Hunderttausende Haitianer brauchen Hilfe

  08 Oktober 2016    Gelesen: 700
Hunderttausende Haitianer brauchen Hilfe
Der Hurrikan „Matthew“ hinterlässt eine Spur der Verwüstung in der Karibik. Hunderte Menschen starben auf Haiti. Nun traf er auf die Ostküste Amerikas und sorgte vielerorts für Ausnahmezustände.
Nach Verwüstungen durch den Hurrikan „Matthew“, bei denen in der Karibik mindestens 480 Menschen starben, ist der befürchtete heftige Aufprall in den Vereinigten Staaten am Freitagmorgen vorerst ausgeblieben. Der Wirbelsturm zog vor der Atlantikküste des Bundesstaates Florida zwar mit starken Winden und heftigen Regenfällen nach Norden, ließ die Städte Miami und Fort Lauderdale aber ohne schwere Schäden hinter sich. Der Nationale Hurrikan-Center (NHC) hatte den Wirbelsturm zuvor zur Kategorie 3 mit Windgeschwindigkeiten von 178 bis 208 Kilometer in der Stunde heruntergestuft.

Als „Matthew“ am Donnerstag über die Bahamas hinwegzog, galt er mit bis zu 230 Stundenkilometer starken Böen noch als Hurrikan der Kategorie 4. Nach Warnungen des Gouverneurs von Florida, Rick Scott, hatten sich in den vergangenen Tagen Hunderttausende Bewohner der „Evakuierungszone“ in das Landesinnere in Sicherheit gebracht. Wie Scott am Freitagmorgen sagte, kampierten mehr als 22.000 Menschen in Notunterkünften. Etwa 3500 Mitglieder der Nationalgarde wurden in Bereitschaft versetzt. Laut Associated Press gingen aus Floridas Küstenregion nördlich von Miami am Freitagmorgen erste Notrufe von Bewohnern ein, die sich der Evakuierungsaufforderung widersetzt hatten. Unter anderen alarmierte eine Familie die Einsatzkräfte, nachdem der Wirbelsturm das Dach ihres Hauses auf Merritt Island in Brevard County heruntergerissen hatte.

Hurrikan „Matthew“ in Amerika: Obama ruft Ausnahmezustand für Florida aus
In der Region östlich von Orlando rückten die Einsatzkräfte bei Regen und starken Windböen auch immer wieder aus, um Feuer zu löschen und Deiche zu sichern. In den südlichen Bezirken des Bundesstaates, wo „Matthew“ etwa 480.000 Häuser von der Stromversorgung abschnitt, begannen die Energieversorger derweil, abgeknickte Masten wieder aufzurichten.

Ausnahmezustand in Florida, Georgia und Carolina

In den vergangenen Tagen hatten Hunderttausende Amerikaner in den Bundesstaaten Florida, Georgia, South Carolina und North Carolina ihre Häuser vernagelt und Vorräte angelegt, um „Matthew“ standzuhalten. Auf den Autobahnen bildeten sich zudem kilometerlange Schlangen von Bewohnern der Küstenregion, die sich im Landesinnern vor dem Wirbelsturm in Sicherheit brachten. Meteorologen sagten für den mehr als 800 Kilometer langen Küstenstreifen von Süd-Florida bis in das Gebiet um Charleston in South Carolina Wellen mit einer Höhe von bis zu drei Metern voraus. An den Flughäfen im Südosten der Vereinigten Staaten wurden bis Samstag etwa 4900 Verbindungen gestrichen, viele Schulen blieben geschlossen. Der Nationale Wetterdienst warnte am Freitagmorgen zudem vor heftigen Schäden auf den Barriere-Inseln vor Jacksonville. In einigen Regionen der Atlantikküste könnten in den kommenden Tagen bis zu 50 Zentimeter Regen fallen. Um Florida, Georgia und South Carolina mit Bundesmitteln unterstützen zu können, hatte der amerikanische Präsident Barack Obama schon am Donnerstag den Notstand für die Bundesstaaten erklärt.

Allein aus Haiti wurden mehr als 470 Tote gemeldet. „Matthew“ war am Dienstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 230 Kilometer in der Stunde über den karibischen Inselstaat hinweggefegt. Vor allem im Süden des Landes zerstörte der Hurrikan dabei Häuser, hob Dächer ab und riss Brücken aus dem Fundament. In der Küstenstadt Les Anglais starben mehrere Dutzend Menschen, aus der Gemeinde Chantal einige Kilometer landeinwärts wurden fast 100 Tote gemeldet. Die meisten wurden von umstürzenden Bäumen oder herumwirbelnden Trümmern erschlagen. Viele ertranken in den Flüssen des Inselstaates, die innerhalb weniger Stunden anschwollen. „Die Lage in Les Cayes ist katastrophal. Die Stadt ist überschwemmt, überall liegen Bäume, und man kann sich kaum bewegen“, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde südwestlich von Port-au-Prince, Claudette Regis Delerme, der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. Auch die Stadt Jérémie soll zerstört worden sein. Wie Yvonne Helle, eine Mitarbeiterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen für Haiti mitteilte, sei es vorerst nicht möglich, den Schaden genau zu beziffern, da viele Regionen nicht mehr erreichbar seien.

Nach Schätzungen des Koordinators für humanitäre Hilfseinsätze der Vereinten Nation (OCHA) benötigen mindestens 350000 Haitianer Hilfe. Die Organisation warnte zudem, dass die Regenfälle und Überschwemmungen der vergangenen Tage die Cholera-Epidemie des Inselstaates weiter verschlimmern könnten. Nach dem schweren Erdbeben des Jahres 2010, bei dem mehr als 300.000 Haitianer ums Leben kamen, waren in dem Inselstaat fast 10.000 Menschen an der bakteriellen Infektionskrankheit gestorben.


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