Dabei wurde der 1960 abgeschlossene "Indus Water Treaty", welcher eine gerechte Verteilung der Wasserressourcen zwischen den beiden Ländern gewährleisten soll, bisher immer als eine diplomatische Meisterleistung angesehen, auch auf internationaler Ebene. Immerhin hatten es auf diese Weise zwei verfeindete Länder auf fast schon vorbildhafte Weise geschafft, einen friedlichen Kompromiss auszuhandeln.
Dieser sollte sich in weiterer Folge auch weitgehend bewähren. Zwar haben Dammbauten flussaufwärts immer wieder die Pakistanis erzürnt, bis dato gab es jedoch die Wasserressourcen betreffend keine nennenswerten Auseinandersetzungen.
Dies könnte sich jedoch mit den neuen Wasserkraftanlagen ändern, welche Indien nun an drei Flüssen errichten möchte, die nach Pakistan fließen: dem Chenab, dem Jhelum und dem Indus. Während Indien beteuert, sich auch beim Bau dieser Anlagen strikt an das Abkommen zu halten, würden diese dennoch in jedem Fall eine Auswirkung auf die pakistanischen Wasserreserven haben. Das Land ist stark auf das aus der Himalaya-Region stammende Wasser angewiesen.
Sartaj Aziz, der Berater für Außendiplomatie des pakistanischen Premierministers Nawaz Sharif, erklärte jüngst gegenüber Reuters:
Die Drohung mit einem Wasserkrieg ist Teil einer militärischen, ökonomischen und diplomatischen Kampagne, um Druck auf Pakistan aufzubauen."
Der Konflikt fällt zeitlich auch mit Bestrebungen zusammen, Unruhe unter den Muslimen in der Konfliktregion Kaschmir zu stiften. Im September war es zu einem Angriff auf das indische Militärhauptquartier gekommen, der 18 Inder das Leben kostete.
Hierauf nahmen Sicherheitskräfte Meldungen zufolge zwei Pakistaner fest, die geholfen haben sollen, Attentäter in das indische Gebiet einzuschleusen. Eine konkrete Bestätigung für diese Darstellung gibt es bisher jedoch noch nicht.
Derzeit leidet ein Viertel der indischen Bevölkerung unter Wasserknappheit. Die Dürre der letzten beiden Jahre hat zu Ernteausfällen geführt und zum Selbstmord vieler Bauern, die sich durch die horrenden Wasserpreise hoch verschuldet haben. Besonders hart traf es die Region Punjab. Einst als ergiebiges Land bekannt, ist aus der Gegend eine Wüste entstanden.
Über 600 Millionen Inder sind von der Landwirtschaft abhängig. Der Staat subventioniert die Erzeugung und den Verbrauch von Elektrizität. Die Folge dieser Praxis ist jedoch, dass Bauern die Grundwasservorkommen leerpumpen. Zudem trägt der Anbau von Nahrungsmitteln mit hohem Wasserverbrauch in wasserarmen Regionen zur Verschlimmerung der Lage bei.
Jenseits der indischen Grenze in Pakistan sieht es nicht anders aus. Unter den drei geplanten Projekten bereitet Pakistan dabei das Sawalkot-Dammprojekt mit seiner geplanten Leistungsstärke von 1200 Megawatt die größte Sorge. Das Projekt würde den Pakistanern zufolge außerdem in die Erdbebenzone des Himalayas fallen und möglicherweise eine ökologische Katastrophe in Pakistan auslösen können.
Ein besonders schlechtes Vorzeichen hinsichtlich der Möglichkeit einer friedlichen Einigung ist, dass Indien nun auch die Teilnahme zum alljährlichen Treffen rund um das Wasserabkommen absagen wird. Indien insistiert auf dem Standpunkt, die Erlaubnis zu haben, mehr Wasser abzuschöpfen, ohne damit das Abkommen zu verletzen.
Aziz hingegen gab bekannt, dass Pakistan sich an den Internationalen Gerichtshof und die UN wenden würde, falls Indien das Abkommen nicht einhalte. Andere beschwören gar die Möglichkeit einer darüberhinausgehenden Eskalation. Die pakistanische Zeitung "The Nation" etwa titelt: "Indien zieht gegen Pakistan in den Krieg".
Quelle:rt
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