Schon vor Monaten haben Kommunalpolitiker in Bayern davor gewarnt, dass das System der Flüchtlingsaufnahme kollabieren wird. Erste Anzeichen für den Zusammenbruch gibt es jetzt. Den Landkreisen und der Polizei ist kein Vorwurf zu machen: Sie leisten weit mehr, als man von ihnen erwarten konnte.
In Berlin wird derweil darüber diskutiert, ob illegaler Grenzübertritt straffrei gestellt werden sollte - das ist er ohnehin, wenn Flüchtlinge um Asyl bitten. Angesichts der Situation klingen solche Debatten wie ein Witz. Im Grenzland müssen die Bürger mitverfolgen, wie dem Staat offenbar die Kontrolle entgleitet, wenn Hunderte Flüchtlinge über Nacht einfach verschwinden. Bei vielen Menschen löst das eine elementare Verunsicherung aus, zumal weder ein Ende noch eine Begrenzung des Flüchtlingsandrangs absehbar sind und die Politik darauf keine Antworten findet.
Europa versucht den Schutzsuchenden zwar hier und da Zäune und andere Schikanen in den Weg zu stellen, doch letztlich kommen die Flüchtlinge von der griechischen Insel Lesbos ein paar Tage später in Bayern an. Das Problem wird von Staat zu Staat gerne weitergereicht. Am Ende der Kette ist es Österreich, das die Flüchtlinge so schnell wie möglich wieder loswerden will und sie deshalb in Bussen bis wenige Meter vor die bayerische Grenze schleust. Es ist eine Schande für das Nachbarland, dass es den Notleidenden dabei nicht einmal elementare Hilfe leistet. Andererseits spricht daraus auch der neue Geist Österreichs, in dem immer stärker Ausländerfeinde und Populisten den Ton angeben.
Sollen zu Weihnachten Menschen auf der Herbergssuche erfrieren?
Die bayerische Staatsregierung fühlt sich zu Recht nicht nur von Österreich, sondern auch von den anderen Bundesländern im Stich gelassen. Solidarität ist ein seltenes Gut in diesen Tagen, in denen jeder am liebsten seinen eigenen Zaun bauen möchte. Man kann sich auch fragen, warum in dieser Notlage nicht die Bundeswehr zur Erstversorgung der Flüchtlinge herangezogen wird, wo ihre Soldaten doch bei jedem Hochwasser Sandsäcke stapeln.
Eine bessere Verteilung löst zwar nicht das prinzipielle Problem der hohen Flüchtlingszahlen. Die chaotischen Zustände an der Grenze aber müssen allein schon deshalb so schnell wie möglich beendet werden, weil sie bei den Bürgern das Vertrauen in den Staat unterminieren. Und spätestens im Dezember wird Schnee fallen. Wenn es einfach so weitergeht wie jetzt, werden zur Weihnachtszeit Menschen auf der Herbergssuche erfrieren.
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