Islamismus und Rechtsextremismus In der Zange

  28 September 2016    Gelesen: 618
Islamismus und Rechtsextremismus In der Zange
Unsere Gesellschaft, das liberale Europa, wird durch Islamismus und Rechtsextremismus bedroht. Doch wir scheinen die entscheidende Frage nicht zu begreifen: Wie wir uns gegen beide wehren können.
Wir wissen mehr als jede Generation vor uns, sind geradezu informationssüchtig. Ist es möglich, dass wir dennoch die entscheidende Frage nicht begreifen? Dass uns im Bestreben nach profunder Aufklärung jedes Ereignisses entgeht, in welche historische Situation wir geraten sind? Präzise analysieren wir den islamistischen Terror, den Aufstieg der extremen Rechten und die Schwäche Europas - aber jedes Phänomen und jedes einzelne Ereignis für sich. Lauter Pixel, die sich nicht zu einem Gesamtbild fügen.

Vor einigen Wochen saß ich in einer informellen Runde mit Wissenschaftlern, Filmemachern und Politikern, es ging um den Aufstieg der extremen Rechten. Manche von ihnen hatten Mikrostudien betrieben, besaßen intime Kenntnis von Dörfern, in denen der allmähliche Aufstieg der Rechtsradikalen zu beobachten war. Sie beschreiben, wie die Rechten nach und nach den öffentlichen Raum beanspruchten, Freizeitangebote organisierten, während sich der Staat zurückgezogen hatte. Es gab in manchem Dorf keine Bushaltestelle mehr, eine rechte Initiative organisierte Bustransporte zu Sportereignissen oder Festen.

Es ist auch nicht falsch: Lokale Vernachlässigung kann zur Radikalisierung führen. Aber es ist nicht das ganze Bild. Vor lauter Kasuistik erkennen wir nicht, was in Bewegung geraten ist. Was wir gerade erleben, ist keine regionale, auch keine nationale Besonderheit, keine Reaktion auf irgendein lokales politisches Missmanagement. Der Aufstieg der radikalen Rechten ist eine schon lang bestehende und wohldurchdachte internationale politische Unternehmung.

Quelle : spiegel.de

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