Ross, der zu den engen Beratern von Trump im Wahlkampf gehörte, setzte sofort einen ersten Akzent: "Wir haben dummen Handel betrieben", sagte er. Er bevorzuge bilaterale Handelsabkommen statt regionaler Vereinbarungen wie dem transpazifischen TPP. Der 79-Jährige stellte damit klar: Er steht hinter Trumps Plan, Amerika auf protektionistischen Kurs zu bringen.
Ross wird der Mann sein, der sich im Namen Trumps gegen den China-Handel stemmen, Einfuhrzölle auf chinesische Waren einführen und Freihandelsverträge neu verhandeln muss - "Amerika zuerst" eben. "Trump sei es ernst damit", sagte der Spendensammler der ersten Stunde für Trump einmal bei einer Gelegenheit.
Ross ist gelernter Bankrottspezialist. Wie die meisten in der neuen Regierung hat er wenig politische Erfahrung. Sein auf 2,9 Milliarden Dollar geschätztes Vermögen machte er mit Unternehmen, die vorm Ruin standen. Der "König der Pleiten" restrukturierte sie und verkaufte sie danach wieder. Dabei ging er große finanzielle Risiken ein. Manchmal verlor er, häufig genug machte er aber auch Profit. In den Augen der einen war er dadurch ein Held, der Jobs rettete. In denen Augen der anderen ein Schurke, der sich am Niedergang anderer gesund stieß. Eine Heuschrecke, wie solche Investoren abfällig bezeichnet werden.
Das Unternehmen USA
Trump will die Industrie nach Amerika zurückholen und so viele neue Arbeitsplätze schaffen. Die risikoerprobten Spekulanten sollen das "Unternehmen Amerika" so umstrukturieren, dass es auf eigenen Beinen stehen kann. Ross` Aufgabe wird es sein, dafür zu sorgen, dass es viele neue Produkte Made in America auf dem Weltmarkt geben wird. Letztlich werden er und sein Ministerkollege Mnuchin darüber entscheiden, ob Trump seinen Wählern zu viel versprochen hat.
Ross ist wahrscheinlich einer der wenigen im Team des Präsidenten, die den nächsten mächtigsten Mann der Welt in der Rolle des Schwächeren kennengelernt haben. Erstmals sind sie sich in den späten 90er Jahren begegnet. Ross spielte eine wichtige Rolle bei der Rettung von Trumps Casino "Taj Mahal". Damals vertrat er eine Gruppe unzufriedener Investoren, die Trump entmachten und selber die Kontrolle übernehmen wollten. Ross hielt gegen, die Trump-Liegenschaft sei mehr wert mit Trump an der Spitze, argumentierte er. Trump blieb. Erst 2009 zog sich der Unternehmer weitgehend aus dem Glücksspielgeschäft in der US-Ostküstenstadt Atlantic Citiy zurück. Inzwischen ist der Komplex pleite.
Es sei eine schwierige Mittlerrolle gewesen, die zu großen Spannungen geführt hätte, erzählte Ross später einmal. Er sei "ziemlich aggressiv" mit Trump umgegangen, es sei ein "sehr schlechter Moment" für diesen gewesen. Gleichzeitig habe er sich damals aber auch "großen Respekt" verdient. Mit dem Posten im Weißen Haus wird Ross knapp 20 Jahre später vielleicht die größte Anerkennung für seine jahrzehntelange Loyalität gezollt.
Fangemeinde im "Rust Belt"
Später machte Ross mit seinen Käufen und Umstrukturierungen im "Rust Belt" der USA Furore. Ross ist den Menschen in der Stahlregion in guter Erinnerung. Es sind die Wähler, die maßgeblich zu Trumps Triumph beigetragen haben. Ross` größter Erfolg war es damals, dass er 2002 bankrotte Stahlkonzerne - darunter Bethlehem Steel - in der International Steel Group bündelte, die er dann an den indischen Stahlkonzern Mittal weiterverkaufte.
Die Gewerkschaft unterstützte den Deal damals. Später wurde bekannt, dass Ross seinen Einsatz bei dem Deal verzwölffacht hat. Ein Investmentbanker aus der damaligen Zeit berichtete dem "Wall Street Journal" später, dass es niemanden sonst gegeben hätte, der investieren wollte. Auf Stahl folgte Kohle. Wieder übernahm Ross angeschlagene Produzenten und fügte sie zu einem Konglomerat zusammen, um sie so wiederzuverkaufen. Heute investiert er in strauchelnde Ölunternehmen.
Ein Konkurspezialist für Trumps neues Amerika? Irgendwie passt es auch. Trump will Amerika mit einem milliardenschweren Konjunkturprogramm voranbringen. Es sind große Investitionen geplant, alles auf Pump. Sie werden mit aller Wahrscheinlichkeit den Schuldendeckel der USA sprengen. Wie Ross diese Aufgabe meistern wird, dürfte spannend werden.
Ross wird die Wirtschaftsministerin von Barack Obama, Penny Pitzker, die ebenfalls Milliardärin ist, beerben. Pizker gehört einer der reichsten Familien Amerikas an. Ihr Vater und ihr Bruder gründeten die Hyatt-Gruppe, eine der größten Hotelketten der Welt. Wie Trump verfügt Ross über Geschäftsbeziehungen in der ganzen Welt. Zumindest für die Zeit, die er im Staatsdienst ist, wird er sie ruhen lassen müssen.
Eine weitere Superreiche, die Trump für sein Kabinett gesetzt hat, ist die Milliardärin und Gouverneurin von South Carolina, Betsy de Vos. Sie soll Bildungsministerin werden. Barack Obama wird die Amtsgeschäfte am 20. Januar an seinen Nachfolger übergeben. Mnuchin, Ross und de Vos müssen alle noch vom Senat bestätigt werden. Schon jetzt ist klar, es weht ein neuer Wind in Washington.
Tags: