New Balance, ein Unternehmen aus Boston, Massachusetts, hat offen seine Unterstützung für den künftigen US-Präsidenten Donald Trump kommuniziert. Denn: Die Pläne Trumps, das von Barack Obama bereits ausgehandelte transpazifische Freihandelsabkommen (TPP) aufkündigen zu wollen, sind ganz im Sinne der Bostoner. "Bei der Obama-Regierung stießen wir auf taube Ohren und ehrlich gesagt glauben wir, dass die Dinge mit dem künftigen Präsidenten Trump in die richtige Richtung gehen", hatte der PR-Chef des Unternehmens dem "Wall Street Journal" gesagt.
"Not my Sneaker"
Es ist eben diese Haltung, an der sich viele Trump-Gegner – und New-Balance-Träger – stören. Ihrem Ärger machen sie in den sozialen Medien Luft und veröffentlichen Bilder und kurze Clips, die zeigen, wie sie ihre Schuhe in den Müll werfen. Einige aufgebrachte Schuhbesitzer setzen ihre Sneaker sogar in Brand und formulieren den Slogan "Not my President" in "Not my Sneaker" um.
Doch was treibt die Firma dazu, derart offen politisch zu kommunizieren? Das könnte man wohl als klassisches Beispiel für Protektionismus US-amerikanischer Produktionsstätten bezeichnen. Tatsächlich leuchtet die Logik der PR-Abteilung bis zu einem gewissen Punkt ein. Das Unternehmen produziert als einer der wenigen Sportartikelhersteller seine Schuhe noch in den USA, statt die Produktion wie die meisten Mitwerber an Subunternehmer in Fernost auszulagern.
New Balance fürchtet jedoch, durch das Wegfallen von Handelsbeschränkungen auf absehbare Zeit in seinen Produktionsstätten in Maine und Massachusetts Stellen streichen zu müssen. "Wir haben einen anderen Blick auf den Welthandel – wir wollen mehr Schuhe in den USA herstellen, nicht weniger", teilte das Unternehmen als Reaktion auf die Proteste mit.
Was zunächst einleuchtend klingt, lässt jedoch an zentraler Stelle den Blick fürs große Ganze vermissen. Denn: Auch wenn große Rivalen wie Nike ihre Produkte im Ausland fertigen lassen – in der Branche hat längst ein Ringen um die Roboterisierung von Produktionsabläufen begonnen. Und die findet ganz unabhängig von Standorten in Niedriglohnländern statt.
Wenn erstmal Roboter beginnen, Schuhe zu nähen und zu kleben, dann lässt sich die Produktion lokalisieren, Zeit einsparen und sogar billiger fertigen als per Handarbeit in Asien. "Als Sportunternehmen wissen wir: Schnelligkeit siegt", wusste bereits der scheidende Adidas-Chef Herbert Hainer. Die Herzogenauracher haben derzeit die Nase vorn bei der Entwicklung produktionstechnischer Zukunftsvisionen – doch dass auch US-Konkurrenten wie Nike oder Under Armour in die Forschung investieren, dürfte außer Frage stehen.
"Speedfactory" als neuer Maßstab
Under Armour hat jüngst in einer limitierten Auflage Sportschuhe im 3D-Drucker hergestellt und für 300 Dollar das Paar verkauft. Experten schätzen, dass die Technologie, an der Adidas mit seinem Technikpartner Oechsler arbeitet, wesentlich kostengünstiger als 3D-Druck sein wird.
Und New Balance? Im hart umkämpften Markt für Sportartikel kann es sich ein Unternehmen kaum leisten, nicht mit der Entwicklung Schritt zu halten. Wenn Adidas also verspricht, mit seiner "Speedfactory" die Industrie zu revolutionieren und Schuhe künftig fünf Stunden nach Bestellung auszuliefern, dürfte von dem Unternehmen aus Boston kaum eine Gegenrevolution zu erwarten sein.
Computer und Roboter werden in Zukunft Millionen Jobs verdrängen, daran ist wohl wenig zu rütteln. Fest steht ebenfalls, dass diese Entwicklung auch ein Donald Trump nicht aufhalten wird.
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