Die Flora und Fauna der Galapagosinseln sind spektakulär - und haben den Tourismus zur größten Einnahmequelle des Archipels gemacht. Doch wo Menschen auf eine eigentlich unberührte Natur treffen, sind Konflikte zwischen Schutz- und Wirtschaftsinteressen vorhersehbar.
Auswirkungen sind bereits sichtbar: Wasser und Strände verschmutzen, Tiere werden von Beobachtern gestört. Zudem heben die Besucher die Isolation auf, die das Naturparadies erst möglich machte: Sie schleppen fremde Arten ein, die sich rasch ausbreiten können - Tiere und Pflanzen, aber auch Parasiten und Krankheitserreger.
Wissenschaftler aus Ecuador haben nun hinterfragt, wie lange die Inseln noch Besucher ertragen könnten, bis es zu dauerhaften Schäden bei Natur und Umwelt kommen wird. Ihre Ergebnisse haben Stephen Walsh und Carlos Mena vom Galapagos Science Center auf San Cristóbal, der östlichsten der Galapagosinseln, in den "Proceedings" der US-nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS) veröffentlicht.
Die zentrale These lautet: Wenn sich die Gästezahl weiter so entwickle wie in den vergangenen zwei Jahrzehnten, sei bereits in wenigen Jahren nicht mehr gesichert, dass jeder Galapagosbesucher hochwertigen Naturtourismus erlebe. Zudem hätten die Sozial- und Verwaltungssysteme der Inseln schon mit der bisherigen Entwicklung nicht Schritt halten können - mit sozialen Ungerechtigkeiten und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen als Folge.
Andererseits sei zu erwarten, dass immer mehr Mitglieder von Fischerfamilien in den Tourismus wechselten, schreiben die Forscher. Dies könne das Maß an Überfischung mindern. In den vergangenen Jahren war es immer wieder zu Konflikten zwischen Naturschützern und Fischern gekommen.
Wie die Forscher bei der Studie vorgingen
Die Forscher nutzten für ihre Studie zwei Modelle: eines zur Entwicklung der Fischerei und eines zur Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt. Dabei berücksichtigten sie verschiedene Szenarien zur künftigen Entwicklung von Besucher- und Bewohnerzahlen.
Diese wiederum beeinflussen unter anderem die Einschleppung fremder Arten vom Festland oder anderen Regionen der Welt, den Verbrauch an Inselressourcen und die Umweltverschmutzung an Land und im Meer. Zu den vielen einbezogenen Parametern zählten demografische Daten wie die Geburtenrate, sozioökonomische wie der Bildungsstand und ökologische wie der Status der Schutzgebiete.
"Vor 1968 gab es keine Flüge zu den Galapagosinseln, man konnte nur mit dem Boot hingelangen", schreiben die Autoren. Seither habe der Tourismus dramatisch zugelegt: Die Besucherzahl habe sich drastisch auf mehr als 225.000 jährlich erhöht. Insgesamt hätten allein seit dem Jahr 2000 fast zwei Millionen Menschen den Archipel besucht. Zudem lebten inzwischen rund 30.000 Menschen dauerhaft auf den Inseln, die meisten davon vom Tourismus - 1972 waren es erst knapp 3500.
Inselhopping und mehr Hotels
Immer mehr Touristen übernachteten in Hotels an Land statt wie bisher auf Schiffen, heißt es in der Studie. Sie nutzen weit stärker die lokalen Ressourcen als die meist all-inclusive versorgten Bootstouristen. Statt von der Bootsbesatzung würden sie zudem von Servicepersonal versorgt, das auf den Inseln lebe. Lange Ausflüge in den Naturpark und Inselhopping seien zur Regel geworden. Und der Trend setze sich fort: Der Bau weiterer Hotels sei geplant.
Die Galapagosinselgruppe gehört zu Ecuador. Mit insgesamt 7844 Quadratkilometern ist sie etwa dreimal so groß wie das Saarland. Fast die gesamte Fläche steht unter strengem Naturschutz. Galapagos war die erste Region, die die Unesco 1978 auf ihre Welterbeliste setzte.
Zu den vielen nur dort vorkommenden Arten zählen Galapagos-Seelöwe, Meerechse, Galapagos-Pinguin und die Darwin-Finken. Die weltweit einmalige Tier- und Pflanzenwelt konnte entstehen, weil die Inseln geografisch isoliert liegen: Das Archipel liegt etwa 1000 Kilometer vor der ecuadorianischen Küste im Pazifischen Ozean.
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