Naturparadies in der Kriegshölle

  16 September 2016    Gelesen: 721
Naturparadies in der Kriegshölle
Jemen ist eines der gefährlichsten Länder der Erde und definitiv kein Reiseland. Dabei gibt es im Süden der Arabischen Halbinsel Orte, an denen Fortschritt, Krieg und Terror komplett vorbeigezogen sind.
"Das Auswärtige Amt warnt dringend vor Reisen nach Jemen", so lautet der erste Satz der aktuellen Reisewarnung des Außenministeriums: "Deutsche, die sich gegebenenfalls dort noch aufhalten, wurden aufgefordert, aus dem Jemen auszureisen."

Das ist ein guter Rat: Der Staat am südlichen Rand der arabischen Halbinsel gilt als eines der gefährlichsten Länder der Erde. Echten Frieden hat Jemen seit rund 100 Jahren nicht mehr erlebt. Neben ethnischen Konflikten gilt das gepeinigte Land seit mindestens 25 Jahren als Hochburg von Terrororganisationen wie al-Qaida. Aktuell tobt ein Viel-Fronten-Krieg zwischen der offiziellen Regierung, Qaida-Terroristen, Truppen des sogenannten Islamischen Staates", Huthi-Rebellen und einer Militärallianz unter Führung von Saudi-Arabien, an der sich zahlreiche Staaten beteiligen und die logistisch auch vom Westen unterstützt wird.

Kurzum: Jemen ist ein Land, in das man auf absehbare Zeit definitiv nicht reisen sollte.

Das ist natürlich vor allem, aber nicht nur für die Menschen vor Ort eine Tragödie. Einst war der "Orient" ein Sehnsuchtsort, den man im Westen mit Geheimnis und Exotik, kulturellem Reichtum und Erlebnismöglichkeiten verband, die so ganz und gar nichts mit der westlichen Welt zu tun haben schienen. Es ist ein verlorener Traum, der zum Albtraum wurde - und Jemen erscheint darin fast wie das Kondensat alles Schlechten, das man damit verbindet.

Traumhafte Naturkulisse

Im Sommer 2016 wagte sich der Journalist und Fotograf Abduljabbar Zeyad im Auftrag der Nachrichtenagentur Reuters ins Hochland des Jemen. Er erlebte eine spektakuläre und überraschend friedliche Bergregion, die wie aus der Welt gefallen wirkt: Verschont von den tobenden Konflikten, aber auch isoliert von allen Errungenschaften des Fortschritts.

Strom und fließend Wasser, schreibt Zeyad, gab es dort oben noch nie. Die traumhafte Naturkulisse und die so bescheidene, einfache Lebensweise der Menschen sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich deren Lebensweise letztlich seit dem Mittelalter nicht verändert habe. Die Bilder sind Dokumente eines extrem harten Lebens: Alles, was oben auf dem Berg das Leben ermögliche, müsse man entweder selbst anbauen - oder auf dem Rücken oder Muli hochschleppen. Eine medizinische Versorgung existiert nicht.

Solange Krieg und Terror toben, wird sich an all dem nichts ändern - und ein Ende ist nicht in Sicht. Abduljabbar Zeyads Bilder erinnern daran, dass die laufenden Konflikte die Welt nicht nur für uns kleiner haben werden lassen: Sie teilen die Welt in voneinander isolierte Orte, die Menschen Möglichkeiten nehmen. Viel zu selten machen wir uns noch klar, wie viel wir alle damit verloren haben.

Quelle : spiegel.de

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