Der Aufzug geht in die Cloud

  28 Oktober 2015    Gelesen: 859
Der Aufzug geht in die Cloud
Thyssen-Krupp und Microsoft verkünden eine Partnerschaft, die selbst die ältesten Aufzüge ins digitale Zeitalter führen soll. Die Cloud soll eine bessere Übersicht über den Zustand der Aufzüge ermöglichen.
New YorkEs ist ein ungewöhnlicher Termin für Kevin Turner. Meist spricht der Operative Vorstand von Microsoft über das neue Betriebssystem Windows 10 oder die hauseigenen Smartphones. Gerade hat er den neuen Flagship-Store an New Yorks Fifth Avenue eröffnet. Am Dienstag jedoch tauchte Turner ein in eine Branche, die sich seit Jahrzehnten kaum verändert hat.

Es geht um Aufzüge. Gemeinsam mit dem Essener Industriekonzern Thyssen-Krupp will Microsoft Fahrstühle auf der ganzen Welt digitalisieren. Die Aufzüge sollen künftig Daten direkt in die Cloud senden und Servicetechniker so eine bessere Übersicht über den aktuellen Zustand geben. Wie oft ging die Tür auf und zu? Wann müssen Ersatzteile ausgewechselt werden? Arbeitet der Motor stärker als er soll? Sensoren übermitteln die Informationen an die Datenwolke. Algorithmen leiten daraus Informationen für die Wartung ab.

„Wir sind an einem Wendepunkt angelangt. Traditionelle Unternehmen verbinden ihre klassischen Geschäftsmodelle mit Analysen aus der Cloud“, sagte Turner im Gespräch mit dem Handelsblatt. „So lassen sich Ereignisse viel besser vorher sehen und neue Geschäftsmodelle finden.“

Geringere Ausfallzeiten dank der Cloud

Zwei Jahre lang haben die beiden Unternehmen an der Datenwolke für Aufzüge gearbeitet, die seit Dienstag unter dem Namen „Max“ ausgerollt wird. Die Kooperation geht auf ein Gespräch zurück, das Thyssen-Krupp-Manager Andreas Schierenbeck mit dem damaligen Microsoft-Chef Steve Ballmer in Berlin hatte. „In einer ersten Phase hilft uns Microsoft auch dabei, die Daten zu analysieren“, sagt Schierenbeck, der Thyssen-Krupps Aufzug-Sparte leitet.

Der Essener Konzern will mit den Erkenntnissen aus der Cloud antizipieren, wann ein Aufzug repariert werden muss und proaktiv die Service-Mitarbeiter in Stellung bringen. „Bislang musste uns der Kunde mitteilen, wenn etwas nicht mehr funktioniert.“ Die vorrausschauende Wartung soll sich auch bei den vielen Aufzugfahrern bemerkbar machen. Die zwölf Millionen Fahrstühle weltweit sind im Jahr 190 Millionen Stunden wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb, hat Thyssen-Krupp errechnet. Dank der Microsoft-Technologie könnten die Ausfallzeiten um die Hälfte verringert werden. Das spart wertvolle Zeit. Allein die Büroangestellten in New York verbrachten 2010 insgesamt 16,6 Jahre mit dem Warten auf Aufzüge.

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