter-Tragödie Ende April dieses Jahres in der Nähe von Bergen hatte nicht nur dramatische wirtschaftliche Konsequenzen für den Hersteller Airbus, sondern auch für die Bundesregierung. Denn die Luftwaffe flog den Superpuma in einer besonderen VIP-Konfiguration mit Namen Cougar. Passagiere dieses ganz speziellen Helis sind Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Kabinett.

Seit dem Sommer aber bleiben die drei Modelle am Boden. Denn das Getriebe des Kanzler-Helikopters ähnelt jenem aus der Katastrophen-Maschine. Zunächst legte die Bundeswehr die drei Modelle vorläufig still. Doch nun müssen Merkel und Kollegen auf unbestimmte Zeit auf ihre luxuriösen Airbus-Helikopter verzichten.

Der Grund: Nach dem Absturz vor Norwegen kann Airbus immer noch nicht sagen, in welchen Modellen das mangelhafte Getriebeteil eingebaut worden ist, das mutmaßlich den Crash verursacht hatte. Die Luftwaffe will die drei Cougar-Helikopter der Flugbereitschaft deswegen vorsorglich weiterhin am Boden lassen.

Im Einsatz sind stattdessen Helikopter der Bundespolizei, manchmal allerdings auch die altersschwachen CH-53-Hubschrauber der Bundeswehr. Für die Truppe ist das eine Belastung. Denn das Militär klagt ohnehin darüber, dass der Fuhrpark von Senkrechtstartern knapp bemessen ist.

Bei den CH-53, denen es an Ersatzteilen mangelt und die ständig in der Werkstatt stehen, sind etwa nach internen Statistiken vom Juni dieses Jahres nur 20 Prozent einsatzbereit. Vielen Maschinen bleiben nur noch wenige Flugstunden, bis sie in die Wartung müssen oder gar ganz stillgelegt werden. Durch die Regierungsflüge verschärft sich das Kapazitätsproblem bei den CH-53ern weiter, heißt es in der Truppe.

Das Verteidigungsressort hingegen will keine größeren Probleme erkennen. Auf Fragen des Grünen-Haushälters Tobias Lindner antwortete das Ministerium von Ursula von der Leyen trotzig, der Ausfall der Cougars könne derzeit noch durch anderes Fluggerät "ausgeglichen" werden.

Für die VIP-Passagiere, so das Ministerium, bringe der Umstieg auf die betagten CH-53 lediglich "Abstriche im Passagierkomfort" mit sich. In der CH-53 sitzen die Politiker statt in blauen Ledersitzen auf ausklappbaren Stoffbänken. Statt einer Toilette gibt es drei sogenannte Bedürfnisrohre und ein Urinal hinter einem Vorhang an der Laderampe.

Grünen-Verteidigungsexperte Lindner wundert sich über die Argumentation des Ministeriums, wonach der Ausfall der Cougar kein logistisches Problem darstellt. "Wenn das Flugverbot keine Auswirkungen hat, kann man die Kanzlerhubschrauber auch einfach abschaffen", meint er.


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