Daimler belohnt gesunde Mitarbeiter
Der Bonus wird in vier Teilen vergeben. Für jedes Quartal, in dem man nicht krank war, gibt es 50 Euro. Bei einem Tag Arbeitsunfähigkeit im Quartal erhalte der Mitarbeiter noch 30 Euro Bonus, heißt es in einer Mitteilung von Daimler. Vom zweiten Krankheitstag an entfalle der Bonus für das Quartal. Eine längere Krankheitsbedingte Abwesenheit in einem Quartal gefährdet aber nicht den Bonus der anderen Quartalen, in denen man durcharbeitet. Damit sei sichergestellt, dass auch durch einmalig längere Krankheiten nicht der komplette Jahresbonus entfalle. Für Mitarbeiter mit chronischen Erkrankungen gebe es eine Härtefallregelung. Die Regelung zielt darauf ab, dort einen Anreiz zu setzen, wo Beschäftigte die Möglichkeiten des Krankmeldens zu ihren Gunsten ausgenutzt haben.
Daimler zahlt traditionell hohe Boni
Während Gesundheitsmanagement inzwischen in vielen Betrieben ernst genommen wird, ist ein solches Bonus-System außergewöhnlich. Indirekt fließt das Gesundsein allerdings auch beim Konkurrenten BMW in die Vergütung ein. Dort ist die Erfolgsbeteiligung an die Zahl der geleisteten Arbeitstage gekoppelt.
Ob der finanzielle Anreiz ausgerechnet bei Daimler-Mitarbeitern wirkt, ist unter Betriebsräten durchaus diskutiert worden. Schließlich werden in der Autoindustrie ohnehin überdurchschnittlich hohe Einkommen bezahlt, und Daimler zahlt traditionell auch hohe Boni, die sich am Gewinn des Konzerns orientieren. Für das vergangene Jahr beispielsweise gab es eine Erfolgsbeteiligung von 5650 Euro.
Testweise lief das Programm schon
Daimler dürfte freilich handfeste Gründe haben, den Anwesenheitsbonus als Anreiz zu setzen, denn das System ist ausgiebig erprobt worden. Zwei Jahre lang, vom Herbst des Jahres 2013 bis zum Herbst 2015, gab es das Programm schon in der Stuttgarter Konzern-Zentrale sowie am Standort Kassel, wo Teile für Nutzfahrzeuge produziert werden, und im Werk Bremen, wo Mercedes-Personenwagen montiert werden. Über die Entwicklung des Krankenstands in diesen Werken gibt der Konzern allerdings keine Auskunft, und auch nicht über den der Gesamtbelegschaft.
Teil des Pilotversuchs waren auch zahlreiche weitere Leistungen für die Mitarbeiter. So konnten die Beschäftigten sich von den Werksärzten umfassend untersuchen lassen, was offenbar auf großes Interesse in der Belegschaft stieß - sei es, weil es praktisch war, oder auch, weil es sich teilweise um Untersuchungen handelte, die von den Krankenkassen nicht bezahlt werden. Auf Grundlage der Daten konnten sich die Mitarbeiter beraten lassen, beispielsweise zu Ernährungsfragen, zur Raucherentwöhnung oder zu ergonomischem Arbeiten. Solche Beratungen und Kurse fanden zum Teil direkt am Arbeitsplatz und damit auch während der Arbeitszeit statt.
Einen Zusammenhang zwischen dem Anwesenheitsbonus und dem Gesundheitscheck habe es nie gegeben, heißt es von Daimler. Die Werksärzte seien zum Stillschweigen verpflichtet. Die erhobenen Daten würden auch innerhalb des Konzerns nicht weitergegeben. Alle Angebote seien zudem freiwillig. Bezogen auf die aktuelle Betriebsvereinbarung gibt es allerdings sehr wohl einen Zusammenhang. Während die freiwilligen Untersuchungen, Präventionsmaßnahmen und Gesundheitskurse auf nahezu uneingeschränkte Zustimmung bei Betriebsräten stießen und auch von Seiten der IG Metall für gut befunden wurden, gab es gegenüber der Anwesenheitsprämie durchaus Skepsis. Daimler hat nach Informationen der F.A.Z. den Abschluss der Betriebsvereinbarung allerdings davon abhängig gemacht, dass das Gesamtpaket vereinbart wird.
Im vergangenen Herbst haben Betriebsrat und Konzernführung schon ein Grundsatzpapier zum Thema Generationenmanagement verabschiedet. „Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, die Arbeit so zu gestalten, dass alle Beschäftigten ihr volles Potential in jeder Lebensphase ausschöpfen können“, sagte Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth damals - und fügte hinzu: „Wir sehen eine Alterswelle auf uns zurollen.“ Die Mitarbeiter von Daimler sind im Durchschnitt 44 Jahre alt.