Vor einigen Wochen saß ich in einer informellen Runde mit Wissenschaftlern, Filmemachern und Politikern, es ging um den Aufstieg der extremen Rechten. Manche von ihnen hatten Mikrostudien betrieben, besaßen intime Kenntnis von Dörfern, in denen der allmähliche Aufstieg der Rechtsradikalen zu beobachten war. Sie beschreiben, wie die Rechten nach und nach den öffentlichen Raum beanspruchten, Freizeitangebote organisierten, während sich der Staat zurückgezogen hatte. Es gab in manchem Dorf keine Bushaltestelle mehr, eine rechte Initiative organisierte Bustransporte zu Sportereignissen oder Festen.
Es ist auch nicht falsch: Lokale Vernachlässigung kann zur Radikalisierung führen. Aber es ist nicht das ganze Bild. Vor lauter Kasuistik erkennen wir nicht, was in Bewegung geraten ist. Was wir gerade erleben, ist keine regionale, auch keine nationale Besonderheit, keine Reaktion auf irgendein lokales politisches Missmanagement. Der Aufstieg der radikalen Rechten ist eine schon lang bestehende und wohldurchdachte internationale politische Unternehmung.
Quelle : spiegel.de
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