„Der Daesh nahm unser Dorf vor zwei Jahren ein. Die ganze Zeit wurden wir sehr grausam behandelt. Die Terroristen verboten sogar, Musik zu hören und fernzusehen. Wenn bei einer Frau auf der Straße unter dem Schleier auch nur eine Haarsträhne hervorkam, wurde sie ausgepeitscht. Aus Angst vermieden die Menschen, auf die Straße zu gehen. Die Extremisten sagten uns, wir sollten uns gemäß den Vorschriften des Islams verhalten, und diejenigen, die nicht gehorchen, würden hart bestraft. Uns wurde das Rauchen verboten. Wir rauchten in der Nacht und verheimlichten dies. Wir waren wie lebende Toten“, sagte sie.
Felize Mustafa spricht mit Tränen in den Augen, wie die Daesh-Extremisten vor ihren Augen ihrem Sohn den Kopf abschnitten. „Sie töteten meinen Sohn Ali auf dem Platz, schnitten ihm den Kopf ab, weil er früher bei der Polizei der irakischen Regierung arbeitete. Ich sah dies mit eigenen Augen. Mein Sohn war nicht schuld. Er wurde nur getötet, weil er irakischer Polizist war. Ich bat: Töten sie lieber mich statt ihn, doch sie hörten nicht zu. Sie nahmen meinen Sohn. Er war 30. Er war verheiratet und hatte drei Kinder.“
Der 36-jährige Mustafa Hesen, ebenfalls aus dem Dorf Tabzava: „Ich floh aus dem Dorf Tabzava zusammen mit sechs Kindern. Die Grausamkeit der Daesh-Extremisten kannte keine Grenzen. Uns wurde verboten zu rauchen, den Bart zu rasieren, fernzusehen, Musik zu hören. Die Dschihadisten zwangen uns, sich ihren Befehlen unterzuordnen und kontrollierten unser Leben bis ins Kleinste. Alles Lob gebührt Allah, dass die Extremisten jetzt aus unserem Dorf vertrieben wurden. Das ist das einzige, was uns beruhigt. Wir wollen unbedingt in unsere Häuser zurückkehren, doch dies wird erst möglich sein, wenn die Daesh-Extremisten völlig vernichtet werden. Bislang können wir nicht in unser Dorf zurückkehren, weil wir Angst haben, dass sie uns wieder angreifen. Bis dahin werden wir in einem Flüchtlingslager in Erbil untergebracht.“
Der 64-jährige Zeki Ibrahim, der aus dem Dorf Bartilla nahe Mossul floh: „Ich rasierte mir auf dem Weg von Mossul nach Erbil den Bart ab. Die Daesh-Extremisten verboten uns, den Bart zu rasieren. Wir standen unter ständigem Druck und Kontrolle. Sie verfolgten ständig unsere Schritte. Oft marschierten sie unerwartet in die Häuser und sahen nach, was wir machen. Wir wagten es nicht, unsere Verwandten und Bekannten anzurufen, die außerhalb Mossul wohnen, weil die Terroristen unsere Handys abhörten. Wer gegen die Regeln verstieß, wurde auf dem Zentralplatz bestraft – Schläge mit Peitschen und andere Strafen waren eine gewöhnliche Sache. Einmal wurden alle Einwohner auf den Platz zusammengerufen, aus der dritten Etage wurde ein Mensch heruntergeworfen, dem homosexuelle Verbindungen vorgeworfen wurden. Ein anderes Mal wurden die Einwohner gezwungen, eine Frau zu Tode zu steinigen, die wegen ehelicher Untreue erwischt wurde.“
Der geflohene Einwohner des Dorfs Zeydani, Murad Hemo: „Wir wohnten unter dem ständigen Druck seitens der Dschihadisten und in Angst vor Strafen. Sie kontrollierten völlig unser Leben, insbesondere darin, was die Kleidung und den Alltag betraf. Bei den Frauen durften nur die Augen zu sehen sein, alle anderen Körperteile mussten völlig unter der Kleidung verdeckt werden. Spezielle Frauenpatrouillen achteten sehr aufmerksam darauf, dass alle Frauen den Regeln folgen. Diejenigen, die die Regeln verletzten, wurden sofort mit Peitschenschlägen bestraft. Männer, die ihren Bart abschnitten, wurden ebenfalls mit der Peitsche bestraft und mussten Geldstrafen zahlen. Diejenigen, die zum zweiten Mal beim Bartabschneiden erwischt wurden, wurden ins Gefängnis gebracht, bei ‚ernsthafteren‘ Verstößen drohte die Todesstrafe.“
Quelle : sputnik.de
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