Warum Amerikaner Trump fürchten

  08 November 2016    Gelesen: 867
Warum Amerikaner Trump fürchten
Der nächste US-Präsident heißt womöglich Donald Trump. Für viele US-Amerikaner ist das eine Horrorvorstellung.
Donald Trump ist der unbeliebteste US-Präsidentschaftskandidat, den es jemals gab. Dennoch hat er durchaus gute Chancen, Barack Obama zu beerben. Das liegt daran, dass die ehemalige New Yorker Senatorin Hillary Clinton fast genauso unbeliebt ist wie der New Yorker Immobilienmogul Trump. Und so ist in der Metropole kurz vor der Wahl die Angst zu spüren, dass das lange Undenkbare tatsächlich Wirklichkeit wird.

"Das darf doch nicht wahr sein", stöhnt Peter, der in einem Café im hippen Williamsburg in seinem Kaffeebecher rührt. "In was für einem Land lebe ich eigentlich?" Das fragen sich hier viele. Denn aus ihrer Sicht ist Trump unwählbar - völlig unabhängig davon, wie sie zu Hillary Clinton stehen.

"Trump ist ein Alptraum"

Es ist zu kurz gegriffen, Trump als Witzfigur zu zeichnen. Wer über seine Frisur, seine Sprache, seine Eitelkeit spottet, macht es sich zu einfach. "Die Sache ist ernst. Trump ist ein Alptraum", meint Katja. Die Rechtsanwältin wartet auf die nächste U-Bahn in Richtung Manhattan. "Hoffentlich geht es gut aus", sagt sie bevor sie in einen der grauen Waggons steigt.

Wie viele ihrer Landsleute hält die Juristin Trump für völlig ungeeignet, Präsident zu sein. Er hatte noch nie ein politisches Amt inne, sein Werdegang besteht in erster Linie aus dem Vorantreiben von Immobilienprojekten und aus Selbstdarstellung im Reality-TV.

Hinzu kommt, dass Trump – zurückhaltend formuliert – ein distanziertes Verhältnis zu demokratischen Institutionen hat. So stellt er die Pressefreiheit genauso in Frage wie die Unabhängigkeit der Justiz. Er dachte laut darüber nach, Muslimen die Einreise in die USA zu verwehren und Millionen Einwanderer aus dem Land zu weisen. Trump kündigte an, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu errichten.

Oberbefehlshaber einer Supermacht

Während der dritten Präsidentschaftsdebatte weigerte sich Trump zu sagen, ob er eine Niederlage bei der Wahl akzeptieren wird. "Ich lasse Euch im Unklaren", sagte er. Trump drohte, seine Gegnerin Clinton wegen der E-Mail-Affäre vor Gericht stellen und einsperren zu lassen. Er lobt Russlands Präsidenten Wladimir Putin als hart und durchsetzungsfähig.

"Trump ist unberechenbar, autoritär und intolerant", sagt Peter. "Und dieser Mann steht kurz davor, den Zugang zu den nuklearen Codes zu bekommen." Seine Freundin Julia stimmt ihm zu. "Er ist ein Chauvinist", ergänzt sie.

Andere weisen auf Trumps laxen Umgang mit der Wahrheit hin. So behauptete er, er habe gesehen, wie in New Jersey tausende Muslime die Anschläge vom 11. September bejubelten. Als ihm von Journalisten vorgehalten wurde, dass das nicht stimmen könne, wiederholte er die Aussage, verspottete einen behinderten Reporter und behauptete dann, das nicht getan zu haben – obwohl die Szene auf Video festgehalten ist.

"Ein prinzipienloser Populist"

"Der Mann ist ein Anhänger von Verschwörungstheorien", sagt Ashley, der in der Immobilienbranche tätig ist. "Trump hat tatsächlich behauptet, der Klimawandel sei eine von den Chinesen in die Welt gesetzte Falschinformation." Doch das sei nicht das Schlimmste: "Trump ist schlicht und ergreifend ein prinzipienloser Populist."

So vielfältig und bunt New York ist, so unterschiedlich ist auch die Kritik an Trump. Nicht nur liberalen, auch einigen konservativen Einwohnern der Millionenmetropole graut es vor Trump. "Ich bin Republikaner", sagt Jim und seufzt tief. "Ich habe die Bushs gewählt. Ich habe Reagan gewählt. Aber Trump wähle ich ganz bestimmt nicht."

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