Polizistinnen im Hidschab: Warum afghanische Frauen sich dem Polizeidienst entziehen

  06 Dezember 2016    Gelesen: 780
Polizistinnen im Hidschab: Warum afghanische Frauen sich dem Polizeidienst entziehen
Obwohl das afghanische Innenministerium erst im Vorjahr 5.000 Stellen für Frauen bei der Polizei des Landes gewährt hat, sind fast alle Stellen noch immer vakant. Die Leiterin des Departements für Gender-Angelegenheiten und Menschenrechte, General Hekmat Shahi, spricht im Sputnik-Interview am Montag über die Gründe.
„Wir haben ein umfassendes Programm zur Popularisierung des Polizeidienstes, besonders für Frauen, eingeleitet. Wir bewerben dies in allen öffentlichen TV-Sendern. Wir wollen aber eine engere Koordination mit den verschiedensten Behörden, um ein reales Ergebnis zu erzielen. Außerdem rechnen wir mit der Erziehungsarbeit in Familien: Es ist wichtig, dass die Eltern ihre Töchter von der Attraktivität des Polizeidienstes überzeugen können“, sagte Hekmat Shahi.

ennoch gibt es ihr zufolge Hindernisse, die derweil dazu führen, dass der Beruf einer Polizeibeamtin unter afghanischen Frauen nicht populär ist. Eines der größten Probleme sei es, dass sowohl junge Mädchen als auch Ehefrauen in ihren Familien selbstständig nichts entscheiden dürften.

Ihr Interesse spiele nur selten eine zentrale Rolle, häufiger würde dieses einfach nicht berücksichtigt. Frauen seien gezwungen, die von deren Männern getroffenen Entscheidungen zu akzeptieren, darunter auch in Bezug auf die Berufswahl. „Ich bin davon überzeugt, dass Polizist der beste Beruf in Afghanistan ist. Die nationalen Sicherheitskräfte, denen allseitige Unterstützung geleistet wird, werden von Jahr zu Jahr nur stärker. In unserer Polizei werden alle in der Scharia vorgesehen Normen eingehalten, darunter auch das Tragen des Hidschabs.

Außerdem gelten für Männer und Frauen verschiedene Regeln für die Arbeitseinstellung. Beispielweise haben Frauen einige Vergünstigungen wie erhöhtes Urlaubsgeld und ein Praktikum im Ausland, beispielsweise in der Türkei“, betonte Hekmat Shahi. Die Lage in Afghanistan hat sich in den letzten Monaten deutlich verschlechtert. Die Taliban, die zuvor ein großes Territorium in den ländlichen Gebieten des Landes eingenommen hatten, starteten eine Offensive auf Großstädte. Zudem nahm der Einfluss der Terrormiliz Daesh (auch „Islamischer Staat“, IS) in Afghanistan zu.

Quelle : sputnik.de

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