Sechs Schüsse auf Linienbus in Berlin abgefeuert

  08 Oktober 2016    Gelesen: 487
Sechs Schüsse auf Linienbus in Berlin abgefeuert
An einer Haltestelle im Zentrum Berlins stiegen gerade Menschen ein und aus, als sechs Schüsse die Busscheiben trafen.
Sechs Einschüsse zählen die Polizisten. Fünf im unteren, einen im oberen Teil des Busses, alle auf der Fahrerseite. Es ist Donnerstagabend, der Bus der Linie 100 steht am Straßenrand, doppelstöckig. Dahinter zwei Streifenwagen. Verkehrshütchen, grelles Blaulicht.

Die 100 ist eine der beliebtesten Buslinien in Berlin, sie verbindet den Zoologischen Garten mit dem Alexanderplatz. Auf dem Weg liegen Dom, Museumsinsel, Brandenburger Tor und das Gerippe des Stadtschlosses. Wer die 100 nimmt, macht eine Stadtrundfahrt zum Einzelfahrscheinpreis, das ist ein längst nicht mehr geheimer Tipp für Touristen.

Auf einen dieser beliebten Busse wurde am Donnerstag gegen 20.25 Uhr geschossen. An einer Haltestelle in der Nähe des Alexanderplatzes stiegen gerade Menschen ein und aus, als Projektile gegen die Fenster knallten, fünf davon in die Fahrerscheibe. Der Fahrer rief die Polizei, die Beamten brachen laut „BZ“ die beschädigten Scheiben völlig heraus. Verletzt wurde niemand.

Wer geschossen hat, ist unklar. Da die Fenster nicht völlig zersprangen, vermutet die Polizei, dass eine Luftdruck- oder CO2-Waffe benutzt wurde. Das erschwert die Ermittlungen: Eine solche Waffe kann jeder kaufen, der älter als 18 Jahre ist. „Ansonsten gibt es keine Beschränkungen“, sagt Jürgen Kohlheim, Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes.

Die Energie, mit der Luftgewehre und -pistolen ihre Kugeln abfeuern, ist in Deutschland auf 7,5 Joule begrenzt. Gefährlich sei das, wenn Weichteile wie das Auge getroffen würden, sagt Kohlheim.

Die Polizei will sich zu den Ermittlungen nicht äußern. Verdächtige gebe es noch nicht, hieß es am Freitag.

Schüsse auf Busse und Lkw

Immer wieder wurden in der Vergangenheit Busse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mit Luftdruckwaffen angegriffen. 2013 schoss ein junger Mann aus dem Dachfenster eines Hauses auf einen Bus. Er gab an, aus persönlichem Frust gehandelt zu haben.

2008 hörte ein Fahrer der Linie 147 vor dem Schlesischen Tor einen Knall und sah später eine Delle in der Frontscheibe – vermutlich benutzte der Täter ein Luftgewehr. Nur eine Woche später schossen Unbekannte auf einen Bus der Linie 221, eine Scheibe an der hinteren Tür brach. 2007 trafen drei Kugeln einen Bus in Berlin-Reinickendorf, die Polizei vermutete, dass sie mit einem Luftgewehr abgefeuert wurden.

In anderen Städten kam es in der Vergangenheit zu ähnlichen Angriffen. Erst in der vergangenen Woche hatte ein Unbekannter in Heidelberg einen Bus getroffen. Die hintere Scheibe zerplatzte, niemand wurde verletzt – auch in diesem Fall ging die Polizei davon aus, dass der Täter eine Luftdruckwaffe benutzte.

Zwischen 2008 und 2013 löste der „Autobahnschütze“ Angst aus: Mehr als 700 Mal schoss ein Lkw-Fahrer in ganz Deutschland aus seinem Führerhaus auf die Ladung von Kollegen, traf dabei auch Autos und verletzte mehrere Menschen, zum Teil schwer.

Vor Gericht sagte er später, er habe sich für das „rücksichtslose Verhalten“ vieler Auto- und insbesondere Lkw-Fahrer rächen wollen, auf deutschen Autobahnen herrsche ohnehin „Krieg“. Das Landgericht Würzburg verurteilte ihn 2014 zu zehneinhalb Jahren Haft.

Quelle : welt.de

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